Німецька мова надзвичайно багата сталими зворотами. Мені, як вчителю, завжди хотілося дізнаватися їх більше і більше, особливо, якщо вони були пояснені в яскравих прикладах чи картинках - тоді вирази запам'ятовувалися найкраще. Відтоді їх в мене назбиралося на цілий збірник, який і хочу запропонувати моїм колегам по професії.
У продовження мого збірника дозволю собі додати і «курйозні німецькі словечка» з архіву он-лайн журналу Німецька хвиля, проекту «Слово тижня»( http://www.dw.de/deutsch-lernen/wort-der-woche ), які я перевела у книжковий формат і які, на мою думку, просто таки необхідно знати кожному,хто цікавиться німецькою мовою і культурою.
ЛЬВІВСЬКА ЛІНГВІСТИЧНА ГІМНАЗІЯ
Лялька Л.Я.
WIE SICHER
VERWENDEN SIE REDEWENDUNGEN?
Навчальний посібник
Львів
Проект ТЗ
2016
Від автора:
Кожен вчитель, особливо філолог, повинен постійно вдосконалюватися у своїй професії. Мова не стоїть на місці, постійно з"являються нові слова, нові вирази, і дуже часто в них захований певний підтекст, те, що неможливо перекласти дослівно. Німецька мова надзвичайно багата сталими зворотами. Мені, як вчителю, завжди хотілося дізнаватися їх більше і більше, особливо, якщо вони були пояснені в яскравих прикладах чи картинках - тоді вирази запам’ятовувалися найкраще. Відтоді їх в мене назбиралося на цілий збірник, який і хочу запропонувати моїм колегам по професії.
У продовження мого збірника дозволю собі додати і «курйозні німецькі словечка» з архіву он-лайн журналу Німецька хвиля, проекту «Слово тижня»( http://www.dw.de/deutsch-lernen/wort-der-woche ), які я перевела у книжковий формат і які, на мою думку, просто таки необхідно знати кожному,хто цікавиться німецькою мовою і культурою.
Viel Spaß beim Deutschlehren!
Wie sicher verwenden Sie Redewendungen?
Sagen Sie manchmal, dass Sie im Dunkeln tappen, wenn Sie eine Frage nicht beantworten oder ein Problem nicht lösen können? Oder dass man den Tag nicht vor dem Abend loben soll, wenn eine Sache zwar gut begonnen hat, aber noch nicht zu Ende ist? Müssen Sie manchmal etwas auf Herz und Nieren prüfen, bevor Sie eine Entscheidung treffen können? Bekommen Sie schnell kalte Füße oder können Sie immer ein Ass aus dem Ärmel schütteln? Testen Sie jetzt Ihr Wissen über Redensarten!
Geld wie Heu haben
Heu ist getrocknetes Gras. Hat jemand Geld wie Heu, dann ist er sehr reich. "Was? Peters Vater bezahlt euch den ganzen Urlaub?" – "Toll, oder? Peters Vater ist Millionär. Der hat einfach Geld wie Heu!"
mit Hängen und Würgen
Wenn jemand etwas mit größter Mühe und viel Glück erreicht oder schafft, sagt man, er schafft es mit Hängen und Würgen: „Theo hat sein Examen wirklich nur mit Hängen und Würgen geschafft.“
Es geht rund
Dieser umgangssprachliche Ausdruck bedeutet: Es ist viel Betrieb und es gibt sehr viel Arbeit, sodass man nicht zur Ruhe kommt. „Ich bin total kaputt! Bei uns im Büro geht es zurzeit rund: Vor den Feiertagen ist es immer viel zu tun. Und jetzt ist noch eine Kollegin im Urlaub, und die andere ist krank! Ich weiß gar nicht, wie ich das alles schaffen soll. “
der springende Punkt
„Ich weiß nicht, ich glaube, das Gymnasium ist nicht die richtige Schule für Lea. Sie tut sich schwer und hat oft schlechte Noten."- "Nein, da bin ich anderer Meinung: Lea ist sehr klug. Aber sie lernt einfach nicht und macht keine Hausaufgaben – das ist der springende Punkt!" In der Umgangssprache ist der "springende Punkt" ein Faktor, der entscheidet und der Grund für etwas ist.
ans Bein pinkeln
„Ich würde lieber mal aufpassen, was du sagst. Am Ende wird das Anna erzähle ich mal, was ich über sie alles weiß!“ Jemandem ans Bein pinkeln ist umgangssprachlich. Es bedeutet, jemandem zu schaden oder sich so zu verhalten, dass die Person große Probleme bekommt.noch dem Lehrer erzählen!“ „Nee, die kann mir nicht ans Bein pinkeln – sonst
am Stock daherkommen
Diese Redewendung bedeutet, dass jemand sehr kaputt ist oder sehr müde, zum Beispiel weil er oder sie viel gearbeitet oder wenig geschlafen hat. „Meine kleine Tochter schläft keine Nacht durch! Jede Nacht muss ich zwei Mal aufstehen und sie füttern. Wenn das so weitergeht, komme ich bald am Stock daher!“
im gleichen Boot sitzen
Wenn alle im gleichen Boot sitzen, bedeutet das: Alle sind in der gleichen Situation, und zwar in einer schlechten: „Wenn die Firma zumacht, verlieren wir alle unsere Arbeitsplätze. Das heißt, wir sitzen alle im gleichen Boot.“
frech wie Oskar sein
Ein Kind, das wenig Respekt vor Erwachsenen hat und lustig und provokativ ist, ist ein freches Kind. Wenn das Kind sehr frech ist, sagt man auch: „Du bist ja frech wie Oskar!“
zum Mäusemelken (sein)
„Verflixt! Jetzt ist mir schon wieder Tomatensoße auf mein weißes T-Shirt gekommen! Gerade frisch angezogen, und schon wieder dreckig. Das ist doch zum Mäusemelken!“ Mit dieser Redewendung drückt man in der Umgangssprache aus, dass man sich über etwas sehr ärgert oder schon so verzweifelt ist, dass man auch Mäuse melken würde. Denn eigentlich melkt man ja nur Kühe, um Milch von ihnen zu bekommen.
in den Miesen sein
So sagt man, wenn man auf seinem Bankkonto Schulden hat. „Mist, wir sind schon wieder in den Miesen! Irgendwie kommen wir mit dem Geld einfach nicht aus; am Monatsende ist einfach immer zu wenig Geld auf dem Konto!“
jemandem ist eine Laus über die Leber gelaufen
Diese Redewendung benutzt man, wenn jemand sehr schlecht gelaunt ist und sich über jede Kleinigkeit ohne Grund ärgert. „Sag mal, was ist mit dir eigentlich los? Ist dir heute eine Laus über die Leber gelaufen?“
Kohldampf haben
„Hoffentlich ist das Essen bald fertig! Ich habe so einen Kohldampf!“ So drückt man in der Umgangssprache aus, dass man großen Hunger hat.
jemandem die Hölle heiß machen
„Wenn du nicht sofort heimkommst, dann mach ich dir die Hölle heiß!“ Dieser Ausdruck aus der Umgangssprache bedeutet: Man ist sehr ärgerlich über eine Person und wird ihr große Probleme machen. Benutzen sollten Sie diese Redewendung aber nur, wenn Sie wirklich extrem ärgerlich sind.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!
Dieser Spruch bedeutet: Man muss etwas erst lernen und lange üben, wenn man etwas gut können will. „Du bist immer so ungeduldig! Es ist doch klar, dass du nach einem Sprachkurs von zwei Wochen noch nicht sofort perfekt Deutsch sprechen kannst! Schließlich ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen!“
Ebbe sein
Eigentlich gibt es die Ebbe ja nur im Meer. Wenn Ebbe ist, geht das Wasser weiter ins Meer zurück, ist also nicht mehr da. Und wenn im Geldbeutel Ebbe ist? Das heißt, er ist leer, man hat kein Geld. „Kommst du mit ins Restaurant? Wir wollten mal wieder richtig gut essen gehen!“ – „Nein, das geht leider nicht. Bei mir ist zurzeit Ebbe im Portemonnaie!“
Nicht lange fackeln
„Das Unternehmen fackelte nicht lange und hat sich dafür entschieden, die Firma in Berlin zu verkaufen.“ „Nicht lange fackeln“ heißt, sich schnell zu entscheiden und nicht lange zu zögern. Das Verb „fackeln“ beschreibt die unruhigen Hin- und Herbewegungen einer Fackel. Wer nicht lange fackelt, vermeidet genau diese.
Jemandem nicht das Wasser reichen können
Schon im Mittelalter war es üblich, sich vor und nach dem Essen die Hände zu waschen. Zur Reinigung wurde Wasser in Schüsseln gebracht. Adeligen wurde das Wasser von Tischdienern gereicht. Aber nicht jeder war gut genug, diese Aufgabe zu übernehmen. Heute bedeutet die Redewendung, dass man das Können oder die Leistungen einer Person nicht erreichen kann, also nicht so gut wie diese ist. „Sie lässt ihn spüren, dass er ihr nicht das Wasser reichen kann.“
sich freuen wie ein Schneekönig
„Endlich! Nächste Woche habe ich Urlaub! Das ist mein erster Urlaub seit einem Jahr! Ich freue mich schon wie ein Schneekönig darauf!“ Wenn sich jemand wie ein Schneekönig freut, heißt das, dass er sich sehr stark freut.
etwas aus dem Effeff können
Diese Wendung gibt die Aussprache von „ff“ (= kurz für: „finissimo“) wieder und bedeutet so viel wie „sehr fein“. Wenn jemand etwas aus dem Effeff kann, dann kann er diese Sache perfekt. „Hast du schon einmal gehört, wie gut Tanja Englisch spricht?“ – „Ja, ich weiß. Das kann sie aus dem effeff.“
Das fünfte Rad am Wagen sein
Wenn man von anderen Personen nicht beachtet oder nicht gebraucht wird, dann ist man das „fünfte Rad am Wagen“, also ohne Funktion. „Bei Steffi und Petra fühle ich mich immer wie das fünfte Rad am Wagen. Sie reden nur miteinander und ich stehe dumm daneben.“
durch die Lappen gehen
„Ich hatte gehofft, ich bekomme meinen Geldbeutel wieder. Aber der Dieb ist der Polizei durch die Lappen gegangen.“ So sagt man, wenn jemand eine Person oder Sache verpasst hat, die man aber gerne erwischt oder gesehen hätte.
am Hungertuch nagen
Dieser Ausdruck hat die Bedeutung „sehr arm sein“: „Was? Peter und Michaela wollen sich nicht an den Kosten für Hannas Geschenk beteiligen, weil es ihnen zu teuer ist? Aber die könnten es sich doch locker leisten! Die nagen doch wirklich nicht am Hungertuch!“
den Tag nicht vor dem Abend loben
Dieser Spruch heißt: Es kann immer noch etwas Ungeplantes passieren, etwas, woran man nicht gedacht hat: „Ich finde es super, dass wir bald in die neue Wohnung ziehen werden!“ – „Na ja, warte lieber mal, bis wir den Mietvertrag unterschrieben haben. Vielleicht nimmt der Vermieter doch noch das andere Paar. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben!“
ein Buch mit sieben Siegeln sein
„Die Reform der Schulen ist mir ein Buch mit sieben Siegeln.“ Wird etwas „ein Buch mit sieben Siegeln“ genannt, heißt das, dass diese Sache oder die Person vom Sprecher nicht verstanden wird – es ist wie etwas Geheimes.
Keine großen Sprünge machen
Wenn jemand nicht viel Geld hat und sich deshalb nicht viel kaufen und auch nicht viel unternehmen kann, wird dieser Ausdruck benutzt: „Wir müssen noch warten, bis wir uns ein neues Auto kaufen können – wir können gerade keine großen Sprünge machen.“
bei jemandem einen Stein im Brett haben
Dieser Ausdruck bedeutet, dass eine Person von einer anderen sehr gemocht wird und deshalb eventuell einen Vorteil hat: „Haben Sie denn noch gar nicht gemerkt, dass Ihr Sohn bei seinem Lehrer einen Stein im Brett hat?"
jemanden zur Rede stellen
Wenn jemand von einer Person eine Erklärung zu einer bestimmten Sache haben möchte und sie danach fragt, stellt er die Person zur Rede: „Meine Tochter hat Lügen erzählt. Ich werde sie zur Rede stellen, warum sie das gemacht hat.“
mit seinem Latein am Ende sein
Dieser Ausdruck bedeutet so viel wie „mit etwas nicht mehr weiterkommen oder weiterkönnen“. „Wegen meiner Allergie war ich schon bei vielen Ärzten. Jetzt bin ich bei einem Homöopathen, aber der kann mir auch nicht helfen. Auch der ist mit seinem Latein am Ende.“
sich einen Namen machen
Wer sich einen Namen gemacht hat, ist bekannt und berühmt geworden. „Herr Professor Alting ist Spezialist für schwierige Augenoperationen. In dem Bereich hat er sich einen Namen gemacht.“
mehrere Eisen im Feuer haben
Eisen ist ein schweres Metall. Schmiede, also Personen, die beruflich aus Eisen zum Beispiel Werkzeuge machen, haben meistens nicht nur ein, sondern mehrere Eisenteile im Feuer. So können sie arbeiten, ohne Pausen machen zu müssen. In der Alltagssprache bedeutet „mehrere Eisen im Feuer haben“, mehr als nur eine Möglichkeit zu haben, etwas zu tun: „Durch ihr Mathematikstudium hat Irene mehrere Eisen im Feuer. Sie kann damit in den unterschiedlichsten Bereichen einen Job finden.“
eine Stange Geld kosten
Eine Stange ist ein langes, dünnes Stück, zum Beispiel aus Holz oder Metall. Eine Stange Geld nannte man früher eine Rolle aus dickem Papier (also eine Stange), in der Kleingeld gesammelt und zusammengerollt war. Wenn etwas also eine Stange Geld kostet, bedeutet das, dass es sehr viel Geld kostet: „Mensch, die Uhr sieht aber toll aus! Die hat doch bestimmt eine Stange Geld gekostet!“
Das ist für die Katz'!
Essensreste, die für den Menschen wertlos waren, gab man früher den Hauskatzen. Heute ist Zeit für die Menschen fast wertvoller als Lebensmittel. Wenn man viele Stunden in eine Arbeit investiert und dann erfährt, dass alles umsonst war, hat man seine Zeit weggeworfen. „Das Wetter war superschön und ich habe stundenlang am Schreibtisch verbracht, um die Präsentation vorzubereiten. Jetzt wurde der Termin verschoben und alles war für die Katz’.“
jemanden auf die Palme bringen
Sie bringen jemanden auf die Palme, wenn sie diese Person wütend machen. „Bernd kommt immer zu spät! Der bringt mich wirklich auf die Palme!“
auf etwas herumreiten
Man reitet auf etwas herum, wenn man immer wieder von denselben (unangenehmen) Sachen spricht. „Jetzt hör doch endlich auf und reite nicht immer auf meinen Fehlern herum!“
jemanden um den (kleinen) Finger wickeln
Kann man jemanden auf spezielle Art kontrollieren, zum Beispiel durch Charme und ein nettes Lächeln, dann wickelt man die Person um den (kleinen) Finger. „Herr Klötz ist leicht um den Finger zu wickeln, man muss nur große Augen machen!“
ins Fettnäpfchen treten
Man tritt ins Fettnäpfchen, wenn man etwas ohne zu überlegen sagt und deshalb jemanden ärgerlich macht. „Man kann leicht ins Fettnäpfchen treten, wenn man in andere Länder reist und die Kultur dort nicht kennt.“
der Hahn im Korb sein
„Markus ist an seinem Arbeitsplatz der Hahn im Korb.“ Das heißt, dass er dort als einziger Mann mit vielen Frauen arbeitet.
jemanden durch den Kakao ziehen
Wer jemanden durch den Kakao zieht, lacht über ihn. Im Kabarett werden oft Politiker durch den Kakao gezogen. Das heißt, dass Schauspieler die Aktionen der Politiker auf lustige Art kommentieren und kritisieren.
am Ball bleiben
Wenn es einem Spieler gelingt, am Ball zu bleiben, holt er wahrscheinlich einen Punkt für seine Mannschaft. Deshalb sagt man auch über einen Menschen, der sich intensiv mit einer Sache beschäftigt und alles tut, um sein Ziel zu erreichen, dass er „am Ball bleibt“. Auch wer in seinem Beruf gut informiert sein will, muss immer am Ball bleiben. Das heißt, immer die neuesten Ideen und Trends kennenlernen.
noch in den Kinderschuhen stecken
In Kinderschuhen lernt man das Laufen. Eine Sache, die noch in den Kinderschuhen steckt, steht am Anfang einer Entwicklung. „In Osteuropa steckt die alternative Medizin noch in den Kinderschuhen. Das wird sich erst in den nächsten Jahren entwickeln.“
die Katze aus dem Sack lassen
Solange die Katze im Sack ist, weiß man nicht, wie sie aussieht und ob es wirklich eine Katze ist. Wer die Katze aus dem Sack lässt, teilt anderen eine Neuigkeit mit. Das kann eine Sache sein, die bisher geheim war. Man sagt aber auch: „ Jetzt lass endlich die Katze aus dem Sack!“, wenn man vermutet, dass der andere über seine wahre Absicht noch nicht gesprochen hat.
das Blatt hat sich gewendet
Wenn sich das Blatt gewendet hat, hat sich eine Situation geändert. „Vor einem halben Jahr waren die Mieten noch sehr hoch, aber jetzt hat sich das Blatt gewendet. Die Mietpreise sind um 10 Prozent gesunken.“
Mit jemandem Schlitten fahren
Ein Schlitten ist ein Sportgerät, mit dem man auf Eis und Schnee fahren kann. Und Schlittenfahren macht sehr viel Spaß! Aber dieser Ausdruck bedeutet auch noch etwas anderes: Er bedeutet, jemanden schlecht zu behandeln und mit ihm zu machen, was man will. „Was, Andreas hat dich schon wieder nicht besucht? Und das, obwohl ihr verabredet wart? Also ehrlich, so könnte mein Freund nicht mit mir umgehen! Der fährt ja nur noch Schlitten mit dir!“
Wir werden das Kind schon schaukeln
Viele Kinder schaukeln gerne – zum Beispiel auf dem Spielplatz. Dann setzen sie sich auf eine Konstruktion und bewegen sich nach vorne und hinten und gleichzeitig nach oben und unten. „Wir werden das Kind schon schaukeln!“ sagt man aber, wenn man eine Sache mit Erfolg erledigen kann: „Es ist kein Problem, wenn du nächste Woche zu deinen Eltern musst und nicht ins Büro kommen kannst. Wir werden das Kind schon schaukeln!“
jemandem geht ein Licht auf
„Jemandem geht ein Licht auf“ bedeutet: Jemandem wird etwas klar, was er vorher nicht wusste oder nicht verstanden hat. „Jetzt ist mir ein Licht aufgegangen! Peter hat eine neue Freundin; deshalb ist er nie zu Hause!“
Zwischen den Jahren
„Zwischen den Jahren“ nennt man die Zeit, die zwischen Weihnachten und Neujahr liegt. „Was machen Sie zwischen den Jahren?“ – „Mein Freund und ich machen Skiurlaub, und Sie?“
Ein Fass ohne Boden sein
Ein Fass ist ein großer Gegenstand aus Holz oder Metall, in dem Wein oder Bier gelagert wird. Würde man etwas in ein Fass ohne Boden hineinschütten, würde es nie voll werden – denn alles würde ja wieder herauslaufen. Der Ausdruck „Das ist ein Fass ohne Boden!“ bedeutet also, dass ein Prozess zu keinem Ende kommt. „Der Garten ist einfach zu groß für mich! Immer, wenn ich an einer Ecke mit der Arbeit fertig bin, kann ich an der anderen wieder beginnen! Das ist ein Fass ohne Boden.“
jemanden vom Stuhl hauen
"Hauen" bedeutet eigentlich "schlagen". "Oskar, hör sofort auf, deinen Bruder zu hauen!" – Diesen oder ähnliche Sätze kann man oft von deutschen Eltern hören. Haut es aber jemanden vom Stuhl, dann hat "hauen" eine andere Bedeutung. "Wenn ich meinen Eltern erzähle, dass wir heiraten, dann haut es sie vom Stuhl!" So sagt man in der Alltagssprache, wenn man meint, dass eine Nachricht eine andere Person sehr überraschen wird.
frieren wie ein Schneider
„Auf der Hütte in den Bergen gab es keine Heizung. Ich habe gefroren wie ein Schneider!“ So sagt man in der Umgangssprache, wenn einem sehr kalt ist. Woher diese Wendung kommt? Früher hat ein Schneider nicht sehr viel verdient. Weil er arm war, konnte er sich nicht viel zum Essen kaufen und war daher eher dünn. Und wer sehr dünn ist, dem ist auch schnell kalt, das heißt: Er friert schnell.
Wer zuletzt lacht, lacht am besten
Mit dieser Wendung sagt man: Erst am Ende zeigt sich, wer wirklich den Vorteil bei einer Sache hat oder wer besser bei etwas ist. „Ha, du glaubst, du bist besser, nur weil du einmal gewonnen hast? Dann lass uns noch ein Spiel machen. Und du wirst sehen, wer zuletzt lacht, lacht am besten!“
ein Herz und eine Seele sein
Jeder Mensch hat ein Herz und eine Seele. Die Seele ist, einfach gesagt, das Fühlen und Denken eines Menschen, also seine Psyche. Wenn zwei Personen oder auch Tiere sich sehr gut verstehen, sie also sehr gute Freunde sind und alles zusammen machen wollen, dann sind sie ein Herz und eine Seele: „Peter macht keinen Schritt ohne seinen Hund! Die beiden sind wirklich ein Herz und eine Seele.“
schwer wie Blei sein
Blei ist ein Metall, das ziemlich weich und vor allem sehr schwer ist. Daher kommt wohl der umgangssprachliche Ausdruck „schwer wie Blei sein“. Zum Beispiel: „Heute sind wir zehn Stunden gewandert – meine Füße sind schwer wie Blei!“
wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen
Ostern und Weihnachten am gleichen Tag? Das wird nie passieren. Deshalb benutzt man diesen Ausdruck, um „nie“, „niemals“ zu sagen: „Papa, wann bekomme ich denn jetzt mein eigenes Auto?“ – „Pff, das kriegst du, wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen!“
jemanden ausnehmen wie eine Weihnachtsgans
Die Weihnachtsgans ist ein großer, weißer Vogel, den viele Deutsche gern zu Weihnachten essen. Damit man die Gans essen kann, muss man die inneren Organe herausnehmen, das heißt, man nimmt die Gans aus. Was bedeutet es nun, wenn man einen Menschen ausnimmt wie eine Weihnachtsgans? Ihm wird alles weggenommen, was einer anderen Person Vorteile bringt, besonders Geld. „Toms Exfrau ist unmöglich! Seit der Scheidung versucht sie, so viel Geld wie möglich von ihm zu bekommen. Sie nimmt ihn aus wie eine Weihnachtsgans.“ Über die ausgenommene Gans kann man sich dagegen freuen: Denn dort füllt man leckere Dinge wie Äpfel hinein.
In der Klemme sitzen
„Oje, gestern habe ich ganz schön in der Klemme gesessen! Ich habe getankt und dann erst gemerkt, dass ich meine Geldbörse zu Hause vergessen habe!“ – „Und dann?“ – „Zum Glück konnte ich meinen Mann anrufen, der hat sie mir dann gleich vorbeigebracht.“ Wer in der Klemme sitzt, hat also große Schwierigkeiten.
Das Eis ist gebrochen
„Das Eis ist gebrochen“ ist ein idiomatischer Ausdruck: Der Satz bedeutet also nicht unbedingt, dass das Eis in einem See gebrochen ist! Er drückt auch aus, dass frühere Kommunikationsprobleme weniger geworden sind und die Beziehung oder der Kontakt zu jemandem gut und locker geworden ist: „Wie sind eure neuen Nachbarn?“ – „Am Anfang waren sie sehr zurückhaltend und haben kaum mit uns geredet. Aber jetzt ist das Eis gebrochen, und wir verstehen uns sehr gut.“
etwas in den falschen Hals bekommen
Dieser Ausdruck bedeutet, dass jemand etwas missverstanden – also falsch verstanden – hat und deshalb enttäuscht oder verletzt ist: „Marion, ich wollte dich nicht verletzen! Natürlich bist du zu meiner Party eingeladen! Das hast du in den falschen Hals bekommen! Ich dachte nur, du bist im Urlaub. Deshalb habe ich zu Sandra gesagt, dass du nicht kommst. “
Einen Klotz am Bein haben
Mit einem Klotz am Bein, also einem schweren Gegenstand, zum Beispiel aus Holz, kann man nicht mehr gut gehen. Früher hat man einen Klotz an die Beine von Tieren gebunden, damit sie nicht weglaufen konnten. In der gesprochenen Sprache bedeutet ein Klotz am Bein eine unangenehme Sache, die einen bremst. So kann man nicht mehr das tun, was man möchte: "Ich mag meinen Onkel ja gern, aber seit er im gleichen Haus wohnt, kommt er dauernd zu mir. Er ist ein richtiger Klotz am Bein."
seine Siebensachen packen
„Wir fahren übers Wochenende in die Berge. Möchtest du mitkommen?“ – „Ja, gerne!“ – „Dann pack mal deine Siebensachen, heute Abend geht’s schon los!“ Mit den Siebensachen sind nicht sieben Dinge gemeint. Es ist ein allgemeiner Ausdruck für alle möglichen Dinge, zum Beispiel solche, die man für eine Reise braucht.
schwarz auf weiß
Wenn etwas „schwarz auf weiß“ ist, bedeutet das, dass es geschrieben oder gedruckt wurde. Dadurch ist es sicher, und man kann sich darauf verlassen: „Die neue Stelle bekomme ich sicher! Seit gestern habe ich den Arbeitsvertrag, jetzt habe ich es schwarz auf weiß!“
frei von der Leber weg (reden)
Wer frei von der Leber weg redet, sagt offen, was er denkt – ohne Angst davor zu haben, was andere darüber denken. "Mir ist die neue Bürgermeisterin sympathisch: Sie redet frei von der Leber weg und sagt immer, was sie denkt." Dieser Ausdruck ist umgangssprachlich
Kopf hoch
Mit dem Ausdruck "Kopf hoch!" kann man jemanden nach einer negativen Erfahrung trösten und sagen, dass er den Mut nicht verlieren soll: "Du hast den Job nicht bekommen? Kopf hoch! Du findest schon noch einen, der dir gut gefällt und der zu dir passt!"
sich die Nacht um die Ohren schlagen
Wer sich die Nacht um die Ohren schlägt, bleibt die ganze Nacht wach und schläft nicht: „Tim, du siehst aber müde aus! Hast du dir etwa wieder die Nacht um die Ohren geschlagen? Hoffentlich nicht mit Computerspielen!“ – „Nein, keine Sorge; ich konnte nur nicht schlafen.“
aus dem Häuschen sein
Wenn jemand aus dem Häuschen ist, freut er sich sehr stark über etwas und zeigt das deutlich: "Als meine Freundin mir erzählt hat, dass wir ein Kind bekommen, war ich ganz aus dem Häuschen. Ich kann es immer noch gar nicht glauben!" Der Ausdruck kommt wahrscheinlich daher, dass der Verstand von einer Person, die vor Freude etwas verrückt ist, nicht mehr in seinem "Haus" ist.
der Sündenbock für etwas sein
„Immer denkst du, dass ich schuld bin! Ich habe aber die Schlüssel gar nicht verloren, ich war es nicht! Und ich habe keine Lust mehr, immer dein Sündenbock zu sein.“ Ein Sündenbock ist eine Person, der man die Schuld gibt, ohne genau zu wissen, ob sie tatsächlich schuld war oder nicht.
Gute Miene zum bösen Spiel machen
Dieser idiomatische Ausdruck bedeutet: Man akzeptiert etwas und zeigt keinen Ärger, obwohl man eine Situation eigentlich nicht gut findet. „Tom findet es gar nicht gut, dass er jetzt zwei neue Kollegen in seinem Büro hat. Für drei ist das Büro einfach zu klein. Aber was soll er machen? Er muss wohl gute Miene zum bösen Spiel machen.“
Eine Luft zum Schneiden
Wenn die Luft in einem Raum sehr schlecht ist, sagt man: Die Luft ist zum Schneiden. „Könntest du bitte mal das Fenster öffnen? Hier ist die Luft ja zum Schneiden!“
mit einem blauen Auge davonkommen
„Stefan wurde bei dem Unfall nur leicht verletzt; er hat Glück gehabt und ist gerade noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.“ Wer mit einem blauen Auge davonkommt, hat in einer schwierigen oder negativen Situation etwas Glück gehabt.
Leben in die Bude bringen
Wenn jemand Leben in die Bude bringt, sorgt er für Stimmung und Unterhaltung. „Hast du Eva auch zur Party eingeladen? Wenn sie da ist, kommt auf jeden Fall Leben in die Bude.“ Übrigens: Bude ist ein umgangssprachliches Wort für Zimmer oder Wohnung.
Jemand aus dem Konzept bringen
„Ich wollte heute mein Referat fertig machen, aber ich wurde durch die laute Musik des Nachbars so aus dem Konzept gebracht, dass ich es morgen weitermachen werde.“ Wenn man jemanden aus dem Konzept bringt, dann bringt man ihn bei einer Tätigkeit oder beim Reden so durcheinander, dass die Person den Zusammenhang verliert und sich nicht mehr konzentrieren kann.
Da ist was faul!
Wenn man sich in einem bestimmten Moment denkt, dass an einer Sache etwas nicht stimmt, sagt man dazu, dass etwas faul ist. Man glaubt nicht, was gesagt wurde, sondern zweifelt daran, dass es richtig ist: "Glaubst du Lena, dass sie mit der Sache nichts zu tun hat? Da ist doch was faul!"
wie bei Hempels unterm Sofa
„Hier schaut es ja aus wie bei Hempels unterm Sofa!“, bedeutet soviel wie: „Hier ist es aber chaotisch!“ „Hempel“ kommt von dem Wort „Hampel“. Hampel ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für einen unkultivierten, unordentlichen Menschen.
Etwas an die große Glocke hängen
Wer etwas an die große Glocke hängt, gibt private Informationen – oder allgemein Informationen, die besser geheim bleiben sollen, an die Öffentlichkeit. Dann wissen alle darüber Bescheid. „Weißt du schon? Ines ist schwanger! Aber häng es nicht an die große Glocke, sie will es noch eine Zeit für sich behalten.“
in der Nacht sind alle Katzen grau
In der Nacht ist alles dunkel. Personen und Gegenstände sind dann schwer zu erkennen. Dazu sagt man auch: "In der Nacht sind alle Katzen grau." Hierbei geht es nicht um die Katzen selbst, sondern auch um alles andere, das man in der Nacht nicht erkennen kann: "Hans? Nein, ach Uli, du bist das, es ist so dunkel hier, man kann gar nichts erkennen!" – "Ja ja, nachts sind alle Katzen grau!"
im grünen Bereich sein
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, es ist alles im grünen Bereich!“ Diese Redewendung nimmt man, wenn man alles unter Kontrolle hat und keine Gefahr besteht. Man sagt damit, dass es keine Probleme gibt. Der Ausdruck kommt eigentlich von Regel- oder Kontrollautomaten, bei denen grünes Licht zeigt, dass alles in Ordnung ist, und rotes Licht, dass etwas falsch läuft oder es ein Problem gibt.
jemanden auf dem Laufenden halten
Mit dieser Redewendung drückt man aus, jemanden immer sofort über alles Neue zu informieren: „Wann schreiben wir denn den nächsten Test in der Schule?“ – „Ich weiß es noch nicht. Die Lehrerin hat noch nichts gesagt. Solange du krank bist, halte ich dich aber auf dem Laufenden.“
Mach mal Dampf!
„Wir sind schon spät dran! Mach mal Dampf!“ Dieser Ausdruck bedeutet so viel wie „Beeil dich!“. Verwendet wird er meistens, wenn man ziemlich in Eile ist, kaum mehr Zeit hat und jemand zu langsam ist.
das Blaue vom Himmel herunterlügen
Wenn jemand nicht die Wahrheit erzählt, sondern sich Geschichten ausdenkt, kann man sagen „jemand lügt das Blaue vom Himmel herunter“: „Hör auf uns das Blaue vom Himmel herunterzulügen, und erzähl uns, was wirklich passiert ist.“
Mit dem Faust auf den Tisch schlagen
In der Umgangssprache ist „hauen“ ein Synonym für „schlagen“. Und wenn man die Finger einer Hand schließt, macht man eine Faust. „Mit der Faust auf den Tisch hauen“ heißt im übertragenen Sinn, energisch aufzutreten und zu zeigen, dass es einem jetzt mit irgendetwas reicht. „Wenn der Lehrer jetzt nicht mal bald mit der Faust auf den Tisch haut, wird er nie mehr Autorität bekommen. Die Kinder machen ja jetzt schon, was sie wollen!“
Da lachen ja die Hühner!
Wenn man eine Aussage absurd und falsch findet, dann kann man in der Alltagssprache diesen Ausdruck benutzen: „Ina sagt, dass ich mich nur um mein Aussehen kümmere? Da lachen ja die Hühner! Sie ist es doch, die jeden Morgen eine Stunde im Bad braucht!“
Wie ein Murmeltier schlafen
Ein Murmeltier ist ein kleines Nagetier, das in den Bergen lebt. Im Winter hält es lange Winterschlaf. Wenn jemand sehr tief und fest schläft, dann sagt man, er schläft wie ein Murmeltier: „Dieses neue Bett ist toll. Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier“.
Probieren geht über studieren
Dieser Spruch sagt, dass praktische Erfahrungen besser sind als reine Theorie. Man soll Dinge einfach ausprobieren, anstatt lange darüber nachzudenken und zu sprechen. „Probieren geht über Studieren. Ich koche jetzt einfach dieses Rezept! Es wird schon nicht so schlecht schmecken
auf der faulen Haut liegen
Wenn jemand nichts tut und faul ist, liegt er auf der faulen Haut: „So ein Leben hätte ich auch gerne, den ganzen Tag auf der faulen Haut liegen!“
einen Zahn zulegen
Man legt einen Zahn zu, wenn man etwas schneller macht, als gewohnt. Zum Beispiel beim Renovieren: „Legt einen Zahn zu, wir wollen heute noch fertig werden!“ Woher kommt dieser Ausdruck? „Zahn“ nannte man früher einen Teil vom Gashebel des Autos, durch den man schneller fahren konnte.
Schwein haben
Das Wort Schwein steht in diesem Kontext für Glück. „Schwein haben“ bedeutet „Glück haben“: „Puh, bei dem Unfall ist mir zum Glück nichts passiert! Da hab’ ich noch mal Schwein gehabt!“
jemandem auf der Tasche liegen
Dies ist ein meist negativ verwendeter idiomatischer Ausdruck dafür, wenn jemand alles von einer anderen Person bezahlt bekommt. Vor allem, wenn Eltern für ihre Kinder noch alles bezahlen, obwohl die längst erwachsen sind: „Mein Sohn braucht endlich eine Arbeit. Er liegt mir jetzt schon seit Jahren auf der Tasche.“
einen grünen Daumen haben
Ist jemand sehr gut darin, Pflanzen anzubauen und zu pflegen, sagt man, er hat einen grünen Daumen: „Lisa hat einen wunderschönen Garten. Sie hat wirklich einen grünen Daumen.“
weiche Knie haben
Dieser Ausdruck beschreibt die Situation, wenn jemand Angst hat und sich nicht sicher fühlt. Manchmal fühlt man sich vor Angst schwach in den Beinen, dieses Gefühl nennt man dann „weiche Knie haben“: „Als ich die dunkle Straße entlangging, hatte ich weiche Knie.“
Schmetterlinge im Bauch haben
Ein Schmetterling ist ein schönes, buntes Insekt, das fliegen kann. Wenn man verliebt ist, fühlt es sich oft so an, als hätte man Schmetterlinge im Bauch. Der Ausdruck bedeutet: Man ist nervös und glücklich. Es beschreibt dieses spezielle Gefühl im Bauch: „Immer wenn ich Thomas sehe, habe ich Schmetterlinge im Bauch.“
eine schwere Geburt sein
Wenn etwas sehr schwierig und anstrengend ist und harte Arbeit bedeutet, sagt man, etwas ist eine schwere Geburt: „Es war eine schwere Geburt, aber endlich habe ich die deutsche Grammatik verstanden!“
das a und O (sein)
Dies ist ein idiomatischer Ausdruck, der das Wichtigste oder den zentralen Punkt von etwas beschreibt. Wörtlich bedeutet er „der Anfang und das Ende“, denn die Buchstaben A und O stehen für Alpha und Omega – den ersten und den letzten Buchstaben im griechischen Alphabet: „Fremdsprachenkenntnisse sind das A und O für bessere Berufschancen.“
jemanden auf den Arm nehmen
Wenn man einen Spaß mit jemandem macht und ihm Unsinn erzählt, sagt man, man nimmt ihn auf den Arm. Woher kommt dieser Ausdruck? Er erinnert daran, wie man ein kleines Kind auf den Arm nimmt und mit ihm spielt und Späße macht. „Nimm mich nicht auf den Arm! Du hast dieses Brot nicht frisch aus Paris liefern lassen. Das kann ja gar nicht sein!“
jemanden hängen lassen
Bietet jemand zuerst seine Hilfe an und hilft er dann aber doch nicht und sagt auch nicht Bescheid, dann lässt einen diese Person hängen. Man benutzt diesen Ausdruck vor allem, wenn man die Hilfe wirklich gebraucht hat und enttäuscht ist: „Max hat mich total hängen lassen. Er wollte bei meinem Umzug helfen und ist einfach nicht gekommen.“
der innere Schweinehund
Manchmal hat man einen Wunsch, kann ihn aber nur schwer realisieren. Man hat zum Beispiel Angst davor, ein neues Projekt zu beginnen, oder man ist zu faul, endlich mehr Sport zu machen. Dieses Gefühl, das einen bremst, nennt man auch den „inneren Schweinehund“: „Ich will endlich anfangen, gesünder zu leben, aber mein innerer Schweinehund ist so groß!“
Bauklötze staunen
Dies ist ein Ausdruck dafür, wenn sich jemand sehr stark wundert oder überrascht ist: „Da staunst du Bauklötze, was? Das hättest du nicht gedacht!“ Bauklötze sind eigentlich kleine Steine aus Holz, mit denen Kinder spielen.
ans Eingemachte gehen
Das „Eingemachte“ sind eigentlich Lebensmittel, die in Gläser gefüllt und so konserviert werden. Sie waren früher als Reserve für den Winter gedacht. Wenn es ans Eingemachte geht, heißt das, dass eine Situation ernst wird. Es ist ein Ausdruck dafür, dass die letzten Reserven gebraucht werden. „Jetzt geht es ans Eingemachte! Wir haben nur noch eine Woche, um alles fertig zu bekommen.“
den Faden verlieren
Dies ist ein bildlicher Ausdruck dafür, wenn man beim Sprechen plötzlich vergisst, was man sagen wollte: „Entschuldigung, jetzt habe ich den Faden verloren. Was habe ich gerade gesagt?“ Ein Faden ist ein langes, dünnes Ding, mit dem man Kleidung zusammennäht. Verliert man ihn, kann es schon mal ein bisschen dauern, bis man ihn wiederfindet.
eine Extrawurst wollen
Wenn jemand besonders gut behandelt werden will und viele Extrawünsche hat, sagt man auch, er will eine Extrawurst. Meistens benutzt man diesen Ausdruck im Spaß – oder um jemanden zu kritisieren: „Du willst immer eine Extrawurst! Nie bist du zufrieden mit dem, was es gibt!“
sturmfrei haben
Sind die Eltern oder Mitbewohner nicht zu Hause, hat man die Wohnung für sich alleine: Man kann machen, was man will. Das nennt man auch „sturmfrei haben“: „Heute gibt es eine große Party bei mir. Ich habe sturmfrei.“ Ein Sturm ist eigentlich sehr schlechtes Wetter mit viel Wind und Chaos.
mit jemandem warm werden
Gute Gefühle sind auch warme Gefühle. Wenn man eine Person noch nicht gut kennt, dann muss man zuerst mit ihr warm werden. Das bedeutet, man muss Vertrauen gewinnen und sich besser kennenlernen. Bei manchen Personen geht das schneller, und bei anderen funktioniert es nie: „Ich versuche wirklich alles, aber mit ihr kann ich einfach nicht warm werden.“
einen im Tee haben
Diesen Ausdruck benutzt man, um zu sagen, dass man ein bisschen zu viel Alkohol getrunken hat und betrunken ist: „Dein Geburtstag war lustig, aber ich hatte ziemlich einen im Tee.“
in den sauren Apfel beißen
Ein saurer Apfel schmeckt nicht besonders gut. Wenn man die Wahl hat, nehmen sich viele lieber einen süßen Apfel. Wenn jemand in den sauren Apfel beißt, heißt das im übertragenen Sinn: Etwas muss gemacht werden – und nur deshalb tut jemand das, obwohl er es ungern macht: „Alle anderen haben sich schon für das Fußballspiel freigenommen. Da muss ich wohl in den sauren Apfel beißen und die Arbeit alleine fertig machen.“
es krachen lassen
Wenn man vorhat, richtig zu feiern, dann lässt man es krachen: „Endlich sind meine Prüfungen vorbei. Heute lassen wir es krachen!“ Krach ist eigentlich ein Synonym für Lärm. Wenn etwas kracht, dann ist es also meistens sehr laut, was auf einer Feier auch passieren kann.
einen zwitschern
Zwitschern ist das Geräusch, das Vögel machen, wenn sie singen. Umgangssprachlich bedeutet es, Alkohol zu trinken: „Es ist ja noch früh. Komm, lass uns noch einen zwitschern!“
Klartext reden
Wenn man ganz offen über etwas spricht und seine Meinung sagt, dann redet man Klartext: „Wir müssen endlich mal Klartext reden! Unser Streit ist schon zwei Wochen her, und ich weiß gar nicht, warum wir uns eigentlich gestritten haben.“
den Hals nicht voll kriegen
Wenn jemand immer mehr haben möchte und nie zufrieden ist, sagt man „er kriegt den Hals nicht voll“: „Richard ist nur am Arbeiten! Er hat schon so viel Geld und lebt im Luxus, aber er kann den Hals nicht vollkriegen!“
auf die Goldwaage legen
Eine Goldwaage ist ein sehr genaues Gerät, mit der das Gewicht von Gold bestimmt wird. Ist eine Person bei dem, was gesagt wird, besonders genau und fühlt sich deshalb schnell verletzt, sagt man: Sie legt alles auf die Goldwaage. Meistens ist dieser Ausdruck als Kritik gemeint: „Musst du immer jedes Wort auf die Goldwaage legen? Du weißt schon, wie ich das gemeint habe.“
wissen, wo der Hammer hängt
Der Hammer ist ein Werkzeug, das man benutzt, um Nägel in die Wand zu hauen. Wenn man „weiß, wo der Hammer hängt“, dann kennt man sich besonders gut mit etwas aus und weiß sofort, was man tun muss. Schließlich muss man ja den Hammer nicht erst suchen: „Die Jungs wissen, wo der Hammer hängt. In nur fünf Minuten haben sie das Problem gelöst.“
die Zeit totschlagen
Wenn einem sehr langweilig ist und man nichts zu tun hat, geht die Zeit sehr langsam vorbei. Dann sagt man auch, man muss die Zeit totschlagen: „Mein Flugzeug hatte drei Stunden Verspätung, also musste ich die Zeit in der Flughafen-Bar totschlagen.“
Grüner wird’s nicht!
Das ruft man im Spaß, wenn jemand bei einer grünen Ampel nicht sofort losfährt. „Nun fahr schon, grüner wird’s nicht!“
jemandem am Rockzipfel hängen
Der Rockzipfel ist der untere Teil des Rocks, an dem sich ein kleines Kind gut festhalten kann. Wenn jemand „am Rockzipfel hängt“, bedeutet das, dass man nichts alleine machen kann und immer in der Nähe von einer bestimmten Person ist, um Hilfe zu bekommen: „Sie hängt mir dauernd am Rockzipfel! Nichts kann sie alleine machen!“
Süßholz raspeln
Wenn man „Süßholz raspelt“, dann ist man besonders nett zu jemandem und macht viele Komplimente. Meistens benutzt man diese Redewendung, wenn eine Person zu viele nette Dinge sagt: „Hör auf, Süßholz zu raspeln! Ich bin nur wegen der Arbeit hier.“ Woher kommt diese Wendung? Süßholz ist eine sehr süße Wurzel, die für Süßigkeiten oder Medikamente in kleine Stücke geschnitten (geraspelt) wurde. Damit ging es den Leuten besser, so wie nach einem Kompliment.
sich im Grab umdrehen
„Wenn deine Mutter sehen könnte, was du mit ihrem Haus gemacht hast, dann würde sie sich im Grab umdrehen!“ Das Grab ist ein Ort oder Platz – oft in der Erde – wo die Toten liegen. Wenn diese sich umdrehen, sich also bewegen, ist das wie unruhiges Schlafen. Diese Redewendung benutzt man, wenn man über eine gestorbene Person spricht, die mit der aktuellen Situation nicht zufrieden wäre.
kein Zuckerschlecken sein
Wenn man an einem Stück Zucker schleckt, es also in den Mund nimmt, dann ist das sehr süß und angenehm. Ist etwas sehr schwierig und anstrengend, dann ist es im Gegenteil kein „Zuckerschlecken“: „Meine neue Arbeit in der Fabrik ist wirklich kein Zuckerschlecken. Abends bin ich immer total kaputt, aber wenigstens bezahlen sie gut!“
treulose Tomate
Eine treulose Tomate nennt man im Spaß eine Person, die sich nicht so handelt, wie man es sich wünschen würde: „Du treulose Tomate! Nie bringst du mir etwas aus dem Urlaub mit.“
Hals- und Beinbruch
"Hals- und Beinbruch für deine Präsentation morgen!" – so wünscht man sich auf Deutsch Glück. Das hört sich komisch an? Hier wird nicht davon gesprochen, sich den Hals oder die Beine zu brechen, also zu verletzen. Dieser Ausdruck kommt aus einer anderen Sprache: Im Jiddischen, also der Sprache der europäischen Juden, bedeutet hatslokhe un brokhe "Glück und Segen". Das wurde von den Deutschen aber falsch verstanden und zu "Hals- und Beinbruch" gemacht.
zwischen Tür und Angel
Die Angel ist der Bereich an der Tür, wo sie festgemacht ist und sich auf und zu bewegt. Wenn man zwischen Tür und Angel steht, dann ist man weder drinnen noch draußen. Im übertragenen Sinn bedeutet das, dass man nicht viel Zeit hat und nicht ganz da ist: „Wir treffen uns immer nur zwischen Tür und Angel, da kann man nicht über Privates sprechen. Lass uns bald essen gehen, damit wir länger reden können!“
einen Denkzettel verpassen
Ein Zettel ist ein kleines Stück Papier, auf dem man sich Dinge aufschreibt, um sie nicht zu vergessen, wie zum Beispiel eine Telefonnummer. Wenn man jemandem eine Strafe geben möchte, verpasst (gibt) man ihm einen Denkzettel, sodass er nicht so schnell vergisst, was er falsch gemacht hat: „Klaus hat mir gestern einen Kunden weggenommen. Ich werde ihm einen Denkzettel verpassen, damit er das in Zukunft nicht mehr tut.“
weich wie ein Babypopo
Ist etwas besonders weich, dann ist es "weich wie ein Babypopo", zum Beispiel, wenn man sich gerade rasiert oder eine besondere Creme benutzt hat: "Fühl mal, mein Gesicht ist heute weich wie ein Babypopo." Der Babypopo ist der Körperteil eines Babys, auf dem es sitzt.
einen Vogel haben
Wenn man sagt, dass jemand einen Vogel hat, dann findet man, er ist ein bisschen verrückt und komisch: "Hast du einen Vogel? Du kannst doch nicht ohne Geld in den Urlaub fahren!" Diese Redewendung kommt von dem alten Volksglauben, dass Verrücktsein von Vögeln kommt, die sich im Kopf der Menschen ein Nest bauen, also einen Wohnplatz, den sie für ihre Eier brauchen.
sich aus dem Staub machen
Staub sind die ganz kleinen schmutzigen Teilchen, die durch die Luft fliegen, zum Beispiel wenn man sauber macht. „Sich aus dem Staub machen“ bedeutet schnell weggehen. Die Redewendung kommt wahrscheinlich von dem Staub, der bei einem Kampf durch die Luft fliegt, sodass man weglaufen kann, ohne dass es jemand merkt: „Gerade schaut niemand her. Komm, wir machen uns aus dem Staub!“
jemanden aufs Glatteis führen
Wenn auf einer Straße im Winter Eis ist, sodass man leicht hinfällt (also auf den Boden fällt), nennt man das „Glatteis“. Dieses Wort benutzt man aber auch auf andere Art: Aufs Glatteis führt man jemanden, wenn man ihm absichtlich falsche Dinge sagt und ihn so testen will: „Er war sehr professionell und hat sich durch meine Fragen nicht aufs Glatteis führen lassen.“
Flausen im Kopf haben
Wenn jemand Dinge tut, die sonst ein Kind macht, und nur Unsinn im Kopf hat, dann sagt man auch: "Er hat Flausen im Kopf." Flausen sind eigentlich kleine Wollstücke, die frei herumfliegen. Im übertragenen Sinn verwendet man das Wort heute für verrückte und unlogische Ideen: „Der Junge hat nur Flausen im Kopf! Er sollte mal besser mehr für die Schule tun.“
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jemanden übers Ohr hauen |
Wenn man jemanden betrügt, jemandem also zum Beispiel mit Absicht falsche Informationen gibt, um Geld zu bekommen, haut man ihn alltagssprachlich übers Ohr: „Der Taxifahrer hat mich total übers Ohr gehauen, ich habe den doppelten Preis bezahlt!“ Dieser Ausdruck kommt vom Fechten, einem Sport, in dem man mit einer langen, sehr dünnen Waffe aus Metall kämpft, und bedeutet eigentlich „jemanden mit der Waffe über dem Ohr verletzen“.
eine kleben
Wenn man jemandem eine Ohrfeige gibt, also jemandem auf das Gesicht in der Nähe des Ohrs schlägt, sagt man dazu auch „eine kleben“: „Noch ein Wort und ich kleb’ dir eine!“ Diese Redewendung kommt wahrscheinlich von dem Schlag, mit dem man früher Briefmarken auf den Briefumschlag geklebt hat, sie also darauf getan hat.
schimpfen wie ein Rohrspatz
Ein Rohrspatz ist ein kleiner Vogel, der sehr laut sein kann und ziemlich unmelodisch und lange singt. Wenn sich ein Mensch besonders viel und laut beschwert, also stark schimpft, dann sagt man, „er schimpft wie ein Rohrspatz“: „Klaus ist eigentlich sehr ruhig, aber über Politik schimpft er wie ein Rohrspatz!“
die Seele baumeln lassen
„Etwas baumeln lassen“ bedeutet, etwas frei hängen zu lassen. Man kann ein angenehmes Gefühl dabei haben, zum Beispiel, wenn man die Beine über einem Fluss baumeln lässt. Die Seele, also seinen psychischen Teil, möchte man besonders gern baumeln lassen, wenn man viel Stress hat. In solchen Phasen benutzt man den Ausdruck „die Seele baumeln lassen“ deshalb besonders oft. Man sollte dann nämlich eine Pause machen und sich Zeit für sich selbst nehmen: „Oje, am Freitag ist schon die Prüfung! Aber jetzt werde ich einfach mal die Seele baumeln lassen, ein schönes Bad nehmen und mein Lieblingsbuch lesen!“
wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen
Mit diesem Ausdruck beschreibt man im Spaß einen Ort, an dem kaum jemand wohnt. Der Fuchs und der Hase sind scheue Tiere, also Tiere, die Angst vor Menschen haben. Sie leben oft an sehr stillen Plätzen in der Natur, wie in Wäldern oder Wiesen. Der Ort, an dem sich die beiden also gute Nacht sagen, liegt sehr weit weg von Wohngebieten oder Straßen: „Ich komme aus einem ganz kleinen Dorf in Norddeutschland, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.“
wie Pilze aus dem Boden schießen
Diesen Ausdruck benutzt man, wenn von etwas ganz plötzlich mehr da ist als noch kurz davor. Man vergleicht die wachsende Menge also mit Pilzen. Dieses braune oder weiße Gemüse, das man im Wald findet, kann nämlich sehr schnell in großer Zahl an Bäumen oder auf dem Boden wachsen. „An vielen Ferienorten schießen neue Cafés wie Pilze aus dem Boden.“
in sicheren/guten Händen sein
Wenn sich jemand gut um einen kümmert und für einen sorgt, dann ist man bei ihm oder ihr in guten Händen. Man fühlt sich dort sicher und wohl: „Bei diesem Arzt bist du in guten Händen.“Diese Redewendung kann man auch bei Gegenständen benutzen. Wenn sich also jemand besonders vorsichtig um eine Sache kümmert, dann ist diese bei ihm oder ihr in sicheren Händen: „Mach dir keine Sorgen, deine antike Vase ist bei mir in sicheren Händen!“
die Hände über dem Kopf zusammenschlagen
Wenn man über etwas sehr schockiert ist, dann legt man manchmal als Reaktion die Hände links und rechts auf den eigenen Kopf. Diese Geste findet man in dem Ausdruck „die Hände über dem Kopf zusammenschlagen“ wieder: „Wenn dein Vater merkt, dass du diese teure Tasche gekauft hast, wird er die Hände über dem Kopf zusammenschlagen!“
brotlose Kunst
Mit dieser Redewendung beschreibt man eine Arbeit, mit der man kein oder nur sehr wenig Geld verdient und sich deshalb nicht einmal Brot kaufen kann: „Anna, du willst doch nicht wirklich Tänzerin werden? Das ist doch brotlose Kunst!“
leben wie Gott in Frankreich
Wenn jemand wie Gott in Frankreich lebt, dann lässt er es sich besonders gut gehen: „Martin hat tatsächlich im Lotto gewonnen und lebt seitdem wie Gott in Frankreich!“ Diese Redewendung kommt wahrscheinlich aus der Zeit kurz nach der Französischen Revolution, als viele nicht mehr an die Existenz eines Gottes glaubten. Somit hatte, in Bildern gesprochen, Gott in Frankreich keine Arbeit mehr und konnte das Nichtstun genießen. Eine zweite Theorie sagt, dass dieser Ausdruck mit den reichen Kirchenleuten in Frankreich zu tun hatte, denen es sehr gut ging.
den Bogen heraus haben
Wenn man den Bogen heraus hat, weiß man, wie man eine Sache richtig macht. Die Redewendung kommt wahrscheinlich vom Bogenschießen. Bei dieser Sportart muss man einen Bogen mit einem Pfeil so spannen, dass der Pfeil möglichst genau in der Mitte Zielscheibe stecken bleibt. Nur, wer die richtige Technik hat, hat eine Chance, das Ziel zu treffen. „Am Anfang fand ich Surfen ziemlich schwer, aber jetzt habe ich den Bogen heraus!“
etwas durch die Blume sagen
Manchmal kann oder möchte man nicht direkt über etwas sprechen, zum Beispiel, wenn man einen guten Freund kritisieren muss. Dann sagt man das, was man eigentlich sagen möchte, mit anderen, nicht so direkten Worten. Man sagt es also durch die Blume: „Klaus redet immer so viel! Jetzt habe ich ihm mal durch die Blume gesagt, dass mich das stört. Und seitdem ist er ganz anders und hört auch mal zu!“
Der Ausdruck kommt wahrscheinlich aus der sogenannten Blumensprache, die besonders früher oft benutzt wurde. Durch Blumen, die man einer anderen Person gab, konnte man sowohl positive als auch negative Nachrichten mitteilen. Denn die verschiedenen Arten von Blumen hatten unterschiedliche Bedeutungen.
einen Bärenhunger haben
Ein Bär ist ein großes, braunes Tier, das im Wald lebt und sehr gefährlich sein kann. Während der kalten Monate schlafen Bären viel und fressen nur etwas, wenn sie wach werden. Das passiert aber nicht oft. Deshalb suchen sie im Frühling, wenn sie wieder aktiver werden, meistens zuerst etwas zu fressen. Sagt jemand, dass er einen Bärenhunger hat, dann meint er also, dass er so hungrig wie ein Bär nach der Winterruhe ist: „Wow, die Wanderung war wirklich anstrengend! Jetzt habe ich einen Bärenhunger!“
einen Geistesblitz haben
„Einen Geistesblitz haben“ sagt man, wenn man plötzlich einen guten Einfall hat oder eine Lösung für ein Problem findet. Die Idee kommt also, bildlich gesprochen, so plötzlich in den Geist eines Menschen, das heißt in seine Gedanken, wie ein Blitz: „Ich habe so lange überlegt, was ich meiner Mutter zum Geburtstag schenken könnte und dann hatte ich gestern einen Geistesblitz: Ich schenke ihr einen Theaterbesuch!“
etwas auf dem Kasten haben
Wenn man etwas auf dem Kasten hat, dann bedeutet das, dass man besonders schlau oder gut in etwas ist: „Sofia hat wirklich etwas auf dem Kasten. Sie könnte an einer Eliteuni studieren!“ Diese Redewendung kommt aus dem Mittelalter, also aus der Zeit zwischen 500 und 1500, und es gibt zwei Erklärungen, woher sie vielleicht kommt: Entweder ist mit „Kasten“ der Kopf gemeint, der mit Wissen gefüllt werden muss, oder der Kasten, den die Schulkinder damals für ihre Papiere mitnahmen. In beiden Fällen gibt es aber eine Verbindung zum Sammeln von Wissen. Wenn der Kasten voll ist, man also „etwas auf dem Kasten hat“, weil man sehr viel gelernt hat, ist man intelligent.
Haare auf den Zähnen haben
Viele Haare sind ein Signal für besonders viel Männlichkeit. Daher benutzt man die Redewendung „Haare auf den Zähnen haben“, wenn man sagen möchte, dass jemand (vor allem eine Frau) keine Angst hat und über Dinge ehrlich, direkt und aggressiv spricht, um akzeptiert zu werden: „Um Maria musst du dir keine Sorgen machen, wenn sie allein unter Männern ist. Sie weiß sich zu helfen – die hat Haare auf den Zähnen!“
das Tanzbein schwingen
Dies ist ein scherzhafter, also als Spaß gemeinter Ausdruck aus der Alltagssprache für „tanzen“. Schwingen bedeutet etwas schnell nach hinten und vorne fliegen lassen. Wenn man also „das Tanzbein schwingt“, dann tanzt man mit viel Emotion und Freude: „Auf Ksenias Party wurde tolle Musik gespielt. Sogar die Ältesten haben das Tanzbein geschwungen!“
an etwas zu knabbern haben
„Knabbern“ bedeutet kleine Stücke von etwas essen, das hart ist, oder mit den Zähnen kleine Stücke von etwas wegmachen. Man kann zum Beispiel Nüsse knabbern oder an seinen Fingernägeln knabbern. Wenn man „an etwas zu knabbern hat“, dann ist eine Situation besonders schwer, sodass man deshalb traurig ist oder sich sehr anstrengen muss, um eine Lösung für ein Problem zu finden: „Der FC Bayern hat gegen Manchester verloren – daran werden die Spieler noch eine Weile zu knabbern haben!"
etwas knicken können
Wenn man keine Chance hat, dass etwas passiert, dann „kann man es knicken“: „Du willst heute früher nach Hause gehen? Das kannst du knicken!“ Knicken bedeutet eigentlich etwas falten, also zusammenlegen, oder umbiegen, sodass es seine Form verliert und dann oft nicht mehr benutzt werden kann.
quitt sein
„Du hast mir letzte Woche dein Auto geliehen, dafür lade ich dich zum Essen ein. Dann sind wir quitt!“ „Quitt sein“ bedeutet, dass man jemandem etwas dafür gibt, dass er davor etwas gegeben oder getan hat. Es findet also eine Kompensation statt.
jemanden hinters Licht führen
Wenn man hinter dem Licht oder hinter einer Lampe steht, kann man nicht so gut sehen, was passiert. Im übertragenen Sinn bedeutet „jemanden hinters Licht zu führen“, dass man ihn täuscht, also ihm absichtlich etwas Falsches erzählt: „Mich kannst du nicht hinters Licht führen. Ich kenne dich. Sag mir endlich die Wahrheit!“
wunder Punkt
Der wunde Punkt ist ein Bereich oder ein Thema, bei dem eine Person besonders empfindlich ist, weil sie dort emotional verletzlich oder ärgerlich darüber ist: „Louis ist immer ganz cool, außer wir sprechen über seine Exfreundin. Das ist sein wunder Punkt.“
auf einer Wellenlänge liegen
Wenn man sich mit jemandem gut versteht und gleiche Meinungen und Ideen hat, sagt man auch, man „ist/liegt auf einer Wellenlänge“: „Sabine ist die perfekte Freundin für mich. Wir liegen einfach auf einer Wellenlänge!“ Der Ausdruck kommt aus dem Funkverkehr, also der Radiokommunikation, bei der eine gleiche Wellenlänge die Bedingung für das Funktionieren der Kommunikation ist.
in den Gliedern sitzen
Die Glieder sind die Körperteile, die besonders empfindlich, also leicht verletzlich sind, wie die Arme oder die Beine. Wenn etwas in den Gliedern sitzt, dann ist es ganz tief in einem drin: „Der Schock von gestern sitzt mir immer noch in den Gliedern!“
sich an die eigene Nase fassen
Wenn man sagt, dass sich jemand an die eigene Nase fassen soll (die Hand an die eigene Nase legen soll), dann bedeutet das, dass er auf seine eigenen Fehler schauen soll, statt schlecht über andere Leute zu sprechen: „Martin ist böse mit mir, weil ich gestern zu spät gekommen bin. Dabei sollte er sich mal an die eigene Nase fassen. Letzte Woche hat er mich eine Stunde im Restaurant warten lassen.“
auf Zack sein
Wenn jemand „auf Zack“ ist, bedeutet das, dass er gut aufpasst und intelligent ist, sodass er etwas sehr gut oder schnell machen kann: „Die Kleine ist wirklich auf Zack! Sie hat die Aufgabe in der Hälfte der Zeit gelöst.“ Dieser Ausdruck kommt wahrscheinlich davon, dass man in der Alltagssprache „zack, zack!“ ruft, wenn etwas schnell gemacht werden soll.
etwas an den Mann bringen
Wenn man etwas verkaufen will, versucht man, es „an den Mann zu bringen“: „Wir haben noch fünf Konzertkarten. Die müssen wir heute noch an den Mann bringen!“ Der Ausdruck passt auch, wenn man endlich etwas sagen kann, das man schon lange erzählen wollte: „In der Konferenz heute habe ich die Information endlich an den Mann gebracht!“
Terz machen
Mit diesem Ausdruck aus der Alltagssprache sagt man, dass jemand Ärger macht oder sich gegen etwas stellt: „Mach keinen Terz! Die Sache ist schon entschieden.“
Handwerk hat goldenen Boden
Das Handwerk sind alle Berufe, in denen man mit Händen und Werkzeugen arbeitet. Der Ausdruck sagt, dass man mit einem handwerklichen Beruf, wie zum Beispiel Mechatroniker oder Bäcker, genug Geld verdient, um gut leben zu können: „Daniel, ich finde es klasse, dass du eine Ausbildung zum Friseur machst, denn Handwerk hat goldenen Boden!“
Ein sonniges Gemüt haben
Die Psyche und alle Gefühle eines Menschen nennt man das Gemüt. Wenn man ein sonniges Gemüt hat, ist man sehr naiv und macht sich überhaupt keine Gedanken oder Sorgen.
„Wort der Woche“ von DW – kuriose deutsche Wörter
http://www.dw.de/deutsch-lernen/wort-der-woche/s-9031
Der ABC-Schütze
Der ABC-Schütze ist klein, niedlich und tritt stets in größeren Gruppen auf. Nach einigen Jahren ist er aber nicht mehr wiederzuerkennen.
Jedes Jahr im August oder September nach den Sommerferien strömen sie wieder in Massen auf die Straßen und können gar nicht schnell genug zur Schule kommen. Denn die ABC-Schützen wollen nur das Eine: endlich das Alphabet, das A-B-C, lernen. Man erkennt sie an den neuen Schulranzen und daran, dass sie besonders stolz in Richtung Schule gehen. Diese Motivation lässt dann bei manchem in den folgenden Jahren bis zum Schulabschluss Stück für Stück nach. Mit jedem weiteren Schuljahr, das der ABC-Schütze hinter sich bringt, wird das Aufstehen morgens ein bisschen schwerer, der Unterricht ein bisschen langweiliger und die Hausaufgaben werden immer später erledigt – und schließlich kurz vor dem Schulabschluss nur noch im Bus von den Mitschülern abgeschrieben.
Der Aberglaube
Schwarze Katzen, Freitag der 13., vierblättrige Kleeblätter, Zeichen über der Tür: Nur Abergläubische wissen sofort, worum es geht.
Reisen Sie an einem Freitag, der auf den 13. eines Monats fällt? Oder kehren Sie sofort um, wenn Ihnen eine schwarze Katze von links nach rechts über den Weg läuft? Tragen Sie immer dieselbe Krawatte zu einem Vorstellungsgespräch, weil Sie Ihnen schon mal Glück gebracht hat? Dann sind Sie ohne Zweifel abergläubisch. Beim Aberglauben an die Zahl 13 geht es sogar so weit, dass viele Hotels auf die Zimmernummer 13 verzichten und Fluggesellschaften selten Sitze mit der angeblichen Unglückszahl haben. Dabei gibt es für den schlechten Ruf der Zahl gar keine Beweise. Aberglaube ist also sowohl die Angst vor nicht nachweisbaren Dingen wie auch das Vertrauen in etwas nicht Erklärbares. Übrigens: Aberglaube variiert von Land zu Land. In Japan und China ist zum Beispiel die Vier eine Unglückszahl. Und die Italiener fürchten die Zahl 17. Andere Länder, anderer Aberglauben. Und läuft Ihnen die Katze von rechts nach links über den Weg, dann verheißt sie – zumindest in Deutschland – Glück!
Abstauben
Abstauben kann eine lästige Angelegenheit sein. Aber wenn es einmal nicht ums Staubwischen geht, stauben die meisten Menschen eigentlich gerne ab.
Abstauben geht eigentlich ganz einfach. Man benötigt weder ein Staubtuch, noch muss man schweißtreibende Hausarbeit erledigen. Denn abstauben bedeutet – obwohl es wirklich anstrengend klingt – etwas besonders leicht und mühelos zu bekommen. Wer zum Beispiel viele Geschenke erhält oder etwas besonders günstig kaufen kann, hat ordentlich abgestaubt. Und auch im Fußball kann man abstauben: Kommt ein Spieler ohne eigene Leistung zu einem Ball und schießt ihn dann aus kurzer Entfernung mühelos ins Tor, nennt man das auch einen Abstauber. Egal, auf welche Art man etwas abstaubt: Freude macht es bestimmt und die lästige Hausarbeit geht mit guter Laune dann vielleicht auch einfacher von der Hand.
Affentheater
Wenn Affen sich aufregen, kreischen sie lautstark und hüpfen aufgeregt umher. Jemand, der ein Affentheater macht, verhält sich ähnlich lächerlich.
Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen – doch, gerade! Vor allem beim Theaterbesuch. Wenn jemand Theater macht, ist das allerdings weniger gern gesehen. Denn das bedeutet, dass sich jemand aufregt. Aber was haben Affen damit zu tun? Wenn Affen sich aufregen, dann hüpfen sie aufgeregt umher. Jemand, der ein Affentheater macht, verhält sich ähnlich lächerlich. Er regt sich lautstark über eine Sache auf, die eigentlich nicht so schlimm ist. Dann kann man sagen: "Mach hier doch nicht so ein Affentheater." Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich derjenige dann beruhigt, auch nicht, wenn man ihm eine Banane anbietet.
Affenzahn
Affen schwingen von Ast zu Ast und hüpfen hektisch hin und her. Kein Wunder, dass man zu jemandem, der schnell unterwegs ist, sagt: "Du hast einen Affenzahn drauf."
Höher, schneller und weiter – Läufer, Formel-1-Piloten und Radfahrer haben eines gemeinsam: Sie haben alle einen Affenzahn drauf. Egal ob zu Fuß, mit dem Auto, oder mit dem Fahrrad, jemand, der einen Affenzahn drauf hat, ist sehr, sehr schnell unterwegs. Schon seit dem Mittelalter werden hektische Bewegungen als "affenartig" bezeichnet, denn Affen galten damals als besonders schnelle Tiere. Für die Redewendung "einen Zahn zulegen" gibt es unterschiedliche Erklärungen, aber sie alle haben etwas mit Steigerung zu tun. Die Bezeichnung "affenartig" und die Redewendung "einen Zahn zulegen" haben sich mit der Zeit zu einer neuen verbunden: der vom Affenzahn.
Altweibersommer
Der Begriff Altweibersommer hat nichts mit älteren Damen zu tun, und der Name ist auch alles andere als frauenfeindlich.
Die letzten warmen, sonnigen Tage im September werden Altweibersommer genannt. "Weib" ist ein alter Begriff für Frau. Doch was haben alte Frauen mit den letzten warmen Tagen zu tun? Gar nichts! Der Altweibersommer hat seinen Namen von den vielen dünnen Spinnfäden, die in dieser Zeit durch die Luft schweben. Als "weiben" wurde im Altdeutschen das Knüpfen der Spinnweben bezeichnet. "Weib" wird heutzutage übrigens als abwertende Bezeichnung für eine Frau verwendet. Weil sie die Bezeichnung Altweibersommer als frauenfeindlich empfand, ging eine 78-jährige Frau sogar vor Gericht. Sie war der Meinung, dass der Begriff in den Wetterberichten nicht mehr verwendet werden sollte. Doch das Gericht urteilte, dass die Verwendung des Ausdrucks Altweibersommer keine Beleidigung von älteren Damen ist.
Ampelmännchen
Sie sind klein und leuchten entweder in Grün oder Rot. Ampelmännchen zeigen Fußgängern an, wann sie über die Straße gehen dürfen.
In der ehemaligen DDR sahen sie besonders originell aus. Kindern in Deutschland wird es früh beigebracht: Wenn das "rote Ampelmännchen" leuchtet, heißt das "Warten", wenn das "grüne" leuchtet, darf man über die Straße gehen. Das Wort setzt sich zusammen aus "Ampel" und "Männchen", also einem "kleinen Mann". Dabei sind nicht alle Männchen gleich: Das ostdeutsche ist berühmt geworden, weil es nach der Wiedervereinigung Deutschlands durch das – etwas langweiliger aussehende - westdeutsche Ampelmännchen ersetzt werden sollte. Nach erfolgreichem Protest durften die Bürger in der ehemaligen DDR ihr Ampelmännchen schließlich behalten. Von Gleichberechtigung ist noch nicht viel zu sehen: Nur in einer deutschen Stadt gibt es bislang ein Ampelmädchen.
Anno Tobak
Was hat Ihre Großmutter eigentlich in ihrer Jugend gemacht? Sie wissen es nicht? Dann fragen Sie sie nach Geschichten von Anno Tobak!
Oma erzählt Geschichten von Anno Tobak, ihr Kleid ist von Anno Tobak und ihr Hut sowieso. Aber Anno Tobak war nicht ihr erster Freund, der ihr Kleid und Hut geschenkt hat. Der Ausdruck ist angelehnt an den lateinischen Begriff Anno Domini, der auf Deutsch übersetzt im Jahre des Herrn bedeutet. Dieser Herr wiederum ist Jesus Christus. Im Mittelalter wurden Jahreszahlen mit dem Zusatz Anno Domini geschrieben. Anno Domini 1572 ist das Jahr 1572 nach der Geburt Jesu Christi. Und Tobak ist nichts Weiteres als eine alte Form des Wortes Tabak. Wenn etwas von Anno Tobak ist, dann ist es also sehr alt und kann schlecht riechen – wie Tabakrauch.
Anstandswauwau
Anstandswauwaus sind keine bellenden oder beißenden Hunde. Sie sind aber mindestens genauso wachsam.
"Nimm mich mit", bittet die fünfjährige Anna ihre ältere Schwester Sabine. Diese will sich mit ihrem neuen Freund treffen, aber natürlich alleine. "Ich brauche keinen Anstandswauwau", faucht Sabine ihre kleine Schwester an. "Bitte, bitte, bitte", quengelt Anna. "Und was ist überhaupt ein 'Anstandswauwau'? Ist das ein Hund, der anständig ist und immer 'bitte' und 'danke' sagt?" "Nein, nein, nein", antwortet Sabine lächelnd. "Weißt du, früher hatten junge Mädchen, die noch nicht verheiratet waren, eine Art Aufpasserin. Sie wurde Anstandsdame genannt. Sie war immer dabei, wenn sich die Mädchen mit jungen Männern trafen. Die Anstandsdame musste darauf achten, dass Mädchen und Jungen sich zum Beispiel nicht küssten. Deshalb war sie bei beiden sehr unbeliebt. Sie verglichen die Anstandsdame mit einem Hund, einem "Wauwau". Du erinnerst dich bestimmt, dass du auch lange 'Wauwau' gesagt hast, wenn du einen Hund gesehen hast?" Sabine schaut ihre kleine Schwester schelmisch an: "Du willst doch nicht unbeliebt sein, oder? Ich kaufe dir auch deine Lieblingsschokolade, wenn du nicht mitkommst." Anna erwidert sofort: "Nein, ich will keine Schokolade, ich will eine Barbie!" So musste Sabine erfahren, dass es teuer werden kann, einen Anstandswauwau loszuwerden …
Arme-Leute-Essen
Der gebackene Teigfladen mit Tomatensauce und Käse aus Italien ist aus der deutschen Küche nicht mehr wegzudenken. Aber auch die Pizza gehörte früher zum so genannten Arme-Leute-Essen.
"Nie wieder Steckrüben" – das sagt meine Oma immer. Während und nach dem Krieg wurde dieses Gemüse oft gegessen. Denn die Menschen hatten kein Geld für teure Lebensmittel. Darum findet meine Oma auch, dass diese runden, roten Rüben ein echtes Arme-Leute-Essen sind. So nennt man Gerichte, deren Zutaten nicht viel kosten. Zum Beispiel Pellkartoffeln mit Quark, gekochte Möhren mit Kartoffeln, aber auch Pizza. Früher galt diese in Italien auch als Arme-Leute-Essen. Aber das ist Oma egal. Sie bestellt sich beim Italiener um die Ecke jedes Mal eine Pizza Margherita, weil sie die eben am liebsten isst.
Armleuchter
Schnell rutscht es einem heraus, ein Schimpfwort. Bestimmte Wörter dürfen eigentlich nicht verwendet werden. Da sollte man eine Alternative finden.
"Sie sind so ein A …" – Nein, bloß nicht das Schimpfwort mit "A" sagen! Doch was tun, wenn man es schon fast ausgesprochen hat? Dann kann man sich immer noch retten – mit dem Armleuchter. Eigentlich sollte sich niemand beleidigt fühlen, wenn man ihn als Armleuchter bezeichnet. Denn das ist ein Kerzenständer mit vielen Verzweigungen, die aussehen wie Arme. Also, eigentlich doch etwas sehr Nützliches! Mit reinem Gewissen will man den Beschimpften nun verlassen. Ein Problem gibt es allerdings: meistens ist dieser dennoch beleidigt, weil er weiß, welches Schimpfwort man eigentlich verwenden wollte. Dann hätte man ja gleich "Arschloch" sagen können.
Die Arschbombe
Bei einer Arschbombe handelt es sich nicht um eine besondere Form eines Sprengstoffs. Auch nicht um Töne, die aus dem Hintern eines Menschen entweichen können.
Es ist Sommer. Draußen scheint die Sonne und für viele Leute ist das Freibad der Ort, an dem sie sich am liebsten aufhalten. Man sieht ganz viele unterschiedliche Menschen. Die Arschbomber erkennt man in der Regel sofort. Sie stehen meist etwas entfernt vom Beckenrand und warten auf ihren großen Auftritt. Sie nehmen Anlauf und beim Springen ziehen sie die Knie an die Brust. Dabei ist es für einen normalen Arschbomber egal, wie er mit dem Hintern – umgangssprachlich Arsch – im Wasser aufschlägt. Hauptsache, die Arschbombe macht so viel Krach wie eine richtige Bombe bei einer Explosion und andere Menschen werden ordentlich nass gemacht. Der besondere Arschbomber, der „Splashdiver“, zeigt vorher allerdings noch einige kunstvolle Übungen. Einen klaren Vorteil haben natürlich diejenigen, deren Arsch besonders breit ist. Das ist eben ein Gesetz der Physik!
Arschgeweih
Haben Sie schon mal einen Hirsch gesehen, der das Geweih hinten trägt? Manche Menschen haben aber gerade an dieser Stelle eines.
Beim Arschgeweih handelt es sich um eine längliche Tätowierung direkt über dem Hintern – umgangssprachlich als Arsch bezeichnet. Diese erinnert in ihrer Form an ein Hirschgeweih. Im Unterschied zur Tierwelt der Hirsche sind es bei den Menschen vor allem die Frauen, die diese Verzierung auf der Haut tragen. Inzwischen ist das Arschgeweih eher peinlich geworden. In den 1990er Jahren, als es noch in Mode war, verdienten die Tätowierstudios gut daran – heute sind es die Hautärzte. Sie dürfen mit Laserstrahlen den inzwischen ungeliebten Hautschmuck wieder entfernen. Nur der Spielzeugpuppe Barbie malte man erst 2009 ein Arschgeweih auf. Wem das nicht gefällt, der kann es einfach abkratzen. Das ist auch viel billiger als eine Laserbehandlung.
Arschkarte
Bei Fußballern ist die Arschkarte sehr unbeliebt. Und auch wer nicht Fußball spielt, zieht sie nur ungern.
Arsch ist eine nicht sehr vornehme Bezeichnung für das menschliche Hinterteil. Früher wurde beim Fußball die rote Karte als Arschkarte bezeichnet. Bevor es das Farbfernsehen gab, konnten die Zuschauer zuhause nicht zwischen der gelben und der roten Karte unterscheiden. Dies zwang den Schiedsrichter dazu, die beiden Karten in verschiedenen Taschen aufzubewahren. Die rote Karte befand sich immer in der hinteren Hosentasche des Schiedsrichters. Darum wurde sie Arschkarte genannt. Wenn heute jemand in einer Situation benachteiligt ist oder Pech hat, kann man zu ihm sagen: "Da hast du aber die Arschkarte gezogen."
Assitoaster
Ein Toaster bräunt Ihren Toast zum Frühstück. Der Assitoaster bräunt Sie selbst. Und genau so wie das Brot können Sie dabei verbrennen.
Wer möchte schon gerne in einen engen Schlitz gesteckt werden und darin braun geröstet werden? Viele Menschen – vor allem in kälteren Ländern – tun das regelmäßig freiwillig. Und zwar auf der Sonnenbank: Das ist ein elektrisches Gerät, das mit künstlichen Sonnenstrahlen den Körper bräunt. Dafür legt man sich zwischen zwei Schalen mit Leuchtröhren, die dann so zusammengeschoben werden, dass nur ein dünner Schlitz bleibt. Viele übertreiben es jedoch. Die auf einem Assitoaster gebräunte Haut hat meist eine weniger schöne Farbe. Das wird von vielen als peinlich oder unpassend empfunden. In der Jugendsprache heißt das assi. Fragt Sie also jemand "Legst Du Dich schon wieder auf den Assitoaster?" , sollten Sie Ihr Vorhaben vielleicht noch einmal überdenken.
Der Augenzeuge
Er ist etwa bei Verbrechen oder bei Unfällen eine wichtige Person. Denn in der Regel hat er alles gesehen. Für die Polizei oder Autoversicherungen beispielsweise ist er sehr wertvoll: der Augenzeuge.
Er hat genau beobachtet, was geschehen ist und kann dann darüber berichten. Mancher Augenzeuge hat oft auch nicht nur etwas gesehen, sondern auch etwas gehört. Hat er allerdings nur zugehört und nichts sehen können, nennt man ihn umgangssprachlich auch einen „Ohrenzeugen“. Ob der Augenzeuge sich allerdings auch richtig erinnert und alles so beschreibt, wie es geschehen ist, ist eine andere Sache. Mancher Augenzeuge kann keine genaue Täterbeschreibung geben. Oder er erinnert sich nicht genau, ob ein Auto von rechts oder von links kam. Während etwa ein Verbrechen oder ein Unfall ohne Zweifel geschehen sind, ist die Suche nach dem Augenzeugen möglicherweise eine Suche nach einem Geist. Denn manchmal hat einfach niemand beobachtet, was passiert ist.
Backfisch
Backfische kann man essen, aber manchmal hat auch ein junger Mann einen an der Angel.
Der Backfisch ist vom Aussterben bedroht. Denn früher benutzte man das Wort viel öfter. Da saßen Backfische auf Bänken, steckten die Köpfe zusammen und kicherten. Da sagte ein Freund zum anderen: "Was willst du denn mit der, die ist doch noch ein Backfisch!" Backfisch, das ist eine veraltete Bezeichnung für junge Mädchen. Ursprünglich kommt das Wort aus dem Fischfang und bezeichnete sehr junge Fische. Heute sagt man zu jungen Mädchen nur noch selten Backfisch. Doch in einer Situation wird das Wort nie aussterben: auf dem Jahrmarkt. Denn da gibt es leckeren, in Teig gebackenen Fisch zu kaufen – Backfisch eben.
Bärenhunger
Hungrige Menschen sollte man nicht reizen. Denn wer einen Bärenhunger hat, wird zum Tier, wenn es ums Essen geht.
Insekten, Kräuter und auch mal ein Hirsch oder ein Schaf – Braunbären fressen fast alles und viel davon. Und genauso geht es jemandem, der einen Bärenhunger hat. Denn derjenige hat so lange schon nichts gegessen, dass er fast alles essen würde. Er will nicht nur eine Scheibe Brot – er will gleich das ganze Brot essen. Ein Teller Nudeln reicht nicht aus – es muss schon ein ganzer Topf sein. Und nur eine halbe Pizza essen – das würde für jemanden mit einem Bärenhunger nicht in Frage kommen. Der Ausdruck einen Bärenhunger haben könnte auch daher kommen, dass sich ein knurrender Magen anhört wie ein brummender Bär. Vor jemandem mit einem Bärenhunger sollte man sich genauso in Acht nehmen wie vor einem hungrigen Bären. Denn Tier und Mensch haben dann eins gemeinsam: Wenn sie nicht sofort etwas zu Essen bekommen, werden sie ziemlich ungemütlich und aggressiv.
Bauchpinseln
Bauchpinseln – das tut jedem gut. Denn wer freut sich nicht über ein schönes Kompliment oder eine Schmeichelei? Was wird denn auf den Bauch gepinselt? Schokoladensoße oder Schlagsahne?
Nein, zum Bauchpinseln braucht man keinen Pinsel und das T-Shirt kann man auch anbehalten. Aber schmeichelhaft kann Bauchpinseln trotzdem sein. Jemand, der ein schönes Kompliment bekommt, fühlt sich geschmeichelt, geehrt – kurz gebauchpinselt. Und das tut ja bekanntlich genauso gut wie Schokoladensoße mit Schlagsahne!
Bauernfänger
Ein Hundefänger fängt wilde Hunde, ein Fliegenfänger fängt lästige Fliegen. Aber warum sollte man einen Bauern fangen?
Ein Fliegenfänger ist ein klebriges Band, das mit einem süßlichen Geruch Fliegen anlockt, die sich auf das Band setzen und dann daran festkleben. Und das Prinzip des Bauernfängers ähnelt dem des klebrigen Fliegenfängers. Denn der Bauernfänger lockt seine Opfer mit einem tollen Geschäft, einem großartigen Angebot oder einer traurigen Geschichte an, um ihnen anschließend viel Geld abzunehmen. Der Name Bauernfänger fußt übrigens auf einem gemeinen Vorurteil: Von Bauern glauben viele, dass sie nicht besonders schlau sind und dass sie deshalb ein gutes Opfer für solche betrügerischen Geschäfte sind. Dabei gehen nicht nur Bauern einem Bauernfänger auf den Leim.
Berufskrankheit
Wer eine "Berufskrankheit" hat, ist nicht immer körperlich krank.
In bestimmten Berufen entwickeln sich mit den Jahren bestimmte Gewohnheiten, die dann auch zu "Berufskrankheiten" werden. Eine "Berufskrankheit" ist eine Krankheit, die der Beruf mit sich bringt: Menschen, die immer auf schlechten Stühlen vor dem Computer sitzen, bekommen Rückenschmerzen und Augenprobleme. Wer jahrelang mit giftigen Chemikalien arbeitet, wird davon irgendwann krank. Im Deutschen spricht man jedoch nicht nur bei gesundheitlichen Beschwerden von einer "Berufskrankheit". Auch bestimmte Verhaltensweisen werden so bezeichnet. Wenn etwa ein Journalist beim Abendessen im privaten Kreis zu viele Fragen stellt, ein Lehrer am Telefon sehr laut in den Hörer spricht oder ein Soldat vor seiner Frau salutiert, lautet die Diagnose: "Berufskrankheit".
Der Besenreiser
Fast jeder Mensch hat einen Besen im Haus. Mit Besenreisern wollen die meisten jedoch nichts zu tun haben.
„Hilfe! Ich habe total schlimme Besenreiser. Was soll ich machen?“, fragt eine junge Frau in einem Internetforum. Besen? Geht es um ein Haushaltsthema? Nein. Die Dame sucht in einem Forum für Schönheit und Kosmetik Rat. Denn Besenreiser haben Menschen an unterschiedlichen Stellen des Körpers, oft an den Beinen. Es sind dünne Venen, die nah an der Hautoberfläche liegen. Sie breiten sich aus wie ein kleiner, blauer Ast. Reis, Reiser oder auch Reisig sind kleine, dünne Zweige. Aus ihnen werden Besen gebunden. Daher kommt das Wort Besenreiser. Doch das interessiert die Leute in dem Forum herzlich wenig. Sie wollen nur eines wissen: Welche Methode ist die beste, um Besenreiser wieder loszuwerden?
Die Betonfrisur
Bauarbeiter verwenden Beton auf der Baustelle. Für Haare ist er eher ungeeignet – nur seine Eigenschaft nicht.
6.00 Uhr, Mailand: Die Frisur hält. 13.00 Uhr, Paris: Die Haare sitzen. 21.00 Uhr, Bonn: Jedes Haar ist da, wo es sein soll. Das klingt nach einer Betonfrisur! Beton ist eine Masse aus Zement, kleinen Steinen und Wasser. Man verwendet sie beim Bauen von Häusern oder Straßen. Bei der Betonfrisur werden die Haare aber nicht mit Beton beschmiert. Es reichen schon Gel und zusätzlich noch eine ordentliche Menge Haarspray. Dann bewegt sich kein Haar mehr. Menschen, die sich Betonfrisuren machen, wollen perfekt aussehen und gehen darum auch bei ihrer Frisur auf Nummer sicher. Wie man Menschen mit einer Betonfrisur so richtig ärgern kann? Indem man ihnen sagt, dass man ihnen gerne den Kopf streicheln möchte.
Betriebsblindheit
Leider gibt es keine Augentropfen gegen Betriebsblindheit. Und auch der Augenarzt kann bei dieser speziellen Form der Blindheit nichts tun.
Jeden Tag die gleiche langweilige Routine – um neun fängt man an zu arbeiten, um ein Uhr ist Mittagspause und um fünf Uhr geht man wieder nach Hause. Dazwischen gibt es ermüdende Besprechungen und jeden Tag die gleiche Arbeit. Bei so viel Eintönigkeit passiert es schnell, dass Mitarbeiter betriebsblind werden. Das heißt nicht, dass sie tatsächlich blind werden und nichts mehr sehen können. Jemand ist betriebsblind, wenn ihm auf der Arbeit Fehler nicht mehr auffallen und er für Probleme keine neuen Lösungen mehr findet. Wenn es Brillen gegen Betriebsblindheit gäbe, wären Chefs bestimmt sehr glücklich.
Bettenburg
Kalt wie Ritterburgen sind sie in der Regel nicht, die Bettenburgen. Aber wohl fühlt man sich in ihnen auch nicht so recht.
Side ist eine Stadt in der Türkei. Das Meer ist blau, der Strand weiß. Früher gab es hier ein paar Häuschen, in denen Fischer mit ihren Familien lebten. Irgendwann entdeckten Touristen den Ort. Das erste Hotel eröffnete, das zweite, das dritte… Heute stehen in Side ganz viele – meist mehrstöckige – Hotels dicht nebeneinander. In Burgen aus Stein lebten früher Ritter. Hinter den dicken Mauern schützten sie sich vor Feinden. In einer Bettenburg wohnen Urlauber. Diese müssen sich eigentlich vor niemandem schützen. Doch trotzdem kommen manche nur sehr selten aus ihrer Burg heraus. Höchstens mal, um sich im Pool abzukühlen oder zum All-Inklusive-Essen.
Beziehungskiste
Komplizierte Beziehungskisten will niemand gern haben. Viel schöner sind Kartons, die mit Liebe gefüllt sind.
Mara und Tim stecken in einer schwierigen Beziehungskiste. Das heißt nicht, dass die beiden sich in eine viel zu kleine Holzkiste quetschen müssen, sondern dass sie Probleme miteinander haben.Beziehungskiste ist eine umgangssprachliche und negativ besetzte Bezeichnung für Partnerschaft. „Was für eine komplizierte Beziehungskiste“, könnten zum Beispiel Maras Freundinnen sagen. Oder Tims Kumpel könnten vorschlagen: „Sieh zu, dass du aus dieser Beziehungskiste raus kommst“. Manche Menschen haben aber auch Beziehungskisten im wörtlichen Sinne. Sie bewahren kleine Erinnerungen an schöne Momente in einem Karton auf: Liebesbriefe, Kinokarten vom ersten Date oder getrocknete Blumen, die ihnen ihr Partner geschenkt hat. So können sie sich an die schönen Seiten ihrer Liebe erinnern, auch wenn die Beziehungskiste manchmal kompliziert wird.
Bienenstich
Stiche sind schmerzhaft. Doch es gibt einen Stich, den viele Leute sehr gern haben: den Bienenstich.
"Willst du einen Bienenstich?" Auf diese Frage würde eigentlich jeder mit einem entschiedenen "Nein" antworten. Denn wenn eine Biene sticht, ist das sehr schmerzhaft. Doch es gibt einen Bienenstich, der sehr beliebt ist. Er besteht aus süßem Teig, ist mit einer Vanille-Creme gefüllt und mit Mandeln und Zucker belegt. Bienenstich ist nämlich auch der Name für einen Kuchen. Warum er Bienenstich genannt wird, ist unklar. Vielleicht liegt es daran, dass der Kuchen so süß ist wie Honig. Wenn man im Sommer ein Stück Bienenstich im Garten isst, muss man aufpassen. Denn Bienen mögen den Kuchen auch sehr gern. Wer eine Biene übersieht, die auf dem Kuchen sitzt, hat schnell zwei Bienenstiche im Mund. Und das schmeckt gar nicht gut.
Bildungslücke
Überall dort, wo eine Lücke zu sehen ist, fehlt etwas. Nur die Bildungslücke erkennt man meist nicht auf den ersten Blick.
Eine Zahnlücke ist eine unangenehme Sache: Wenn ein Zahn ausfällt, klafft mitten in der Zahnreihe ein hässliches schwarzes Loch – eine Lücke zwischen den Zähnen. Durch eine Lücke im Zaun kann man sehen, was dahinter passiert. Durch eine Lücke zwischen parkenden Autos kann man hindurchgehen. Wenn hingegen die Bildung lückenhaft ist, dann fehlt einer Person Wissen, das allgemein als wichtig angesehen wird. Wenn man also zum Beispiel in Hamburg einen Hering nicht von einem Lachs unterscheiden kann, in Köln keine Ahnung von Bier hat oder in Berlin noch nie etwas von der Mauer gehört hat, dann hat man wirklich eine Bildungslücke. Immerhin lässt sich die Bildungslücke aber besser verstecken als ein ausgefallener Zahn, denn sie ist glücklicherweise unsichtbar.
blauäugig
Wer in die blauen Augen von Neugeborenen blickt, schmilzt meist dahin. Wer aber eine blauäugige Person trifft, ist oft weniger entzückt.
Manche Menschen mögen lieber blaue Augen, anderen gefallen braune Augen besser. Nur blauäugig sein möchte fast niemand. Denn das ist nicht dasselbe wie blaue Augen zu haben. Blauäugig werden nämlich Menschen genannt, die besonders gutgläubig und naiv sind. Sie vertrauen dem Versprechen einer anderen Person, die es eigentlich nicht ernst mit dem meint, was sie sagt. Oder sie glauben fest daran, dass etwas Unmögliches möglich wird. Wer blauäugig handelt, ist vertrauensselig und hinterfragt nichts – ebenso wie ein kleines Baby, dessen Augen bei der Geburt hellblau sind und später vielleicht noch die Farbe ändern: Es vertraut der Mutter ohne Wenn und Aber. Also: Auch Braun- Grau- oder Grünäugige können blauäugig sein.
Blauer Brief
Der Blaue Brief ist eigentlich nicht blau. Er sieht aus wie jeder andere Brief auch.
Dennoch ist er der Albtraum jeder Familie: Denn er bringt unangenehme Nachrichten ins Haus. Wenn er im Briefkasten liegt, können Schüler schon einmal darüber nachdenken, alle Briefe wegzuwerfen. Sie wissen, dass ein Donnerwetter der Eltern droht. Schulen verschicken nämlich Blaue Briefe an Eltern, deren Kinder das Schuljahr wegen schlechter Noten vielleicht wiederholen müssen. Der Name kommt von den Briefen im blauen Umschlag, die preußische Soldaten im 18. Jahrhundert bei ihrer Entlassung aus der Armee bekamen. Damals wurde Papier noch aus alter Kleidung gekocht. Bei der preußischen Armee waren das die blauen Uniformen der Soldaten. Doch heute ist der Blaue Brief nur noch eine Warnung – wenn auch eine sehr unangenehme: Denn jetzt hilft nur noch lernen, lernen, lernen, wenn man nicht unehrenhaft entlassen werden will.
Blaumachen
Rot gilt als die Farbe der Liebe, grün als die Farbe der Hoffnung – sagt man. Und wenn jemand blau macht, steht das für …?
Montagmorgen, der Wecker klingelt. Die erste Schulstunde ist ausgerechnet Mathe. Einfach noch mal umdrehen, weiterschlafen. Wer sich so entscheidet, der macht den Tag blau. Das bedeutet, dass er nicht aus dem Haus geht – einfach weil er keine Lust dazu hat. Woher die Redewendung kommt, ist nicht ganz klar. Vielleicht kommt sie von dem Ausdruck "Blauer Montag". So bezeichnete man früher den arbeitsfreien Montag der Handwerker. Es wird auch vermutet, dass der Ausdruck von dem jiddischen Wort belo kommt, was so viel wie ohne bedeutet. Doch Schüler, die blaumachen, müssen sich an eine Regel halten: Wer nicht zu Mathe geht, der muss daheim bleiben. Ansonsten müssen sie, wenn sie den Mathelehrer treffen, lügen können, ohne dabei rot zu werden.
der Blaumann
Der Blaumann ist ein Mann für jede Situation. Frauen brauchen ihn, aber auch Männern ist er sehr vertraut. Er ist da, wenn es schmutzig und anstrengend wird – der Blaumann. Egal, ob es um Umzüge, ums Tapezieren, Beton mischen oder Putzen geht: Der Blaumann sollte immer dabei sein. Doch wer ist dieser Mann für jede Lebenslage? Ein starker Umzugshelfer? Ein Malermeister? Ein Fliesenleger? Nein, ein Blaumann ist gar kein Mensch. Er ist ein Kleidungsstück: eine blaue Stoffhose, die ein festes Oberteil und Träger hat, eine sogenannte Latzhose. Ein Blaumann ist der perfekte Partner. Er reißt nicht, und in seine zahlreichen Taschen passt allerlei Werkzeug hinein. Ein Blaumann kann übrigens sowohl von Männern als auch von Frauen getragen werden. Und: Es gibt ihn mittlerweile auch in anderen Farben, zum Beispiel in Grün. Oft tragen ihn Gärtner in dieser Farbe. Am Namen ändert das trotzdem nichts.
Blechlawine
Jeden Sommer rollt sie wieder: die Blechlawine Richtung Süden. Denn alle wollen gleichzeitig in Urlaub fahren.
Beim Skifahren kann man von einer Lawine – also herabstürzenden Schneemassen – überrascht werden. Sie hat schon so manchen Skifahrer unter sich begraben, denn sie kommt schnell und ist sehr gefährlich. Aber auch auf Straßen und Autobahnen gibt es Lawinen: die Blechlawinen. Im Gegensatz zur Schneelawine ist die Blechlawine aber nicht besonders schnell. Ganz im Gegenteil! Sind sehr viele Autos gleichzeitig auf der Straße unterwegs, können sie nur noch sehr langsam fahren. Manchmal ist die Blechlawine sogar ein Stau – dann geht es gar nicht mehr vorwärts. Sollten Sie also diesen Sommer auf dem Weg in den Urlaub mal wieder Teil der Blechlawine sein, haben Sie stundenlang Zeit, sich darüber zu freuen, dass Skifahren viel gefährlicher sein kann.
Die Bleiwüste
Der Weg durch die Wüste bis zur nächsten Oase kann unerträglich lang werden. Ähnlich ist es bei der Bleiwüste. Nur ist die Oase dort ein Bild.
Wer sich ohne ausreichende Trinkvorräte in die Wüste wagt, kann es kaum erwarten, endlich die nächste Wasserquelle zu erreichen. Manche Wasserquelle, die einem erscheint, ist allerdings bloß eine Fata Morgana, ein Trugbild. Denn schaut man genau hin, sieht man wieder bloß den immer gleichen Wüstensand. So kann es einem auch in der Bleiwüste gehen – einem monotonen, langen Text ohne Bilder oder Absätze und Zwischenüberschriften. Der Text kommt einem gleich noch länger vor, weil jegliche Abwechslung fehlt. Der Begriff Bleiwüste kommt aus der Sprache der Drucker aus einer Zeit, in der die Buchstaben jeder Zeitung und jedes Buchs noch per Hand aus einzelnen Buchstaben zusammengestellt werden mussten. Diese Buchstaben bestanden aus dem Metall Blei. Eine Seite ohne Bilder ist also eine Wüste aus Blei. Egal wohin man auch schaut, man sieht nur schwarze Buchstaben. Einziger Lichtblick in der Bleiwüste: Wenn man endlich ein Bild entdeckt, ist es garantiert keine Fata Morgana.
Der Blindgänger
Wenn man es mit einem Blindgänger zu tun hat, dann läuft meist grundlegend etwas schief – zumindest nicht so wie gewollt.
Der Begriff Blindgänger kommt eigentlich aus der militärischen Sprache und bezeichnet eine Bombe, die beim Aufprall nicht explodiert ist. Auch Jahrzehnte nach einem Krieg werden in vielen Ländern noch solche Blindgänger gefunden, die dann vorsichtig entschärft werden müssen. Denn sie könnten jederzeit doch noch explodieren. Heute ist die Bedeutung dieses Wortes wesentlich weiter gefasst. Als Blindgänger kann man jede Handlung bezeichnen, die ihre gewollte Wirkung komplett verfehlt: zum Beispiel eine nicht funktionierende Wahlkampfkampagne einer Partei oder eine Werbung für ein Produkt, die die Kunden abschreckt. Aber auch manche Menschen entpuppen sich als Blindgänger. Immerhin sind die meisten Handlungen, die sich als Blindgänger herausstellen, im Gegensatz zu Blindgänger-Bomben nicht noch Jahre später gefährlich – ebenso wie die Menschen. Sie gelten als ungefährliche Versager.
Bohei
Es ist kein Schlachtruf und keine japanische Kampfsportart. Aber wer das Wort Bohei in den Mund nimmt, hat eigentlich die Ruhe weg.
Der eine Nachbar regt sich jedes Mal über das Laub in seinem Garten auf, der andere über die nicht gekehrte Hauseinfahrt. Der dritte denkt sich: Was die für ein Bohei machen! Wenn jemand viel Bohei macht, dann erzeugt er viel Aufregung um eine Kleinigkeit. Bohei auch Buhei geschrieben, stammt wahrscheinlich von dem Rotwelschen palhe, was so viel bedeutet wie Lärm. Durch Umwandlung von Lauten im Laufe der Zeit wurde daraus das gesprochene Bohei. In Österreich findet man es unter Bahöö. Also: Bohei oder Buhei ist weder eine japanische Sportart noch ein schottischer Kampfruf. Es ist lediglich ein kleines Wort, um das verdammt viel Bohei gemacht wird …
Der Bonze
Mein Auto, meine Villa, meine Jacht – wer im großen Stil mit dem angibt, was er hat, läuft Gefahr als Bonze beschimpft zu werden.
Wörter, die aus dem Japanischen kommen, gibt es im Deutschen nur wenige. Der Ausdruck Bonze ist eines davon. Ursprünglich bezeichnete das japanische Wort bōzu oder bonsō einen buddhistischen Mönch oder Priester. Mit Religion hat das Wort Bonze heute nichts mehr zu tun. Wer protzt und nach außen deutlich zeigt, welche Reichtümer er besitzt, der wird spöttisch als Bonze bezeichnet. Aber auch Leute, die viel Einfluss in der Politik oder der Wirtschaft haben, gelten als Bonzen, wenn sie nur auf ihren eigenen Vorteil achten. Aus dem Nomen Bonze hat sich übrigens in der Umgangsprache auch ein Adjektiv entwickelt: Jemand, der sein Auto, seine Villa und seine Jacht zur Schau stellt, ist bonzig.
Brillenschlange
Wer eine Brillenschlange kennen lernt, hat entweder eine Frau mit schlechten Augen getroffen oder sollte um sein Leben rennen.
"Heute im Zug war eine Brillenschlange. Sie hat mich die ganze Zeit angestarrt", erzählt Murat seiner Freundin Anna auf dem Schulhof. "Oh nein, das ist ja schrecklich", erwidert Anna. "Hattest du denn gar keine Angst?" – "Nein, eigentlich nicht", sagt Murat verwirrt. "Aber Brillenschlangen sind doch noch gefährlicher als Klapperschlangen! Wie kommt so ein giftiges Tier überhaupt in die Bahn?", fragt Anna. "Ich meine doch nicht die Schlangenart! Brillenschlange sagt man umgangssprachlich zu einer Frau, die eine Brille trägt. Ich gebe ja zu, dass das nicht besonders nett ist, aber gefährlich ist es ganz sicher nicht." Anna läuft rot an. "Jetzt bin ich nicht mehr besorgt, jetzt bin ich eifersüchtig! Warum starrt dich denn eine fremde Frau an?"
Brötchengeber
Zwischen 50 und 60 Kilogramm Brot isst jeder Deutsche pro Jahr. Er kauft es beim Bäcker – aber eigentlich bekommt er es vom Brötchengeber.
"Wenn sie kein Brot haben, sollen sie Kuchen essen", soll Königin Marie Antoinette gesagt haben, als das französische Volk nach Essen verlangte. Brot ist auch in Deutschland eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Es ist billig und macht satt. Noch beliebter sind allerdings Brötchen – kleine handgroße Brote. Der Brötchengeber ist für die Menschen also wirklich wichtig, denn er stillt ihren Hunger. Obwohl der Name Brötchengeber inzwischen auch bei Bäckereien sehr beliebt ist, ernährt der eigentliche Brötchengeber die Menschen aber auf andere Art und Weise: Er ist der Chef und die Menschen arbeiten für ihn. Dafür gibt er ihnen Geld, damit sie sich ihre Brötchen selbst kaufen können – oder auch Kuchen, wenn ihnen das lieber ist!
Der Brückentag
An Brückentagen bleiben in Deutschland die Büros leer, die Schulen geschlossen und die Menschen im Bett. Dabei ist der Brückentag ein ganz normaler Arbeitstag.
Brückentage gibt es nur wenige im Jahr und in Deutschland erwartet man sie sehnsüchtig. Denn dann haben die Menschen das Gefühl, tatsächlich kurz Ferien zu haben – auch wenn sie nur vier Tage dauern. Brückentage finden grundsätzlich freitags oder montags statt, und zwar dann, wenn der Donnerstag oder der Dienstag ein gesetzlicher Feiertag ist. Dann reichen Massen von Arbeitnehmern Urlaub ein, die Schulen geben ihren Schülern frei und ganz Deutschland verreist oder genießt vier schöne Tage im Café, im Bett oder im Schwimmbad. Der Brückentag ist sozusagen eine Brücke von einem schönen Feiertag in ein erholsames Wochenende. Nur leider geht es am anderen Ende der Brücke immer mit einer anstrengenden Arbeits- oder Schulwoche weiter.
Buddelschiff
Das Buddelschiff ist ein beliebtes Mitbringsel aus Norddeutschland. Jeder, der es kauft, stellt eine einzige Frage…
Buddel ist Plattdeutsch und eine Entlehnung des französischenbouteille – Flasche. Ein Buddelschiff ist das Modell eines Segelschiffs, das in einer Flasche steckt. Doch wie kommt das Schiff bloß durch den engen Flaschenhals? Die Seeleute behaupten, dass es eine Flüssigkeit gibt, die die Hände ganz weich und geschmeidig macht. Wenn man sich die Finger damit einreibt, kann man sie mühelos durch den Hals einer leeren Flasche stecken und das Schiff in der Flasche bauen. Das glaubt aber natürlich nur jemand, der selbst schon ein paar Buddeln geleert hat. Die Wahrheit ist weniger geheimnisvoll. Es gibt einen ganz einfachen Trick, wie das Segelschiff in die Flasche kommt: Es ist faltbar. Also, sollten Sie beim Buddeln im Sand ein Buddelschiff ausgraben, das sogar noch unversehrt in einer Flasche steckt, könnten Sie ja mal versuchen, es wieder aus der Buddel hinaus zu bekommen. Natürlich, ohne die Flasche zu zerschlagen. Viel Spaß!
Budenzauber
Er erfreut Groß – und Klein. Der Budenzauber. Aber wie fast jeder Zauber ist auch der Budenzauber meist nicht von langer Dauer.
Zum Beispiel auf Weihnachtsmärkten verzaubern sie Erwachsene und Kinder: Die kleinen Holzhäuschen, Buden genannt, in denen Seife, Schmuck, Münzen oder Gewürze verkauft werden. Über manchen Buden hängt der Duft von Glühwein, von Currywurst und Pommes Frites oder von Zuckerwatte. Hat man von diesem Budenzauber genug, kann man zu einem anderen ziehen – zu einer fröhlichen Party etwa in einer Studentenbude. Auch das wird Budenzauber genannt. Werden die Lichter da wie dort ausgeknipst, ist der Zauber verflogen. Was bleibt ist höchstens ein ordentlicher Kater am nächsten Morgen.
Bücherwurm
Die Welt verändert sich täglich, doch in Büchern steht die Zeit still - warum sich Bücherwürmer so gern darin verkriechen.
"Mmmh, schmeckt das lecker. Jetzt esse ich noch ein U und dann noch das M. Fertig! Kafkas Verwandlung habe ich aufgegessen. Ganz schön schwere Kost. Vielleicht zum Nachtisch ein paar Gedichte von Schiller. Die sind leicht verdaulich." – Das würde sich bestimmt ein Bücherwurm denken, der sich durch eine Bibliothek frisst. Doch zum Glück sind Bücherwürmer nur Menschen, die sehr, sehr viel lesen. Sie halten die Bücher oft so nah vor das Gesicht, dass es fast so aussieht, als würden sie die Seiten essen. Im Gegensatz zu einer leckeren Mahlzeit, kann man ein Buch aber mehrmals genießen. Wenn man nach Jahren sein Lieblingsbuch noch mal aufschlägt, hat sich darin nichts verändert. Es sei denn, ein Bücherwurm hat Löcher in die Seiten gefressen.
Bückwaren
Bückwaren sind die Lebensmittel, die besonders billig sind und unten im Regal liegen. Doch das Wort hat auch eine historische Bedeutung.
Im Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland nicht genügend Lebensmittel. Darum durfte jeder nur eine bestimmte Menge an Waren kaufen. Doch für ganz besondere Kunden hatten die Verkäufer immer ein paar Waren unter ihrer Ladentheke versteckt. Wenn ein Kunde diese Sachen kaufen wollte, dann musste sich der Verkäufer nach den Waren bücken. Deswegen nannte man sie Bückware. Heute hat der Begriff eine neue Bedeutung bekommen: Bückwaren sind die Lebensmittel, die besonders billig sind und unten im Regal liegen. Damit nutzen die Supermärkte die Bequemlichkeit mancher Kunden aus, denn die sollen ja lieber die teuren Sachen kaufen, die auf Augenhöhe im Regal liegen.
Bullaugen
Bullaugen gibt es an den unterschiedlichsten Orten. Das Wort hat jedes Mal eine andere Bedeutung.
Wo gibt es Bullaugen? Erstens, auf dem Bauernhof? Zweitens, in der Kneipe? Drittens, im Schiff? Alle drei Antworten sind richtig. Auf dem Bauernhof gibt es Bullen. Das sind männliche Kühe und die haben natürlich auch Augen. Mit den Bullaugen in der Kneipe haben die aber gar nichts zu tun. In Kneipen hängen oft Dart-Scheiben. Das sind runde Scheiben, auf die man mit Pfeilen wirft. Wenn ein Spieler genau in die Mitte trifft, dann steckt sein Pfeil imbulls eye – im Bullauge. Und Bullaugen gibt es auch in Schiffen. Denn als Bullaugen werden die runden Fenster bezeichnet. Die verschiedenen Bullaugen haben eigentlich nur eins gemeinsam: Sie sind rund.
Die Couchkartoffel
Keine Lust aufzustehen – eine echte Couchkartoffel bleibt am liebsten auf dem Sofa sitzen. Auch von gesunder Ernährung und Fitness hält sie sich lieber fern.
Es ist Samstagabend, eigentlich hatte man es sich gerade so richtig schön auf dem Sofa bequem gemacht. Da klingelt das Telefon: „Hey, lass uns noch auf eine Party gehen“, sagt der Freund, der anruft. Das geht natürlich auf keinen Fall, schließlich kommt gleich die Lieblingsserie! „Mensch, du bist ja eine richtige Couchkartoffel geworden“, ertönt es vom anderen Ende der Leitung. Angeblich hat ein Amerikaner das Wort erfunden. Er gründete eine Gruppe, die sehr faul und gegen viel Bewegung war. Ihr Name: „Couch Potatoes“ – also Couchkartoffeln. Die Gruppe hatte ein Logo, auf dem eine dicke Kartoffel auf dem Sofa, einer Couch, sitzt und fernsieht. Die Idee kam offenbar so gut an, dass der Begriff sowohl in die englische als auch in die deutsche Sprache überging. Warum die Erfinder des Begriffs eine Kartoffel wählten? Na vielleicht, weil eine Couchkartoffel gerne Kartoffelchips isst oder weil eine Kartoffel so schön dick und unförmig sein kann. Eine Couchbohne oder einen Couchspargel kann man sich schließlich nur schwer vorstellen.
Dachschaden
Wenn ein Haus einen Dachschaden hat, dann kann man den Dachdecker rufen. Hat aber ein Mensch einen Dachschaden, kann man meist nichts dagegen tun.
"Hallo José! Schön, dass du anrufst. Wie geht es dir? – Was, du willst nächste Woche heiraten? Aber du kennst diese Frau doch erst seit einem Monat! Hast du einen Dachschaden? – Nein, ich will nicht wissen, ob das Dach an deinem Haus einen Schaden hat, sondern ob es deinem Kopf noch gut geht." Wenn man jemandem sagt, dass er einen Dachschaden hat, dann findet man, dass er sich merkwürdig verhält. "Und ich finde, du verhältst dich merkwürdig – na ja, aber gut, sag mal, macht ihr eine große Party? …"
Dackelblick
Der Dackel, ein beliebter Haushund der Deutschen, stand Pate für diesen Blick. Ob Mann, Frau oder Hund: Beim Dackelblick schmelzen die Herzen dahin.
Wärme, Zärtlichkeit, Treue und Liebe – all das scheint in einem Dackelblick zu liegen. "Er hat mich mit so einem Dackelblick angeschaut", könnte eine 70-Jährige auf die Frage antworten, warum sie sich auf Anhieb in ihren Mann verliebt hatte. Aber auch Hundebesitzer kennen den Blick nur zu gut: "Wenn Waldi mich mit so einem Dackelblick anschaut, muss ich ihm einfach etwas vom Sonntagsbraten geben." Aber Vorsicht! Ein wenig misstrauisch sollte man dennoch bleiben. Denn die kleinen braunen Kläffer gelten als unberechenbar – in einem Moment wollen sie kuscheln, im nächsten beißen sie zu. So kann sich auch ein menschlicher Dackelblick schon mal ganz schnell verändern – bei manchen Menschen bleibt er aber ein Leben lang warm, zärtlich und treu.
Damoklesschwert
Das Damoklesschwert schwebt oft über einem. Zum Glück nur sprichwörtlich gesehen. Aber das war nicht immer so …
Der perfekte Arbeitstag: Sie beenden ein wichtiges Projekt, Sie bekommen Lob und Anerkennung von Ihrer Chefin und Ihren Kollegen. Doch irgendwie haben Sie kein gutes Gefühl. Kein Wunder, denn das Damoklesschwert schwebt längst über Ihnen. Der Ausdruck geht auf eine griechische Sage zurück. Damokles war der Diener eines mächtigen Herrschers. Er beneidete seinen Herrn um dessen Macht und Reichtum und bezeichnete ihn als den glücklichsten Menschen der Welt. Der Herrscher schlug darauf vor, die Plätze zu tauschen. Damokles willigte ein und lebte einen Tag so wie der reiche Herrscher. Als er abends beim Essen an einem reichlich gedeckten Tisch saß, hatte er plötzlich ein komisches Gefühl. Er schaute zur Decke und sah, dass direkt über ihm ein scharfes Schwert hing. Es war nur an einem dünnen Pferdehaar aufgehängt. Jeden Moment könnte es auf ihn runterfallen! Der Herrscher wollte damit zeigen: Glück ist vergänglich. Also: Egal, wie perfekt Ihr Arbeitstag war – es könnte sein, dass Ihr Arbeitsplatz schon neu besetzt wurde.
Dauerwelle
Kleine Locken, große Wellen oder wilde Zotteln – die Dauerwelle hat die Welt der Frisuren revolutioniert. Und das schon vor mehr als 100 Jahren!
Der deutsche Fußballer Rudi Völler, die Omi von nebenan und Madonna hatten in den 1980er Jahren eins gemeinsam: Sie alle hatten eine Dauerwelle. Denn die Locken-Frisur war damals hochmodern. Dabei gibt es sie schon seit mehr als 100 Jahren. Die Idee stammt von Karl Nessler, einem Frisör aus dem Schwarzwald. Ausprobiert hatte er sie übrigens an einem Mädchen, in das er verliebt war. Er bestrich ihr Haar mit einer speziellen Flüssigkeit und erhitzte es dann mit einer glühendheißen Zange. Dem Mädchen hatte er dabei die Kopfhaut verbrannt und angeblich schrie sie vor Schmerzen. Doch das Ergebnis war überwältigend: ihre Frisur war und blieb gelockt. Auch das Mädchen musste ziemlich beeindruckt gewesen sein. Denn sie heiratete Karl Nessler daraufhin – mit Dauerwelle versteht sich.
Denkzettel
Ein Denkzettel ist keine Notiz, die an wichtige Termine erinnert. Ein Denkzettel ist aber etwas, das man so schnell nicht vergisst.
"Ich bin dann mal weg", ruft der Sohn, steigt ins Auto und fährt weg. Einen Tag später ruft die Mutter: "Ich bin dann mal weg", steigt ins Auto und der Motor springt nicht an. Der Tank ist leer. Tage später ruft der Sohn wieder "Ich bin dann mal weg", will ins Auto steigen. Der Schlüssel ist nirgendwo zu finden. Die Mutter hat ihn versteckt. Sie will dem Sohn einen Denkzettel verpassen, weil er das Auto mit leerem Tank abgestellt hat. Die Bedeutung des Begriffs kommt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert. Wenn ein Schüler damals gegen eine Regel verstieß, wurde das auf einen Zettel geschrieben. Dieses Stück Papier musste er den ganzen Tag mit sich herumtragen – als Erinnerung an seinen Regelverstoß.
Dominoeffekt
Wer einen Dominoeffekt erzielen will, braucht vorher viel Geduld. Anschließend geht alles sehr schnell. Und am Ende ist nichts mehr wie es war.
Tunesien im Januar 2011 – die Revolution in dem Land führte zu weiteren Umbrüchen in anderen arabischen Ländern. Es kam zu einem Dominoeffekt. Wenn ein Ereignis viele andere Ereignisse auslöst, bezeichnet man das als Dominoeffekt. Domino ist eigentlich ein Spiel mit kleinen rechteckigen Steinen meist aus Holz oder Plastik. Diese Steine werden aneinander gelegt. Aber wieso ist ein Effekt nach diesem Spiel benannt? Es gibt noch eine andere Art, wie man mit Dominosteinen spielen kann. Dabei werden viele Steine hochkant in engem Abstand in einer Reihe hintereinander aufstellt. Dann wird dem ersten Stein ein kleiner Schubs gegeben. Wenn er umfällt, fällt er gegen den nächsten Stein, der dann auch umfällt und wieder gegen den nächsten Stein fällt – bis alle Steine umgefallen sind. Je nach Länge der aufgestellten Reihe, kann das ziemlich lange dauern. Dieser Dominoeffekt hat einen ganz eigenen Klang: klick-klick-klick-klick-klick. Der andere Dominoeffekt im übertragenen Sinn gestaltet sich viel geräuschvoller – und oft auch langwieriger.
Der Drahtesel
In Deutschland haben kaum noch Menschen einen Esel im Stall. Dafür besitzen viele einen Drahtesel. Denn der bringt einen genau wie ein echter Esel von einem Ort zum anderen – nur etwas schneller.
Der Drahtesel ist eine besondere Tierart. Er braucht kein Futter, er hat kein graues Fell und auch keine Hufe. Und er ruft auch nicht "Iah!" wie andere Esel. Das liegt daran, dass es sich beim Drahtesel nicht um ein lebendiges Tier handelt. Aber was ist ein Drahtesel? Ganz einfach: Draht ist eine Art Schnur aus Metall. Man kann Draht in jede beliebige Form biegen. Esel benutzten die Menschen früher als Fortbewegungsmittel. Ein Drahtesel ist also ein Fortbewegungsmittel aus Metall. Na, was ist des Rätsels Lösung? Ein Drahtesel ist ein Fahrrad. "Setz dich auf deinen Drahtesel!" bedeutet also "Fahr mit der Fahrrad!". Genau wie man früher seinen Esel geritten hat, fährt man heute eben mit dem Rad. Der Esel aus Fleisch und Blut und der Drahtesel haben übrigens Gemeinsamkeiten: Sie sind beide ein sehr umweltfreundliches Fortbewegungsmittel und störrisch. Denn springt die Kette ab, will auch der Drahtesel nicht mehr.
Dreikäsehoch
Will man die Größe von etwas bestimmen, misst man es mit einem Maßband oder einem Zollstock aus. Normalerweise würde man das auch bei einem Kind machen – es sei denn, es ist ein besonderes Kind. "Du bist aber ein Dreikäsehoch" muss sich etwa ein Fünfjähriger anhören, der einen Erwachsenen belehren will. Der Erwachsene gibt dem Kind so zu verstehen, es sei dafür doch eigentlich noch nicht alt genug. Es sei ja nicht größer als drei übereinander gestapelte Laibe Käse. Der Begriff "Dreikäsehoch" stammt aus dem niederdeutschen Sprachraum. Dort diente früher der Käse, der auf den Höfen selbst hergestellt wurde, als Maßeinheit. Im französischen Sprachraum wurden Kisten oder Kästen – "caisse" – verwendet oder auch Äpfel.
Die Dröppelminna
Bei einer typischen Bergischen Kaffeetafel darf sie nicht fehlen: die Dröppelminna. Schließlich ist sie für den Kaffee zuständig. Sie ist immer zur Stelle und hält eine Tasse warmen Kaffees bereit.
Die Dröppelminna ist eine treue Bedienstete. Doch anders als der Name Minna vermuten lässt, handelt es sich nicht um eine Frau. Die Dröppelminna ist eine bauchige Kaffeekanne. Traditionell ist sie aus Metall, steht auf drei Füßen, hat zwei Griffe zum Anpacken und einen winzigen Zapfkran, aus dem der Kaffee fließt. Dröppeln bedeutet im rheinischen Dialekt tropfen. Früher wurde der Kaffee direkt in der Dröppelminna aufgebrüht. Oft verstopfte der Kaffeesatz das Zapfkränchen, so dass der Kaffee nur noch heraustropfte oder ebendröppelte. Die Dröppelminna hat traditionell ihren Platz auf der Bergischen Kaffeetafel. Bei dieser Mahlzeit werden süßes Brot, Milchreis, Schwarzbrot, Quark, Butter und Waffeln aufgetischt. Wer dieses kalorienreiche Essen öfter zu sich nimmt, sieht bald genauso aus wie die Dröppelminna: ziemlich bauchig. Und dann fühlt er sich ziemlich bedröppelt.
Drückeberger
Bloß nicht auffallen oder schnell weg hier. Das ist das Motto des Drückebergers, wenn es um die Verteilung von Arbeit geht.
Der Drückeberger muss genau dann nach Hause, wenn es anstrengend werden könnte. Er hat keine Zeit, wenn seine Freunde umziehen. Er nimmt Urlaub, wenn es auf der Arbeit stressig wird. Er verlässt das Haus, wenn es Zeit ist, zu putzen. Kurz gesagt: Er drückt sich vor der Arbeit. Denn drücken oder sich verdrücken bedeutet heimlich weggehen. Da der Drückeberger sich still und heimlich verdrückt, glaubt er übrigens auch noch, dass sein Verhalten nicht auffällt. Und wie reagieren Sie auf einen Drückeberger? Bei seinem nächsten Umzug müssen Sie ganz dringend nach Hause!
Die Dunkelziffer
Niemand kennt die Dunkelziffer. Keiner weiß, wie hoch sie ist. Und niemand kann genau sagen, ob es überhaupt eine Dunkelziffer gibt.
Die Dunkelziffer ist eine traurige Zahl, denn sie bezeichnet immer etwas Schlimmes, das man zwar nicht kennt, von dem man aber vermutet, dass es da ist. Dabei geht es meist um Verbrechen wie sexuelle Übergriffe, Kindesmissbrauch oder Morde. Die Dunkelziffer ist die Anzahl der Verbrechen, die zusätzlich zu den entdeckten Verbrechen begangen, aber nicht entdeckt wurden. Da man diese Zahl nicht genau kennt, kann man die Dunkelziffer nur anhand von Statistiken schätzen. Wenn man vermutet, dass es sehr viele unbekannte Fälle der gleichen Art gibt, dann sagt man: "Die Dunkelziffer ist hoch."
Durststrecke
Egal ob in der Wirtschaft, im Sport oder in der Liebe – Durststrecken sind immer zu lang.
Die Sonne brennt vom Himmel, es weht kein Wind, die Zunge klebt am Gaumen und es fällt immer schwerer den nächsten Schritt zu machen. Die Gedanken drehen sich nur noch um eines: Wasser! Beim Joggen kann man echte Durststrecken erleben. Aber auch im übertragenen Sinne gibt es Durststrecken. Zum Beispiel wenn eine Fußballmannschaft einfach keine Tore mehr schießt. Oder während einer Wirtschaftskrise, wenn eine Firma keinen Gewinn mehr macht. Auch jemand, der verzweifelt nach einem Partner sucht und einfach niemanden kennenlernt, kann eine Durststrecke erleben. In diesen Fällen hilft leider kein Wasser, höchstens vielleicht ein Wässerchen, oder wie die Russen sagen: Wodka!
Ehrenrunde
Eine Ehrenrunde ist alles andere als ehrenvoll. Viele empfinden sie sogar als Schande. Dabei geht danach oft alles viel leichter als vorher.
Die Ehrenrunde ist der Albtraum jedes Schülers. Meist gibt es zu Hause Ärger mit den Eltern, in der Schule Spott von den Mitschülern und mahnende Worte von den Lehrern. Wer in der Schule eine Ehrenrunde dreht, der muss ein Schuljahr wiederholen, weil seine Noten nicht gut genug waren. Durch die Wiederholung soll der Schüler den Lernstoff besser verstehen als beim ersten Mal. Kein Schüler hat Lust auf eine Ehrenrunde. Dabei ist das Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung eigentlich positiv: Bei Sportwettbewerben dreht nämlich der Beste – und nicht der Schlechteste – zum Schluss noch eine Ehrenrunde und lässt sich vom Publikum feiern. Auf eine Ehrenrunde im Schulsport hätte der eine oder andere Schüler sicher keine Lust – denn der ist bei vielen sehr unbeliebt.
Eierlegende Wollmilchsau
Jeder hätte gern eine Eierlegende Wollmilchsau. Denn sie kann fast alles: Eier legen, Milch geben und Wolle und Koteletts liefern. Schade eigentlich, dass es sie nicht gibt.
Eine Eierlegende Wollmilchsau ist das perfekte Nutztier: Sie legt Eier, gibt Milch, liefert Wolle und wenn man sie schlachtet, hat man leckere Schweine-Koteletts. Das einzige Problem ist, dass es sie nicht gibt. Man benutzt den Ausdruck "eierlegende Wollmilchsau" immer dann, wenn zu viele Anforderungen an eine Sache oder eine Person gestellt werden. Wenn jemand zum Beispiel eine Waschmaschine sucht, die gleichzeitig staubsaugt, kocht und auf die Kinder aufpasst, dann sagt man ihm: "Du suchst wohl die eierlegende Wollmilchsau!". Damit meint man, dass keine Maschine der Welt alle diese Aufgaben erledigen kann. Aber wer weiß, was uns die Zukunft bringt, denn immerhin können wir heutzutage mit einem Handy telefonieren, fotografieren, filmen und im Internet surfen. Da hört man die eierlegende Wollmilchsau in der Ferne quaken …
Eiertanz
Keine Lust mehr auf langweilige Feiern, auf denen nur geredet wird? Dann probieren Sie es doch mal mit Eiertanz.
Anleitung für ein aufregendes Party-Spiel: Kaufen Sie einen Karton Eier. Verteilen Sie die rohen Eier mit etwas Abstand zueinander auf dem Boden. Verbinden Sie einem Ihrer Gäste die Augen und drehen Sie die Musik auf. Nun muss der Gast tanzen und dabei möglichst kein Ei zertreten. Fertig ist der Eiertanz. – Dieses Spiel gab es übrigens schon im Mittelalter. Daher stammt auch die Redensart "einen Eiertanz aufführen". Wenn sich jemand sehr umständlich ausdrückt und dabei versucht, ein unangenehmes Thema bloß nicht anzusprechen, dann führt er einen Eiertanz auf. Das kann genauso schwierig sein, wie zwischen rohen Eiern zu tanzen. Denn egal, ob man das falsche Thema anspricht oder auf ein Ei tritt – das Geschrei ist hinterher groß und der Spaß für den Gastgeber vorbei. Der muss die Sauerei schließlich wieder in Ordnung bringen.
Eigenbrötler
Allein wohnen, allein kochen, allein Spaß haben – so sieht das Leben eines Eigenbrötlers aus. Doch was passiert, wenn jemand die Gewohnheiten des Sonderlings stört?
Wenn sich ein Beziehungsmensch und ein Eigenbrötler verlieben, wird es kompliziert. Der Beziehungsmensch will Nähe und Zweisamkeit, der Eigenbrötler hat am liebsten seine Ruhe. Denn er ist jemand, der sich ausgrenzt und das tut, was er am liebsten mag. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat er schon im Kindergarten alleine gespielt, auch in der Schule saß er lieber abseits. Und wenn andere auf Partys gehen, beschäftigt er sich zuhause lieber mit seiner Briefmarkensammlung. Den Begriff Eigenbrötler gibt es etwa seit dem 17. Jahrhundert. Er bedeutet im ursprünglichen Sinn: „einer, der sein eigenes Brot bäckt“. Das Wort wurde zunächst in Süddeutschland für unverheiratete Männer verwendet, die ihren eigenen Haushalt führten. Möglicherweise wurde das als merkwürdig angesehen, und so wurde der Eigenbrötler ein Begriff für Sonderlinge. Obwohl die Beziehung eines Eigenbrötlers und eines Beziehungsmenschen vielleicht kompliziert sein mag, können beide doch voneinander lernen: Der eine merkt, wie schön Zweisamkeit sein kann, der andere findet Spaß daran, Briefmarken in ein Album einzusortieren.
Der Einheitsbrei
Welcher Brei kommt nicht auf den Teller? Kartoffelbrei, Haferbrei oder Einheitsbrei?
Die Antwort auf diese Frage ist leicht: Kartoffeln und Hafer sind etwas, das man essen kann. Ein Lebensmittel, das „Einheit“ heißt, gibt es nicht. Eine „Einheit“ ist etwas, das zusammen gehört. Wenn etwas einheitlich ist, sieht es gleich aus. Als „Brei“ wird dickflüssiges Essen bezeichnet. Und wird etwas zu Brei, kann man die ursprünglichen Zutaten kaum noch erkennen, weil sie zerdrückt wurden. So ähnlich verhält es sich auch mit dem Einheitsbrei: Er ist nichts Besonderes, es gibt nichts an ihm, was die Aufmerksamkeit erregt. So könnte zum Beispiel ein Kunstlehrer sagen: „Keiner meiner Schüler hatte eine zündende, neue Idee. Alle Entwürfe waren ein Einheitsbrei.“ Wenn also der Einheitsbrei ein Gericht wäre, würde es langweilig schmecken. Nicht mal eine Prise Salz könnte dieses Essen besser schmecken lassen.
Das Eisbein
Viele Menschen haben im Winter kalte Füße. Dann wärmen sie sich vielleicht mit einem heißen Tee wieder auf – oder mit einem Eisbein.
Ein Eisbein ist nichts für den Sommer – dann hat wirklich niemand Lust darauf, denn das Eisbein ist ein wirklich sättigendes Stück Schweinekeule mit viel Fett. Mit gefrorenem Wasser hat der Name nichts zu tun. Etwa im 10. Jahrhundert gab es ein Wort, das ähnlich klingt: īsbēn. Von ihm stammt unser heutiges Wort ab. In der Sprache der Jäger und Ärzte ist es die Bezeichnung für den Hüftknochen und Knochen, die daneben liegen. Aber auch, wenn heute jemand denkt, dass das Eisbein so heißt, weil man die Knochen vielleicht zum Schlittschuhlaufen verwendet hat, weiß in Deutschland jeder, was ein Eisbein ist. Es gehört zu den typisch deutschen Gerichten. Und es wird heiß gegessen, mit Sauerkraut oder Erbsen, geschmort oder gebacken – auf jeden Fall wird einem davon nicht kalt.
Eisblume
Wenn der erste Frost kommt, die Schneeflocken fallen und alle anderen Blumen längst verblüht sind, dann kommt sie: die Eisblume.
Um eine Eisblume zu züchten, braucht man keine Erde und keinen Topf. Eisblumen sind auch nicht bunt und sie riechen nicht. Sie wachsen nämlich nicht wie andere Blumen im Boden. Sie sind im Winter auf dünnen Fensterscheiben zu sehen und bilden sich, wenn draußen Minusgrade herrschen und es drinnen warm und feucht ist. Das funktioniert am besten, wenn die Scheibe ein bisschen schmutzig ist. Denn dann bleibt die Feuchtigkeit an den Schmutzpartikeln hängen und friert ein. Nach einiger Zeit bildet sich so eine Eisschicht, die aussieht wie viele kleine Blumen. Eisblumen sehen zwar schön aus, können aber auch sehr lästig sein. Sind sie erstmal da, sieht man nicht mehr viel durch die Fensterscheibe. Da hilft dann nur noch kratzen oder auf die ersten wärmenden Sonnenstrahlen warten.
Elchtest
Eines vorweg: In Deutschland gibt es kaum Elche. Autofahrer müssen sich aber nicht vor ihm fürchten. Denn es gibt ja den Elchtest.
Beim Elchtest geht es darum, ob ein Auto beim schnellen Richtungswechsel oder bei einem seitlichen Zusammenstoß umkippt oder nicht. Der Name des Tests kommt eigentlich aus Schweden. Dort gibt es nämlich im Gegensatz zu Deutschland ganz viele frei herumlaufende Elche. Es sind Hirsche mit einem Geweih, das aussieht wie eine Schaufel. Rennt ein ausgewachsenes Tier zum Beispiel auf die Straße oder seitlich gegen ein Auto, muss der Wagen sicher auf allen vier Rädern stehen. Je größer und schwerer das Tier, desto größer die Gefahr, dass der Wagen auf die Seite fällt. Bekannt wurde der Elchtest übrigens 1997, als ein neues Auto einer berühmten deutschen Automarke in Schweden bei einem solchen Test einfach umfiel. Das Problem wurde schnell behoben. Sollte Ihnen auf deutschen Straßen also einmal ein Elch begegnen, müssen Sie keine Angst haben.
das Elefantenrennen
Täglich finden auf Deutschlands Straßen Elefantenrennen statt. Hierbei handelt es sich jedoch keineswegs um eine beliebte Zirkusattraktion.
Jeden Tag werden Deutschlands Autofahrer Zeugen von Elefantenrennen. So schön die Vorstellung von großen Elefanten in Afrika ist, die mit ihren schweren Körpern ein Rennen laufen: In Deutschland sind Elefantenrennen alles andere als beliebt. Mit Elefanten sind in diesem Fall Lastkraftwagen, LKW, gemeint, die sich auf Autobahnen oder anderen mehrspurigen Straßen gegenseitig überholen. Der eine Lastkraftwagen ist dabei jedoch nicht viel schneller als der andere, sodass das Überholen sehr lange dauert. Wenn viel Verkehr auf den Straßen ist, sind solche Elefantenrennen besonders ärgerlich. Die schneller fahrenden Autos kommen nicht mehr an den LKW vorbei und es bilden sich Staus. Elefantenrennen sind in Deutschland verboten und werden bestraft.
Engländer
Engländer wohnen in England. Sie trinken Tee und stellen sich an der Bushaltestelle in die Schlange. Richtig? Nein! Manche Engländer sind wirklich ganz anders: Weder wohnen sie, noch trinken sie, noch stehen sie an. Sie liegen einfach nur herum.
Denn der hier gemeinte Engländer ist ein Gegenstand, genauer gesagt ein Werkzeug: Es handelt sich um einen stufenlos verstellbaren Schraubenschlüssel, der also für Schrauben jeder Größe benutzt werden kann. Vermutlich erhielt er seinen Namen, weil er auf dem europäischen Festland für Schraubenmaße verwendet wird, die ausschließlich in England verbreitet sind. So benötigt man für alle Schrauben, die keine Standardgröße haben, nur einen einzigen Schraubenschlüssel.
Erbsenzähler
Wer alle Erbsen einer Packung einzeln zählen will, braucht viel Geduld und muss sehr genau sein. Aber nicht jeder ist glücklich mit einem Erbsenzähler.
In der Umgangssprache gilt ein Erbsenzähler als sehr korrekt und pedantisch. Zugeschrieben wird der Ausdruck einer Geschichte, die über Karl Baedeker, den Herausgeber von Reiseführern, erzählt wird. Um die genaue Stufenzahl des Mailänder Doms angeben zu können, bestieg er diesen. Statt die Stufen einzeln zu zählen und sich möglicherweise zu verzählen, dachte er sich einen Trick aus: Er blieb alle 20 Stufen stehen und steckte eine getrocknete Erbse von seiner Westen- in seine Hosentasche. Oben angekommen, multiplizierte er einfach die Anzahl der Erbsen in seiner Hosentasche mit 20 und addierte die Reststufen hinzu. Auf dem Rückweg machte er die Gegenprobe. Obwohl Genauigkeit eigentlich als eine Tugend angesehen wird, sind Erbsenzähler eher unbeliebt. Eine Städtereise mit einem Erbsenzähler macht bestimmt keinen Spaß.
Eselbrücke
Wie heißt noch mal die Hauptstadt von Somalia? Wie lautet der Satz des Pythagoras?
Manche Dinge kann man sich am besten mit einer Eselsbrücke merken. Jeder hat seine eigene Methode, sich bestimmte Dinge zu merken, indem er sich eine Eselsbrücke baut. Manche bilden einen Reim, andere merken sich ein Bild, wieder andere bilden Zahlenketten. Der Ausdruck "Eselsbrücke" kommt daher, dass Esel wasserscheue Tiere sind. Sie weigern sich, durch die kleinsten Bäche zu laufen. Darum muss man ihnen eine Brücke bauen. Wenn sich unser Gehirn etwas nicht merken kann, kann man ihm auch nachhelfen – mit einer Brücke, wie bei Eseln, um zum Ziel zu kommen. Nämlich, dass die somalische Hauptstadt Mogadischu und der Satz des Pythagoras a2 + b2 = c2 heißt.
Eselohr
Die Ohren des Esels sind lang und grau. Aber auch Bücher und Zeitschriften können Eselsohren haben.
König Midas, Esel und auch Bücher haben eins gemeinsam: Sie alle haben Eselsohren. Die vom König Midas waren der Sage nach grau und lang wie die Ohren eines Esels. Die von Büchern sehen aber anders aus. Wenn einzelne Seiten in einem Buch an den Ecken umgeknickt sind, dann hat das Buch Eselsohren. Manche Menschen machen mit Absicht Knicke in die Seite, um sie sich zu markieren. So können sie, wenn sie weiterlesen wollen, die Stelle schnell wiederfinden. Leiht man jemandem ein Buch, dann kann man sagen: "Mach bitte keine Eselsohren rein." Die Engländer nennen Eselsohren übrigens "dog ears", also Hundeohren.
Etepetete
Wer etepetete ist, ist schon etwas Besonderes. Allerdings wird das nur in bestimmten gesellschaftlichen Kreisen gewürdigt.
Eine Dame sitzt in einem Restaurant und schneidet ihren Hamburger mit Messer und Gabel. "Würdest du so freundlich sein und mir den Ketchup reichen", bittet sie ihren Begleiter. Ihr Gegenüber verdreht die Augen. "Musst du immer so etepetete sein?", fragt er genervt. "Wir sind in einem Fast Food Restaurant". Jemand, der etepetete ist, verhält sich übertrieben vornehm. Doch wenn jemand zu einem sagt "Du bist etepetete" ist das kein Kompliment für gutes Benehmen. Im Gegenteil: Er findet, dass man übertrieben zimperlich ist und sich nicht so anstellen soll. Übrigens: Etepetete kommt aus dem Französischen und zwar von être-peut-être, was so viel bedeutet wie mehr scheinen als sein. Besonders am französischen Hof benahm man sich früher übertrieben vornehm. Also: Im Fast-Food-Restaurant ruhig den Hamburger mit den Fingern essen und das Besteck beiseite legen!
Extrawurst
In Österreich kann man Extrawurst beim Metzger kaufen. In Deutschland bekommt man Extrawürste nicht im Geschäft. Gebraten werden sie trotzdem, allerdings nur im übertragenen Sinne. Wie schmeckt eigentlich eine Extrawurst?
Das Wort setzt sich zusammen aus extra, was soviel bedeutet wie "zusätzlich" oder "besonders" und Wurst. In Österreich ist die Extrawurst einfach eine ganz normale Wurstsorte. Wer jedoch in Deutschland nach einer Extrawurst verlangt, möchte nicht unbedingt eine Wurst extra an der Verkaufstheke bekommen. Er oder sie wünscht sich stattdessen eine besondere Behandlung. Wenn jemand eine Extrawurst bekommt, genießt er oder sie Vorteile, die andere Personen in der gleichen Situation nicht haben. Erlaubt zum Beispiel der Chef einem Mitarbeiter, später zur Arbeit zu kommen als alle anderen, brät er ihm eine Extrawurst. Die kann der Mitarbeiter dann zwar nicht essen, genießen kann er sie aber trotzdem – und sie schmeckt!
Die Familienkutsche
Früher reiste man in einer Kutsche von Stadt zu Stadt. Heute ist man mit der Familienkutsche sehr viel schneller unterwegs.
Vier Räder, ein paar Sitze und bis zu sechs Pferde – das ist ganz klar eine Kutsche. Vier Räder, ein paar Sitze und mindestens 100 Pferde – das könnte eng auf der Straße werden. Deshalb fährt der Nachfolger der Kutsche, das Auto, auch nur mit Pferdestärken (PS) und nicht mit echten Tieren. Eine Kutsche ist eher umständlich, zu groß und viel zu langsam für den Verkehr auf deutschen Straßen. Sie hat aber eine wichtige Eigenschaft: Viele Menschen finden Platz. Hat ein Auto Platz für viele Menschen und Dinge, die damit transportiert werden können, so wird es umgangssprachlich Familienkutsche genannt. Manche Autohersteller werben sogar mit diesem Begriff für manche ihrer Automodelle. Die traditionelle Kutsche wird nur noch benutzt, wenn man ganz ruhig oder romantisch eine Stadt erkunden will – und dann sind auch die echten Pferde natürlich wieder mit dabei.
Die Fanmeile
Alleine vor dem Fernseher sitzen und Fußball gucken? Das ist vielen Fußballfans zu langweilig. Deshalb gehen manche auf eine Fanmeile.
4. Juli 2006: Die fußballbegeisterten Deutschen halten den Atem an. Wird es die deutsche Nationalelf schaffen, sich im Halbfinale gegen Italien durchzusetzen? In deutschen Städten verfolgen viele Fußballbegeisterte auf Fanmeilen das Spiel. Fanmeilen sind öffentliche Orte, an denen Menschen gemeinsam Fußball gucken. Erstmals tauchten sie in Deutschland während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 auf. Im selben Jahr wurde Fanmeile zum Wort des Jahres gewählt. Meile ist eigentlich ein altes Längenmaß. Hier steht es jedoch nur für einen Ort, an dem viele Leute Platz finden. Die längste Fanmeile gab es in Berlin. Sie war 1,8 Kilometer lang und 40 Meter breit. Das ist etwa so groß wie 14 Fußballfelder. 900.000 Leute fanden hier Platz. Die Fanmeilen zeichneten sich im WM-Sommer 2006 durch gute und friedliche Stimmung aus. Nur an einem einzigen Tag sah man auf den Fanmeilen viele traurige und sogar weinende Gesichter: am 4. Juli, als Deutschland 2:0 gegen Italien verlor.
Feierabend
Feiertage kennen wir alle: Ostern, Weihnachten oder Neujahr. Was aber ist ein Feierabend? Eine wilde Party nach Büroschluss?
Was sagen Sie zu ihren Kollegen, wenn die nach getaner Arbeit nach Hause gehen? Bis morgen! Oder: Schönen Abend! Die meisten wünschen sich einen "Schönen Feierabend". Das klingt zwar erst mal nach viel Spaß, nach feiern. Allerdings gehen die meisten Menschen nicht jeden Abend nach der Arbeit auf eine Party, sondern müde nach Hause. Ursprünglich bezeichnete das Wort aber wirklich den Vorabend eines Feiertages oder Festes. Langsam übertrug sich die Bedeutung auf die Arbeitswelt, nämlich Ruhe von der Arbeit. Doch eigentlich ist jeder freie Abend ein Grund zum Feiern – also fast wie Weihnachten, Ostern oder Neujahr.
Fettnapf
Und schon wieder reingetreten! An manchen Tagen lässt man kein Fettnäpfchen aus und sagt einfach immer nur das Falsche.
"Du solltest auch mal was Neues mit deinen Haaren machen", sagte ich neulich zu meiner Freundin. "Aber ich war doch gestern beim Friseur", antwortete sie beleidigt. Da war es, das Fettnäpfchen, und ich war hinein getreten. Die Redewendung "ins Fettnäpfchen treten" gibt es schon seit dem 19. Jahrhundert. In Bauernhäusern stand in der Küche immer ein Topf mit Fett für die Stiefel. Wenn man da aus Versehen hinein trat, verteilte man das Fett im ganzen Haus. Keine schöne Sache für die Person, die das dann wieder saubermachen musste. Heute sagt man "ich bin ins Fettnäppchen getreten", wenn man jemanden unabsichtlich gekränkt hat. Meine Freundin hat übrigens drei Tage nicht mit mir geredet. Aber sie hat jetzt einen neuen Friseur.
Der Filmriss
Reißt im Kino der Film, geht es erst nach einer Pause weiter. Wenn ein Mensch einen Filmriss hat, verpasst er aber meist mehrere Stunden seines persönlichen Films.
Wenn früher im Kino der Film auf der Rolle riss, dann wurde die Leinwand schwarz bis der Filmvorführer den Film wieder richtig eingelegt hatte. Genau so ein schwarzes Loch wird auch in die Erinnerung gerissen, wenn ein Mensch einen Filmriss hat. Ein fester Schlag auf den Kopf, meistens jedoch übermäßiger Alkoholkonsum, ist die Ursache für einen solchen Erinnerungsverlust. Dann können sich manche Menschen an mehrere Stunden ihres Lebens nicht mehr erinnern. Im Kino kommt der Filmriss dank moderner Technik heute fast nicht mehr vor. Die alten Filmrollen gibt es kaum noch. Aber Menschen kann ein Filmriss nach wie vor passieren. Und Vorsicht: Dank moderner Technik werden die verpassten Stunden manchmal von falschen Freunden mit Fotos im Internet dokumentiert.
Das Fingerspitzengefühl
Streicheln, auf etwas zeigen oder schreiben – unsere Finger brauchen wir jeden Tag. Und auch Fingerspitzengefühl hilft, den Alltag zu bewältigen.
„Das sieht ja schrecklich aus. Der rote Pullover steht dir überhaupt gar nicht.“ Wer so die neue Kleidung seiner Freundin kommentiert, zeigt vor allem eines: Er hat kein Fingerspitzengefühl. Beim Fingerspitzengefühl geht es nicht um das Gefühl, das jemand in den Händen hat – etwa ob jemand feinfühlig Klavier spielen, schön stricken oder schreiben kann. Es geht um etwas Zwischenmenschliches. Wenn man in einer schwierigen Situation etwas so vermitteln will, dass es den anderen nicht verletzt oder man diese Person nicht vor den Kopf stoßen will, braucht man ein feines Gespür. Jemand mit Fingerspitzengefühl findet immer genau die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt – und er weiß auch, wann es besser ist, nichts zu sagen. Aber was macht man, wenn der Freundin der rote Pullover wirklich nicht steht? Jemand mit Fingerspitzengefühl würde sagen: „Ich mag den grünen Pulli lieber. Zieh doch den heute Abend an.“
Der Fischkopp
Menschen können keinen Fischkopp haben, können aber einer sein. In einer Region Deutschlands gibt es ganz viele von ihnen.
„Mein Name ist Sönke und ich bin ein echter Fischkopp.“ Diesen Satz könnte jemand in einer Vorstellungsrunde sagen. Doch was meint Sönke bloß mit Fischkopp? Will er sagen, dass er aussieht wie ein Fisch? Dass er riecht wie einer? Oder dass er gern Fisch isst? Das ist alles Quatsch! Kopp ist eine dialektal gefärbte Bezeichnung für Kopf. Ein Fischkopp ist also im ursprünglichen Sinne einfach der Kopf eines Fisches – zum Beispiel eines Lachses oder eines Herings. Doch wenn ein Mensch sagt: „Ich bin ein Fischkopp“, bezieht er sich auf seine Herkunft. Jemand, der an der norddeutschen Küste geboren ist und dort lebt, kann über sich sagen, dass er ein Fischkopp ist. Als Fremder sollte man allerdings vorsichtig sein, wenn man Norddeutsche als Fischköppe bezeichnet. Wer in Cuxhaven oder Kiel in eine Kneipe kommt und sagt: „Moin, ihr Fischköppe“, riskiert, dass die sonst so ruhigen Norddeutschen richtig wütend werden.
Die Fleischmütze
Es gibt Wollmützen, Filzmützen, Stoffmützen – und die Fleischmütze. Sie hält die Ohren leider gar nicht warm, gilt aber bei vielen als besonders sexy. Sean Connery trägt sie, Bruce Willis trägt sie und – na gut – Homer Simpson trägt sie auch.
Im Winter, wenn die Temperaturen gegen Null sinken, wärmt jeder seinen Kopf gern mit einer Mütze. Aber besonders wer schon eine Fleischmütze trägt, zieht dann noch gerne eine zweite Mütze über. Denn die Fleischmütze ist ein anderer Begriff für eine Glatze – also fehlende Behaarung auf dem Kopf. Und wenn die wärmenden Haare auf dem Kopf fehlen, dann friert man im Winter besonders stark. Auch wenn eine Glatze als besonders männlich gilt, ist es übrigens nicht sehr freundlich, sie als Fleischmütze zu bezeichnen. Wer sich also bei Sean Connery oder einem anderen Mann mit Glatze nicht unbeliebt machen will, sollte dieses Wort auf jeden Fall vermeiden.
flöten gehen
Nicht nur Kinder, die Blockflöte spielen, gehen flöten. Auch mancher geliebte oder ungeliebte Gegenstand geht schon mal flöten.
So klingen die ersten Übungen auf der Blockflöte. Viele Kinder in Deutschland lernen dieses Instrument. „Ich geh flöten“, könnte also ein Kind zu seiner Mutter sagen, wenn es sich auf den Weg zum Blockflötenunterricht macht. Die Antwort der Mutter wäre dann wahrscheinlich: „Schön. Aber bitte geh nicht flöten!“ Denn flöten gehen hat noch eine andere Bedeutung. Wenn etwas flöten geht, dann geht es verloren. „Mein ganzes Geld ist flöten gegangen“, sagt jemand, der sein Geld zum Beispiel durch eine Wette verloren hat. Auch ein Hut, der vom Wind davongeweht wird, ist flöten gegangen. Eltern, deren Kind Blockflöte lernt, wünschen sich manchmal, dass die Flöte flöten ginge. Denn das ewige Geflöte ist oft schwer zu ertragen.
der Flurfunk
Der Flurfunk ist ein besonderer Nachrichtenkanal. Er berichtet Sachen, die ganz geheim sind – und solche, die nie passiert sind.
Was in der großen weiten Welt passiert, wird im Rundfunk gesendet. Was direkt nebenan passiert, erfährt man nur über den Flurfunk. Ganz ohne Technik gelangt die Nachricht von Büro zu Büro. Kollege X wird bestimmt bald befördert, Kollege Y soll heimlich die Sekretärin küssen und Kollegin Z wurde angeblich von ihrem Mann verlassen. All das und noch viel mehr berichtet der Flurfunk. Wer die schlechten Nachrichten aus aller Welt nicht mehr hören will, schaltet Radio oder Fernsehen einfach aus. Und wenn Sie den Flurfunk nicht hören wollen? Sie können zwar die Bürotür schließen, aber der Flurfunk funktioniert auch über das Telefon und macht keine Mittagspause.
das Fräuleinwunder
Früher war das Fräuleinwunder etwas Besonderes. Heutzutage ist es normal – bis auf das „Fräulein“.
Als Fräuleinwunder wurden in den 1950er Jahren junge Frauen aus Deutschland bezeichnet, die als besonders selbstständig und modern galten. Das erste Fräuleinwunder war ein deutsches Model in den USA, das heute in Deutschland allerdings niemand mehr kennt. Der Begriff „Fräulein“ war früher die Anrede für unverheiratete Frauen. An Wunder glaubt inzwischen kaum noch jemand und das Fräulein gibt es gar nicht mehr. Diese Anrede wird bereits seit Anfang der 1970er Jahre im Sprachgebrauch der Behörden und Ministerien nicht mehr benutzt. Nach und nach ist sie auch aus der Alltagssprache verschwunden. „Fräuleins“ und „Fräuleinwunder“ gibt es fast nur noch als Fremdwort im Englischen.
Frostbeule
Sind Sie eine Frostbeule? Machen Sie den Test und erfahren Sie etwas über sich selbst. Zittern Sie vor Kälte, sobald die Temperatur unter 30 Grad Celsius sinkt? Frieren Sie, wenn Sie im Schatten stehen? Ist Ihnen kalt, sobald die Sonne untergeht? Wenn Sie diese Fragen mit "Ja" beantwortet haben, sind Sie eindeutig eine Frostbeule.
Frostbeule nennt man scherzhaft einen Menschen, der sehr leicht friert. Während andere Menschen noch mit kurzen Hosen und T-Shirt herumlaufen, trägt die Frostbeule bereits einen dicken Pulli und Wollsocken. Die Bezeichnung Frostbeule setzt sich aus den Wörtern Frost und Beule zusammen. Frost entsteht, wenn die Temperatur unter Null Grad Celsius sinkt. Beulen sind Schwellungen. Frostbeulen sind tatsächlich ein echtes körperliches Phänomen. Wenn jemand sehr lange in der Kälte steht, bilden sich Schwellungen an Händen und Füßen. Die sind sehr schmerzhaft und gehen erst nach mehreren Wochen weg. Menschliche Frostbeulen bekommen diese Schwellungen natürlich nie. Denn sie haben bei eisiger Kälte immer vier Paar Socken an und bleiben im Winter sowieso am liebsten zuhause vor dem Kamin sitzen.
Das Fruchtfleisch
Fruchtfleisch ist durchaus auch etwas für Menschen, die sich vegetarisch ernähren. Sie kaufen ihr Fleisch nur beim Obsthändler. Wer hätte gedacht, dass auch Früchte Fleisch enthalten?
Genauso wie beim Menschen oder beim Tier das Fleisch unter der Haut sitzt, befindet sich das Fruchtfleisch unter der Schale von Äpfeln, Orangen oder Bananen. Doch beim Fruchtfleisch gibt es viel mehr unterschiedliche Geschmäcker als beim Fleisch – von der sauren Zitrone über die süße, reife Kiwi bis hin zur würzigen Avocado ist eigentlich alles dabei. Und während es im Märchen oft heißt: „Der Riese verschlang ihn mit Haut und Haar“, kommt es bei den Früchten ganz darauf an, ob man Haut oder Schale mitessen kann. Denn eine Kiwi „mit Haut und Haar“ zu essen, ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack.
Fußhupe
Wer auf eine Fußhupe tritt, macht keine Musik. Höchstens, wenn er vor Schmerzen aufschreit. Sie haben Schleifchen im Haar, tragen meist ein kleines Mäntelchen und leben in Handtaschen.
Die Rede ist nicht von einer besonderen Art von Zwergen oder Elfen. Nein, es geht um so genannte Fußhupen. So nennen manche Menschen die kleinen Hunde, die die meiste Zeit von ihren Besitzerinnen getragen werden. Wenn sie dann doch mal selbst laufen dürfen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie jemand übersieht und auf sie tritt. Dann ist meist ein hohes Jaulen zu hören, ähnlich wie der Klang einer Hupe. Aber Vorsicht: wer auf eine Fußhupe tritt, sollte sich in Acht nehmen. Denn ein anderer Name für die kleinen Hunde ist Wadenbeißer. Schleifchen im Haar hin oder her!
Gammelfleisch
Es gammelte herum – in den Kühltheken deutscher Supermärkte. Im Jahr 2005 sorgte es für einen Skandal. Doch Gammelfleisch ist nicht immer gefährlich.
Die Fleischindustrie und die Supermärkte waren die Schuldigen: Sie hatten Fleisch, das nicht mehr haltbar war, trotzdem weiter verkauft. Die Etiketten wurden einfach neu aufgeklebt. Die Medien hatten schnell eine Bezeichnung: Gammelfleisch. Dennvergammeln ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für schlecht werden. Darüber hinaus findet das Wort nun auch in der Jugendsprache Verwendung, und zwar in einer nicht sehr netten Bedeutung: Es dient dort als Bezeichnung für Menschen über 30. Die Gammelfleischparty wurde gar 2008 zum Jugendwort des Jahres gekürt. Das Gammelfleisch selbst hatte es 2005 nicht zum Wort des Jahres geschafft. Es musste sich dem Wort "Bundeskanzlerin" geschlagen geben. Aber in den Augen der Jugend gehört ja auch sie zum Gammelfleisch.
Gänsefüßchen
In der deutschen Sprache spielen Gänse eine große Rolle. Denn die sogenannten Gänsefüßchen zeigen an, wann eine wörtliche Rede beginnt und wann sie endet.
Frisch aus dem Ofen, knusprig und gefüllt – so haben viele Menschen Gänse am liebsten. Besonders an Weihnachten wird in Deutschland oft Gans gegessen. Auch in der deutschen Sprache spielen Gänse eine wichtige Rolle. Denn die Anführungszeichen am Anfang und am Ende jeder wörtlichen Rede werden als Gänsefüßchen bezeichnet. Wenn jemand behauptet: "Ich esse an Weihnachten immer Gans", dann zeigen die Striche an, dass dieser Satz von jemandem gesagt wurde. Egal, ob es in dem Satz um Gänse geht oder nicht.
Gänsehaut
Gänsehaut ist nicht nur etwas für Gänse. Auch der eine oder andere Mensch kann sie in bestimmten Situationen bekommen – ob er will oder nicht.
Wenn Sie eine Gans rupfen – also ihr alle Federn ausreißen – dann sehen Sie die Gänsehaut: Dort, wo die Federn in der Haut steckten, sind nun viele kleine Knubbel. Ahnen Sie schon, wie auch Sie eine Gänsehaut bekommen können? Schauen Sie sich einen spannenden Krimi an. Spätestens wenn der Mann mit dem Messer sich von hinten seinem nichtsahnenden Opfer nähert, wird Ihre Haut aussehen wie die einer gerupften Gans: Dann nämlich läuft es Ihnen kalt den Rücken herunter. Die vielen kleinen Härchen auf der Haut richten sich auf. Die Haut ist übersät mit ganz vielen kleinen Knubbeln. Da die Gänsehaut also auch etwas mit dem Gefühl von Kälte zu tun hat, reicht anstelle des Krimis auch ein strenger Winter für eine schöne Gänsehaut.
Gänsemarsch
Vorne läuft die Gänsemutter und hinter ihr her trippeln ihre Küken. Wenn sie eine Kurve läuft, laufen auch die Küken eine Kurve. Bleibt die Mutter stehen, halten auch die Kleinen an. Wenn die Gänsekinder alle in einer Reihe laufen, geht so schnell keines verloren.
Die Menschen haben sich diese Form der Organisation bei den Gänsen abgeschaut. Ob Soldaten marschieren oder eine Schulklasse einen Ausflug macht: Alle laufen hinter einem Anführer her. Der Vorteil ist, dass dieser einen besseren Überblick über die Gruppe hat – wie die Gänsemutter. Wer aber mal als Schüler im Gänsemarsch gehen musste, weiß auch wie viel Unsinn man dabei machen kann. Man kann am Zopf der Mitschülerin ziehen oder gar einen Stau verursachen, indem man einfach stehen bleibt. Dann ist trotz des geordneten Gänsemarsches das Chaos perfekt.
Gardinenpredigt
"Ich hab es dir schon tausendmal gesagt: Räum deine Socken auf und bring den Müll runter." So oder ähnlich hört sich eine Gardinenpredigt an.
Eine Predigt ist eine Rede, die der Pfarrer in der Kirche hält. Gardinen sind Stoffstücke, die vor Fenstern hängen. Früher hingen solche Stoffe auch vor den Betten. Und daher kommt auch der Begriff Gardinenpredigt. Denn wenn der Mann sich falsch verhalten hatte, dann sagte die Frau ihm hinter den geschlossenen Gardinen des Bettes die Meinung. Gardinenpredigten werden aber meist nicht so ernst genommen. Wenn jemand sagt: "Halt mir keine Gardinenpredigt", dann meint er: "Belästige mich nicht mit unwichtigen Dingen". Aber wenn man das auf die Kritik seines Partners antwortet, kann aus der Gardinenpredigt schnell ein handfester Streit werden.
Geheimratsecken
Viele Männer fürchten sich davor, Geheimratsecken zu bekommen. Denn sie sind ein Zeichen des Älterwerdens.
Hat ein Mann Geheimratsecken, dann kann er meistens nichts mehr gegen sie tun. Er muss zuschauen, wie die Haare links und rechts von der Stirn nach und nach ausfallen. Die höher werdende Stirn kann Männer aber auch schon in jungen Jahren treffen und führt selten zu Freudentänzen. Dabei zeugt zumindest die Bezeichnung "Geheimratsecken" von Weisheit und Lebenserfahrung: Als es in Deutschland noch die Monarchie gab, waren Geheimräte die engsten Berater des Königs. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch diese wichtigen, meist älteren, Herren mit Haarausfall kämpfen mussten. Geschadet hat es ihnen nicht
Geisterfahrer
Können Geister Auto fahren? Natürlich nicht! Trotzdem sind Geisterfahrer ziemlich gruselig, denn sie fahren in die falsche Richtung.
Vor Geisterfahrern erschrecken sich Autofahrer mindestens genauso wie vor einem richtigen Gespenst. Wenn so ein Geisterfahrer unterwegs ist, kann es zu schlimmen Unfällen kommen. Denn ein Geisterfahrer ist jemand, der auf der Autobahn in die falsche Richtung fährt. Ist so ein Falschfahrer unterwegs, wird das sofort im Radio durchgesagt. Es gibt in Deutschland einen sehr bekannten Witz über einen Autofahrer, der im Radio eine Geisterfahrerwarnung hört. "Vorsicht! Auf der Autobahn kommt Ihnen ein Geisterfahrer entgegen!", sagt der Radiosprecher. "Was? Einer? Hunderte!", ruft der Autofahrer.
Geistesblitz
Man denkt nach, grübelt, auf der Stirn bilden sich schon die ersten Falten. Auf einmal springt man auf, jubelt und hat die rettende Idee ...
"Hurra, ich hab’s!" – Dieser Ausruf ist ein relativ sicheres Anzeichen für einen Geistesblitz. Geist ist ein anderes Wort für "Verstand", für unsere Fähigkeit zu denken. Ein Blitz ist ein kurzer heller Lichtstrahl und tritt zum Beispiel bei einem Gewitter auf. Für Bruchteile von Sekunden erleuchtet er den Himmel. Ähnlich ist es mit dem Geistesblitz: Er erleuchtet unser Gehirn, so dass wir für einen Augenblick klar sehen. Der Geistesblitz bringt uns die Lösung für ein Problem, das uns schon seit Wochen quälte oder wir finden die Formel, die uns die Welt erklärt. Zumindest glauben wir das …
Geldwäsche
Der Horror: Die Waschmaschine läuft und der 100-Euro-Schein steckt noch in der Hosentasche. Manch einer wäscht sein Geld dennoch gerne – nur anders.
Geld stinkt nicht! Das wusste schon der römische Kaiser Vespasian, als er auf die Benutzung öffentlicher Toiletten eine Steuer erhob. Warum also sollte man Geld waschen? Zum Beispiel, wenn es durch "schmutzige" Geschäfte verdient wurde. Illegal verdientes Geld – etwa aus Drogengeschäften – muss zuerst gewaschen werden, damit es legal ausgegeben werden kann. Über ein ganz normales Geschäft wird das Geld dann als angebliche Einnahme versteuert und wieder als legales Geld in Umlauf gebracht. Das "schmutzige" Geld ist dann gewaschen. Steuergelder allerdings sind immer legal. Vespasian musste also seine Einnahmen nicht waschen – obwohl seine Einnahmequelle, die Toilette, manchen vielleicht "schmutzig" erscheinen mag.
Gerücheküche
Was in der Gerüchteküche gekocht wird, schmeckt selten gut. Besonders nicht demjenigen, um den es geht.
In einem Topf kochen kleine Gerüchte zu einer fiesen Gerüchtesuppe. Im Tiefkühlschrank lagern eingefrorene Gerüchte. In der Spüle stapeln sich schmutzige Gerüchteteller. So oder so ähnlich könnte eine Gerüchteküche aussehen. Könnte. Denn eine Gerüchteküche ist keine richtige Küche. Sie ist nur ein Bild. Ein Gerücht ist etwas, das über jemanden gesagt wird, ohne dafür einen Beweis zu haben. Vermutet zum Beispiel jemand, dass der Bürgermeister einer kleinen Stadt sich mit seiner Frau gestritten hat, verbreitet er ein Gerücht. Bald schon reden alle darüber. Dann heißt es: "Die Gerüchteküche brodelt". Für die Bewohner der Kleinstadt steht nach mindestens einem Tag fest: der Bürgermeister hat eine Affäre mit seiner Sekretärin und seine Frau erwartet ein Kind vom Schornsteinfeger. Die Gerüchteküche brodelt weiter. Na dann, guten Appetit!
Giftzwerg
Giftzwerge halten nicht ganz, was der Name verspricht. Sie müssen nicht klein sein wie ein Zwerg. Aber eins stimmt: Sie versprühen Gift.
"Du bist ein richtiger kleiner Giftzwerg" bekommen Kinder zu hören, die laut schreien, sich auf dem Boden wälzen, weil sie nicht ihren Willen bekommen. Giftzwerge sind aber auch diejenigen, die schlecht über andere reden und boshaft sind. Giftzwerge können körperlich klein sein, müssen es aber nicht. Zwerge sind Wesen, die in Märchen vorkommen. Manche sind gut wie die Sieben Zwerge in dem Märchen Schneewittchen der Brüder Grimm – andere sind bösartig wie das Rumpelstilzchen. Und Gift ist bekanntlich ja schädlich. Also: Am besten lässt man einen Giftzwerg toben und schimpfen und denkt sich: Soll er doch sein Gift versprühen. Wen kümmert 's?
Gipfeltreffen
Der Weg zum Gipfel eines Berges ist sehr beschwerlich. Wer will sich hier schon freiwillig treffen? Wer trifft sich auf einem Gipfel? Bergsteiger oder Politiker?
Eigentlich sind beide Antworten richtig. Denn Bergsteiger erklimmen Berge wie die Zugspitze oder gar den Mount Everest. Es kommt vor, dass sich mehrere dieser Kletterer oben auf der Spitze, dem sogenannten Gipfel, treffen. Aber das ist noch lange kein Gipfeltreffen. Als Gipfeltreffen bezeichnet man die Zusammenkünfte von sehr wichtigen Politikerinnen und Politikern. So steht zum Beispiel in der Zeitung: „Merkel und Obama suchen auf einem deutsch-amerikanischen Gipfeltreffen nach Lösungen.“ Oder: „Die Regierungschefs der Europäischen Union beraten auf ihrem Gipfel über den Nahostkonflikt.“ Bergsteiger und Politiker auf einem Gipfel haben aber eins gemeinsam: Beide kann man nach der Aussicht fragen. Während Bergsteiger die Landschaft beschreiben, reden Politiker allerdings eher von der Zukunft. Interessant dürften jedoch die Antworten beider Seiten sein!
Glucke
Eine Glucke breitet ihre Flügel schützend über ihre Kinder aus. Sie erdrückt sie dabei fast. Aber Hauptsache es geht den Kleinen gut.
"Michael, hast du dir auch ordentlich die Zähne geputzt. Du bekommst sonst Karies." Oder: "Michael, geh nicht auf die Schaukel. Das ist zu gefährlich." So klingt eine Glucke, die sich um ihren Sohn kümmert. Eine Glucke ist ein Huhn, das Küken hat. Aber hier geht es nicht um ein sprechendes Huhn. Als Glucke bezeichnet man auch eine Mutter, die sich übertrieben viel um ihre Kinder sorgt. Vielleicht kommt die Bezeichnung daher, weil Hühner oft schützend die Flügel über ihre Küken legen. Die meisten menschlichen Glucken bleiben übrigens immer Glucken. Auch wenn Michael mittlerweile dreißig Jahre alt ist und alleine wohnt, ruft sie immer noch abends an und fragt: "Hast du dir auch die Zähne geputzt? Du weißt ja…"
Der Glückskäfer
Sie sind rot, mit vielen Punkten und manchmal riesig groß: die Glückskäfer. Aber keine Angst, sie sind ganz harmlos – zumindest wenn man keine Blattlaus ist.
Keiner kann sich ihrem Charme entziehen. Lautlos schwirren sie durch die Luft, setzen sich auf den Kopf, die Hand, auf eine Fensterscheibe oder ein Blatt. Klein, rot und mit schwarzen Punkten auf ihren oberen Flügeln. So kennt sie jeder: die Marienkäfer. Den Namen bekamen sie, weil sie als Geschenk Marias, der Mutter Jesu, besonders für Bauern angesehen wurden. Denn in der Landwirtschaft sind sie ein wahrer Glücksbringer. Sie sind sehr nützlich, weil sie Schädlinge wie zum Beispiel Blattläuse auffressen. Besonders zu Neujahr oder besonderen Gelegenheiten werden Glückskäfer verschenkt: in Kartenform, als riesiges Kuscheltier oder als Holzmarienkäfer auf einem Glücksklee. Der echte Glückskäfer hat sieben Punkte und ist rot. Rot steht für die Liebe, die Zahl sieben gilt als Glückszahl. Aber Vorsicht: Wer einem echten Marienkäfer etwas antut oder ihn sogar tötet, der wird kein Glück mehr haben. Das sagt zumindest der Aberglaube.
Glückspilz
Testen Sie Ihr Wissen! Welcher Pilz wird als Glückspilz angesehen? Der Pfifferling, der Champignon oder der Fliegenpilz?
Findet man einen Pfifferling, hat man großes Glück. Denn die seltenen Pilze lassen sich für viel Geld verkaufen. Trotzdem wird der Pfifferling nicht als Glückspilz bezeichnet. Auch Champignons können glücklich machen – das weiß jeder, der schon mal eine leckere Champignon-Suppe gegessen hat. Doch auch er ist kein Glückpilz. Es ist der Fliegenpilz, der als Glückssymbol gilt. Auch Menschen, denen etwas ganz besonders Gutes passiert, werden als Glückspilze bezeichnet. Übrigens: den Fliegenpilz kann man essen, sollte es aber nicht. Wer es dennoch tut, verspürt ein berauschendes Glücksgefühl, oder er bekommt eine Vergiftung. Glückssache eben!
Gretchenfrage
Wenn alle wieder um den heißen Brei herumreden, dann kann die Gretchenfrage Wunder wirken – ob gewollt oder ungewollt.
Die Gretchenfrage hat ihren Ursprung in der Literatur: "Nun sag, wie hast du's mit der Religion?", fragt in Goethes Faust Gretchen den Doktor Heinrich Faust. Sie möchte wissen, ob er an Gott glaubt. Damit trifft sie bei Faust, der seine Seele dem Teufel versprochen hat, den Kern des Problems. Die Gretchenfrage ist also die Frage nach dem Wesentlichen, auch wenn sich die fragende Person dessen vielleicht nicht unbedingt bewusst ist. Und die Gretchenfrage ist immer unangenehm: Eine ehrliche Antwort auf sie zu geben, dürfte den meisten nicht leicht fallen. Denn fast immer erfordert sie vom Befragten ein Geständnis.
großkotzig
Wer großkotzig ist, ist bei seinen Mitmenschen nicht besonders beliebt – dabei versucht er, sich so gut darzustellen, wie er nur kann.
„Ich kann alles“, „Alle mögen mich“, „Ich kann alles bezahlen“ – das sind nur einige Beispiele für das, was großkotzige Menschen so über sich denken und sagen. Ihre Selbstwahrnehmung und die Realität sind dabei aber meist sehr weit voneinander entfernt. Denn ein Großkotz wird von seinen Mitmenschen fast immer ganz anders gesehen. Seine Angeberei und seine Selbstverliebtheit sorgen nicht gerade für Sympathie. Mit kotzen, der umgangssprachlichen Bezeichnung für sich übergeben, hat großkotzig übrigens nichts zu tun. Das Wort stammt wahrscheinlich vom jiddischen großkozen, was so viel wie sehr reicher Mann oder Angeber bedeutet. Aber auch eine Herkunft aus dem Berliner Dialekt ist möglich. Dort ist ein Großkotz jemand, der im weiten Bogen spuckt. Wer sich Freunde machen will, sollte also lieber nicht großkotzig auftreten und keine allzu großen Töne spucken.
Gugelhupf
Saftig und nicht zu süß, so sollte ein Gugelhupf schmecken. Aber Vorsicht, mit der Internetsuchmaschine hat der Kuchen nichts zu tun.
Mehl, Eier, Milch, Butter, Mandeln, Rosinen und Hefe – aus diesen Zutaten besteht der Gugelhupf. Das ist ein runder Kuchen mit einem Loch in der Mitte. Mit der Suchmaschine Google hat er nichts zu tun. Seinen Namen verdankt er wahrscheinlich dem mitteldeutschen Wort "gugel" für Kapuze – weil der Gugelhupf ein wenig wie eine Kopfbedeckung aussieht – und "hupf", einem Wort für Hefe. Möglicherweise geht sein Ursprung aber auch auf die Kuchenform zurück, in der er gebacken wurde – den Gugel. "Hupf" hat nichts mit dem Verb "hüpfen" zu tun, sondern könnte von "lupfen" kommen, was so viel wie "hochheben" bedeutet. Aber egal, wo der Gugelhupf nun herkommt – frisch gebacken schmeckt er einfach gut!
Guter Rutsch!
Wünscht Ihnen jemand einen "Guten Rutsch", dann denken Sie nichts Böses. Mit dem Glatteis in der kalten Jahreszeit hat das nichts zu tun.
Den "Guten Rutsch" gibt es nur in einem einzigen Zusammenhang – nämlich als "Guten Rutsch ins neue Jahr". Und er wird nur im Dezember gebraucht. Zum Geburtstag können Sie keinen "Guten Rutsch ins neue Lebensjahr" wünschen. Woher der Begriff kommt, ist nicht ganz klar. Möglicherweise geht er auf eine ältere Bedeutung des Wortesrutschen zurück, das auch reisen bedeuten kann. Nach einer anderen Theorie kommt der "Gute Rutsch" vom jiddischen Begriff Rosch Hashana, der so viel wie Anfang des Jahres bedeutet. Wenn Ihnen all das aber zu kompliziert ist, dann feiern Sie doch einfach ins neue Jahr. Ab dem 1. Januar können Sie dann ja jedem "Ein frohes Neues Jahr" wünschen.
Haarspalterei
Egal ob in Diskussionen oder auf dem eigenen Kopf – Haarspalterei ist nervig und nicht so leicht los zu werden.
Wenn sich die Spitzen von Haaren spalten, dann nennt man das Spliss. Das sieht nicht schön aus und meist gibt es nur eine Möglichkeit: abschneiden – kurz und schmerzlos. Wenn doch nur alles so schnell erledigt wäre! Denn wenn eine Person Haarspalterei betreibt, dann kommt man nicht so leicht davon. Haarspalterei bedeutet, dass jemand über jede Kleinigkeit diskutiert und immer alles in Frage stellt. Diskussionen mit so jemandem dauern meist sehr, sehr lange. Egal, ob im wörtlichen oder übertragenen Sinne: Haarspalterei ist unbeliebt.
Hackenporsche
Der Porsche ist eines der teuersten deutschen Autos. Aber es gibt auch schon eine Variante für wenig Geld: den "Porsche des kleinen Mannes".
In den Supermärkten sind sie morgens oft schon um 7.30 Uhr zu Hunderten unterwegs – die vielen Hackenporsches. Denn ihre Besitzer benötigen nur wenig Schlaf und stehen sehr früh auf. Der Hackenporsche ist eine große Einkaufstasche aus Stoff auf einem Metallgestell mit Rädern. Er wird meist von alten Leuten benutzt, die ihre Einkäufe nicht mehr selber tragen können. An einem Griff kann man den kleinen Wagen bequem zum Supermarkt ziehen und ihn dort mit seinen Einkäufen befüllen. Der billige Hackenporsche fährt also nicht so schnell wie der teure Sportwagen. Dafür entfällt die lästige Parkplatzsuche. Ein weiterer Vorteil: Er bietet vielleicht sogar mehr Platz als der Kofferraum eines Porsches.
Halbstarker
Sie sind noch nicht ganz stark diese Halbstarken. Aber zum Glück befinden sie sich ja auch noch im Wachstum.
"Immer hängen diese Halbstarken hier rum", schimpft Opa. Damit meint er die Jugendlichen, die sich jeden Abend in seiner Straße treffen. Sie sitzen auf einer Bank, tun einfach nichts und geben an, was sie schon für tolle Dinge gemacht haben. Der eine war schon im Bordell, der andere hat im Supermarkt eine Tüte Gummibärchen gestohlen. Jeder hat etwas Tolles zu erzählen. Halbstark ist ein Begriff der aus den 1950er Jahren stammt. Damals bezeichnete der Ausdruck aggressiv auftretende junge Männer. Heute verwendet man den Begriff viel allgemeiner: Halbstarke, das sind Jugendliche, die eigentlich das tun wollen, was Erwachsene tun, aber dazu noch nicht die nötige Reife haben. So ganz ernst genommen werden sie nicht. Halbstarke findet man auf Schulhöfen, in Einkaufszentren oder in der Straßenbahn. Was Opa meist vergisst: Vor 60 Jahren war er selbst mal ein Halbstarker – aber das würde er nie zugeben.
Halligalli
Jemand, der Halligalli macht, hat Spaß. Doch in einigen Situationen sollte man lieber auf Halligalli verzichten.
Wer Halligalli macht, der macht etwas Verrücktes. Halligalli kann es zum Beispiel auf einer Party geben: „Wir haben am Samstagabend mal wieder so richtig Halligalli gemacht“ oder bei einem Kinderfest: „Es gab Clowns, eine Hüpfburg, Spiele und ganz viel Halligalli“. Halligalli kann aber auch im negativen Sinne verwendet werden. Wenn etwas ohne viel Halligalli stattfindet, läuft es ohne viel Aufhebens und ruhig ab. Eltern fordern zum Beispiel ihre Kinder auf: „Heute Abend geht es ohne viel Halligalli ins Bett!“ Woher das Wort Halligalli kommt, ist nicht ganz klar. Fest steht, dass es einen Tanz gibt, der in den 1960er Jahren sehr modern war. Er hieß Hully Gully. Wie wild und lustig es zugehen kann, wenn man Halligalli macht, kann man schon am Klang des Wortes hören. Probieren Sie es aus. Rufen Sie dreimal laut und fröhlich „Halligalli“. Na, klingt das nicht schon nach Party?
halsstarrig
Wer einen steifen Hals hat, ist nicht unbedingt halsstarrig. Doch die Auswirkungen sind ähnlich.
Auf einmal ist er da: der steife Hals. Der Kopf bewegt sich nur wenige Zentimeter nach links und nur wenige Zentimeter nach rechts. Den Kopf drehen – das ist unmöglich. Der Hals ist starr. Als halsstarrig würde man einen Menschen, der einen steifen Hals hat, trotzdem nicht beschreiben. Aber das Bild passt gut. Denn genau wie derjenige, der einen steifen Hals hat, guckt auch der halsstarrige Mensch weder nach links noch nach rechts. Er bleibt bei seiner Meinung. Er ist nicht offen für andere Vorschläge. „Du bist so halsstarrig, mit dir kann man nicht diskutieren“, sagt die Tochter zu ihrem Vater. „Bei so viel Halsstarrigkeit kommen wir nicht weiter“, kommentiert der Kollege das Verhalten des Chefs. Gegen Halsstarrigkeit gibt es kein Rezept. Genau wie bei einem steifen Hals helfen da nur Ruhe und viel Geduld.
Hamsterkauf
Wer gerne Hamster kauft, hamstert diese in der Regel nicht. Anders ist das bei bestimmten Dingen des täglichen Lebens.
Sie haben Knopfaugen, kleine Pfoten und sind so niedlich: Hamster sind bei Kindern sehr beliebte Haustiere. Kein Wunder, dass Eltern ihnen so ein Tierchen kaufen. Eine Besonderheit dieser Nagetiere ist, dass sie ihr Essen in Backentaschen sammeln – sie hamstern es – wie die Menschen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Diese hatten wenig zu essen und hamsterten alle Lebensmittel, die sie kriegen konnten. Manche machten sogenannte Hamsterfahrten aufs Land, um möglichst viele Lebensmittel zu kaufen und legten Vorräte an, um schlechte Zeiten zu überstehen. Aber auch heutzutage gibt es noch Hamsterkäufe. Als die Europäische Union Glühbirnen verbot, kauften manche Menschen sehr viele davon ein und hamsterten sie. Leider haben Menschen keine so praktischen Backentaschen wie Hamster. Wer also Hamsterkäufe macht, braucht eine große Vorratskammer, um alles aufzubewahren.
Hartzen
Mit Baumwachs hat das Wort nichts zu tun, aber mit einem ehemaligen Automobil-Manager. Er hat dafür gesorgt, dass Menschen in Deutschland hartzen.
2002 forderte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, dass die Arbeitslosenzahl um die Hälfte sinken muss. Eine Kommission unter der Leitung von Peter Hartz wurde gegründet, um Vorschläge zu machen. Hartz war damals unter anderem Manager beim Autohersteller VW. Die Kommission beschloss, dass es einen Anreiz für Arbeitslose geben müsse, auch schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen. Arbeitslose erhielten in Deutschland eine begrenzte Zeit Arbeitslosengeld, dann Arbeitslosenhilfe. Alle diejenigen, die keinen Anspruch darauf hatten, bekamen unter bestimmten Voraussetzungen Sozialhilfe. Das ist Geld, mit dem zum Beispiel Wohnung, Kleidung und Nahrung vom Staat bezahlt werden. Arbeitslosen- und Sozialhilfe wurden nun zum sogenannten „Arbeitslosengeld II“ zusammengefasst. Im Volksmund spricht man aber von „Hartz IV“. Benannt ist es nach dem vierten Teil des neuen Gesetzes, das von der Hartz-Kommission entwickelt wurde. Das neue Unterstützungsgeld ist noch niedriger als die ehemalige Sozialhilfe. Wer hartzt, der ist schon länger arbeitslos oder kann von seinem Gehalt allein nicht leben. Die Arbeitslosenzahl hat sich übrigens nicht halbiert; viele Menschen hartzen immer noch.
Hausdrache
Wer mit einem Hausdrachen zusammen wohnt, hat es nicht leicht. Sie kämpfen nämlich nicht gegen Ritter, sondern gegen Unordnung und schlechtes Benehmen.
So ein Haustier ist ja etwas Schönes: Mit der Hauskatze kann man schmusen, der treue Haushund bewacht die Familie und den Fischen im Aquarium kann man stundenlang zuschauen – sehr entspannend! Der "Hausdrache" allerdings ist von einem anderen Kaliber. Zunächst einmal ist der Drache gar kein richtiges Tier. Er ist ein böses Ungeheuer aus alten Legenden, das Feuer spuckt, gegen Ritter kämpft und Prinzessinnen entführt. In den Märchen fürchten sich die Menschen vor Drachen. Mit dem "Hausdrachen" ist es ganz ähnlich, denn mit diesem abwertenden Begriff bezeichnet man eine strenge Hausfrau, die die Familie herumkommandiert und immerzu schimpft: "Zieh die Schuhe aus, ich hab gerade den Boden gewischt", "Mach den Mund zu, wenn du kaust", "Räum jetzt endlich dein Zimmer auf". Wer kann sich da wirklich entspannen? Aber vielleicht steckt in jedem Hausdrachen eigentlich eine Prinzessin, die aus dem grauen Alltag gerettet werden möchte …
HB-Männchen
Egal ob Raucher oder Nichtraucher – jeder kann wie ein HB-Männchen abheben. Es kommt nur darauf an, wie sehr jemand gereizt wird.
"Geh doch nicht gleich in die Luft wie ein HB-Männchen" – ein geflügeltes Wort, das vor allem der älteren Generation in Deutschland noch vertraut ist. Zurück geht es auf eine Werbung der Zigarettenmarke HB, die mit diesem cholerischen Zeichentrick-Mann im Kino und Fernsehen warb. Dieser durchlebte jede Menge ärgerlicher Situationen, das Gesicht schwoll rot an und schließlich flog er vor Wut senkrecht in die Luft. Von einer sanften Stimme wurde er mit den Worten wieder zurückgeholt: "Halt, mein Freund! Wer wird denn gleich in die Luft gehen? Greife lieber zur HB! Dann geht alles wie von selbst." Auch Nichtraucher können natürlich in die Luft gehen. Sie sollten dann zu Baldrian statt zur Zigarette greifen, um sich zu beruhigen.
Das Heimspiel
Wer ein Heimspiel hat, der hat es leicht. Und das gilt nicht nur im Sport – denn ein Heimspiel kann man auch in anderen Bereichen haben.
Spielt eine Sportmannschaft in ihrer Heimatstadt, hat sie einen Vorteil: Es sind viele Fans da, die die Mannschaft anfeuern, Mannschaft und Trainer haben keine anstrengende Reise hinter sich und das Stadion ist bereits bekannt. Statistiken haben ergeben, dass die Chance, bei einem Heimspiel zu gewinnen, doppelt so hoch ist wie bei einem Auswärtsspiel. Hierbei wird im Stadion der gegnerischen Mannschaft gespielt. Umgangssprachlich spricht man auch von einem Heimspiel, wenn jemandem etwas besonders leicht fällt oder wenn die Umstände so günstig sind, dass etwas leicht gelingt. Dabei kann jemand einfach nur Glück haben, Hilfe von anderen bekommen oder feststellen, dass sich die Dinge von ganz allein erledigen. Ist jemand aber vom Pech verfolgt und will ihm einfach gar nichts gelingen, dann ist sein Leben ein einziges Auswärtsspiel.
Der Heißhunger
Schokolade, Saure Gurken oder Käse - Heißhunger kann man auf alles haben. Besonders Schwangere können sich ihm schwer widersetzen.
Plötzlich ist er da: der Appetit auf Lakritze. Er ist riesengroß und man will unbedingt eine große Tüte Lakritze auf einmal essen. Mancher verspürt dagegen einen plötzlichen Hunger auf Hamburger, Schokolade oder Käse. Heißhunger kann man auf alles Essbare haben. Eigentlich ist man dann nicht wirklich hungrig, weil der Magen knurrt. Der Heißhunger ist eher eine Steigerung von Appetit. Wer Heißhunger hat, will unbedingt eine bestimmte Sache essen. Er ist umgangssprachlich gesprochen „heiß darauf“, sie zu essen. Viele Schwangere haben richtige Heißhungerattacken, die oft allerdings ungewöhnlich sind. Dann wollen sie zum Beispiel um vier Uhr morgens eine große Packung Schokokuchen mit Sauren Gurken essen. Der Vorteil bei Schwangeren ist: Die meisten Menschen haben Verständnis für die Heißhungerattacken - besonders natürlich werdende Väter. Die schwingen sich dann aufs Fahrrad und radeln 20 Kilometer zur nächsten Tankstelle, nur damit die Liebste das bekommt, worauf sie gerade Heißhunger hat.
Das Herrchen
Er ist ein Herr, aber nur ein ganz kleiner. Denn er hat nicht immer das Sagen.
Er ist nämlich Herr über ein unberechenbares Wesen. Das Herrchen ist nicht das männliche Gegenstück zum Fräulein, der veralteten Anrede für eine unverheiratete Frau. Ein Herr – früher eine Bezeichnung für Adelige – hat einen Diener, dem er Befehle erteilt. Das Herrchen oder auch Frauchen hat einen Hund, eine Katze oder einen anderen haarigen oder gefiederten Freund, der ihm – oder ihr – gehorcht. So sollte es zumindest sein. Nur die Realität sieht oft anders aus: Manchmal stellt sich nämlich die Frage, wer in dieser Beziehung die Hosen anhat. Der eine oder andere Hund und dieser oder jener Kater mag seinen Besitzer auch als "seinen Menschen" und sich selbst als "das Herrchen" sehen.
Herrengedeck
Ein Herrengedeck ist nichts für empfindliche Mägen, es kann eben nur von einem echten Mann vertragen werden. Morgens um 10 Uhr in der Eckkneipe: Vier alte Männer haben sich bereits versammelt. Doch sie trinken nicht etwa Kaffee, sondern ein Herrengedeck. Das ist eine Kombination aus zwei alkoholischen Getränken – genauer gesagt, ein Bier und ein Schnaps. Welches Bier und welcher Schnaps, das ist von Region zu Region unterschiedlich. Was auch immer im Glas ist: Herrengedeck klingt jedenfalls viel harmloser als Bier und Schnaps, wenn man es schon früh am Morgen bestellt. Übrigens gibt es auch ein – weniger bekanntes – Damengedeck: Und weil man meint, dass Frauen nicht so viel Alkohol vertragen, besteht es aus einem Sekt und einem alkoholfreien Getränk.
Herumscharwenzeln
Herumscharwenzeln führt selten zum Erfolg. Trotzdem versuchen es zum Beispiel Verkäufer und Verliebte immer wieder.
Er ist immer da, wenn sie ihn braucht. Will sie eine Tasse Kaffee, dann holt er eine. Sucht sie einen Stift, hält er ihn schon bereit. Niest sie, bietet er ihr ein Taschentuch an. Irgendwann fragt sie verärgert: „Was scharwenzelst du die ganze Zeit um mich herum?“ Jemand, der um eine andere Person herumscharwenzelt, hält sich immer in ihrer Nähe auf. Scharwenzeln geht im weitesten Sinne auf das Wort schwänzeln, also mit dem Schwanz wedeln, zurück. Das tun beispielsweise Hunde, wenn sie sich sehr freuen. Dass Menschen um andere herumschwarwenzeln, kommt in vielen Bereichen des täglichen Lebens vor. So scharwenzelt eine Verkäuferin um Kunden im Laden herum oder ein Verehrer um eine Frau, in der Hoffnung, dass sie sich in ihn verliebt. Doch mit ihrem Verhalten schaden sich solche Menschen in der Regel selbst, denn mancher fühlt sich belästigt. Schon eine alte Volksweisheit besagt: „Willst du etwas gelten, dann mach dich selten.“
Das Herzblatt
Das Herzblatt ist heutzutage wirklich selten geworden – aber vielleicht haben die Eltern oder Großeltern noch eines.
Woran denkt ihr, wenn ihr das Wort „Herzblatt“ hört? Vielleicht an Klee mit seinen herzförmigen Blättern? Aber so verbreitet, wie der Klee auf der Wiese, ist es ganz und gar nicht. Das Wort Herzblatt wird man in Deutschland heute nicht mehr allzu oft hören. Denn es ist nicht nur schwer, sein ganz persönliches Herzblatt zu finden, sondern auch, Menschen zu treffen, die dieses Wort noch benutzen. Es ist eigentlich ein ziemlich veraltetes Kosewort für eine geliebte Person. Wirkliche Bekanntheit erlangte es in Deutschland erst in den 1980er Jahren wieder durch eine Partnersuche-Show im Fernsehen mit dem Titel „Herzblatt“. Dort konnten sich Menschen, die einen Partner suchten, innerhalb einiger Minuten und nach wenigen Fragen zwischen drei möglichen Kandidaten entscheiden. Mit wenig Erfolg, wie sich im Nachhinein im Internet nachlesen lässt: Von mehr als 900 Paaren, die sich in der Sendung kennenlernten, haben nur zwei ihr Herzblatt fürs Leben gefunden.
Heulsuse
Man muss nicht Susanne heißen. Und man muss auch nicht unbedingt eine Frau sein, um als Heulsuse bezeichnet zu werden.
Heulsusen gelten als weinerlich "Sei doch nicht so eine Heulsuse" muss sich jemand anhören, der weinerlich ist; der sich bei einer Freundin oder einem Freund "ausheult" – ob mit oder ohne Tränen. "Heulen" ist in der Umgangssprache ein abwertender Begriff für "weinen". Wer weint, herzergreifende Schluchzlaute von sich gibt oder heult wie ein Wolf, der ist eben eine Heulsuse. "Suse" ist die Abkürzung für den weiblichen Vornamen "Susanne". Vielleicht gibt es in Zeiten der Gleichberechtigung auch irgendwann einmal einen "Heulmaxe". Denn auch Männer werden als Heulsuse beschimpft. Mit der Beschimpfung und einem weiblichen Namen zu leben, das ist für die meisten Männer dann aber doch zu viel!
Hexenschuss
Kinder fürchten sich vor Hexen. Erwachsene haben vor Hexenschüssen Angst. Denn die können kommen und gehen als wäre Zauberei im Spiel.
Einmal falsch gebückt und – zack! Ein stechender Schmerz fährt einem durch den Rücken. Als wäre man von einer Pistolenkugel getroffen worden. Gehen ist unmöglich, sich aufrichten auch. Die Diagnose des Arztes: "Hexenschuss". Das Wort ist erstmals im 16. Jahrhundert im Deutschen verzeichnet. Es beruht wahrscheinlich auf einer Vorstellung von Hexen, die einem Böses antun. Und schließlich geht man ja auch so gebückt wie eine alte Hexe. Im Altenglischen hieß die Krankheit "Elfengeschoss". Einfach wegzaubern kann man einen Hexenschuss aber leider nicht. Man kann sich nur wünschen, dass er so schnell wie möglich verfliegt – so schnell wie eine Hexe auf ihrem Besen am Himmel verschwindet!
Hinz und Kunz
Hinz und Kunz wohnen gegenüber – und sie sitzen mit uns im gleichen Büro. Denn Hinz und Kunz sind wir im Grunde alle.
Wenn man zu Ihnen sagt: "Hier können doch nicht Hinz und Kunz mitmachen", dann ist das kein Kompliment, sondern heißt so viel wie: "Das hier ist nichts für jedermann. Sie kommen hier nicht rein". Die Gründe für die Redewendung liegen im Mittelalter: Da viele deutsche Herrscher Heinrich oder Konrad hießen, wurden diese beiden Vornamen beim Volk bald sehr beliebt. Das führte dazu, dass Heinrich und Konrad – und deren Kurzformen Hinz und Kunz – als Namen viel verbreiteter waren als andere. Heute sind diese Namen sehr selten geworden. Vielleicht sprechen wir also bald nicht mehr von Hinz und Kunz, sondern von Kevin und Vanessa.
Der Hitzkopf
Den Hitzkopf sollte man besser nicht ärgern, denn dann entlädt sich schnell seine Energie. Und das wird meist sehr unangenehm.
Wenn irgendetwas nicht klappt oder ihm nicht gefällt, dann zeigt der Hitzkopf sein wahres Gesicht. Er schreit, flucht und schimpft. Er wird wütend, der Kopf wird rot und der Hitzkopf verliert die Fassung: Er explodiert regelrecht. Denn der Hitzkopf ist ein Mensch, der sich schnell aufregt und heftig reagiert. Es ist, als ob in seinem Kopf eine elektrische Sicherung durchbrennen würde. Dabei kann der Kopf tatsächlich auch einmal ein bisschen warm werden. Mit Fieber hat das aber nichts zu tun. Der Hitzkopf hat keine heißen Hände und auch keine glühende Stirn, sondern nur ein hitziges Gemüt. Wer mit einem Hitzkopf zu tun hat, sollte eines tun: Ruhe bewahren. Dann verfliegt die Hitze des Hitzkopfes irgendwann von selbst.
Hokuspokus
Um Harry Potter wird viel Hokuspokus gemacht und das nicht nur, weil er ein Zauberer ist.
"Expelliarmus", schreit der dunkelhaarige Junge, mit der runden Brille und der Narbe auf der Stirn, und entreißt seinem Gegner den Zauberstab. Seit den Harry-Potter-Büchern und -Filmen wissen Menschen auf der ganzen Welt, dass man mit dem alten Zauberspruch "Hokuspokus" nichts mehr ausrichten kann. Um die Abenteuer von Harry, Ron und Hermine wird trotzdem viel Hokuspokus gemacht. Lange Schlangen vor Buchläden, wenn ein neuer Roman erscheint. Jugendliche gehen als Hexen und Zauberer verkleidet ins Kino.Viel Hokuspokus kann man aber nicht nur um Zauberer und Hexen machen. Immer wenn es viel Aufregung über etwas gibt, sagen manche: "Mach nicht so viel Hokuspokus". Vielleicht hätte man das mal Harry sagen sollen: "Mach nicht so viel Hokuspokus und finde den bösen Lord Voldemort schnell". Aber das hätte bestimmt nicht so viele Bücher gefüllt.
Holzhammermethode
Ein Holzhammer ist ein Werkzeug, das Tischler und Schreiner benutzen. Aber auch in anderen Lebenslagen kann man die Holzhammermethode anwenden.
Wenn ein Schüler einen Satz hundertmal fehlerfrei abschreiben muss, dann ist das lernen mit der Holzhammermethode. Jemand, der schlanker werden möchte und daher gar nichts mehr isst, versucht es ebenfalls mit dieser Methode. Ungemütlich wird es auch, wenn Zahnärzte die Holzhammermethode anwenden ... Eigentlich ist ein Holzhammer ein Werkzeug, das Tischler und Schreiner benutzen, denn für ihre Arbeit brauchen sie manchmal einen kräftigen Schlag mit dem Holzhammer. Darum sagt man "jemand wendet die Holzhammermethode an", wenn dieser mit übertriebenen Mitteln und ohne Rücksicht auf andere versucht, ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Hosenstall
Es kann ja mal passieren, dass man etwas vergisst. Aber wenn man nicht daran denkt, den Hosenstall zu schließen, kann das ganz schön peinlich sein.
Im Schweinestall leben Schweine, im Kuhstall gibt es Kühe und im Hühnerstall, wer hätte das gedacht, da wohnen die Hühner. Das ist ja recht einfach. Aber was ist denn wohl der Hosenstall? Nun, als Hosenstall bezeichnet man umgangssprachlich den Reißverschluss einer Hose. Wenn jemand vergisst, diesen zuzumachen, kann man sagen: "Dein Hosenstall ist offen". Manche Leute fangen auch einfach an zu zählen, wenn ihr Gegenüber eine offene Hose hat. Wenn die Person dann fragend schaut, sagen sie: "Ich zähle die Kühe, die gerade bei dir aus dem Stall laufen". Manche erfahren so erst sehr spät, dass sie schon eine ganze Weile mit offenem Reißverschluss herumgelaufen sind. Peinlich, peinlich …
Hüftgold
Von Hüftgold kann man nicht reich werden. Hier trotzdem ein Rezept, um es zu bekommen.
Man nehme 250 g Sahne, eine Tafel Schokolade, ein Eigelb und 100 g Butter. Die Sahne in einem Topf erhitzen, aber nicht kochen lassen. Die Schokolade in grobe Stücke schneiden und zur heißen Sahne geben. Solange mit einem Löffel rühren, bis sich die Schokolade auflöst. Das Eigelb und die Butter dazu tun und alles zu einer Creme vermischen. Anschließend in Schalen füllen und zum Abkühlen in den Kühlschrank stellen. Das Rezept ist eigentlich für vier Personen gedacht. Wer aber Hüftgold haben will, der sollte alles alleine essen – und das natürlich jeden Abend. Man kann alternativ auch täglich drei Packungen Nüsse oder fünf Cheeseburger zu sich nehmen. Hüftgold – so nennt man die Speckschicht um den Bauch und den Hintern. Wer als zu dick bezeichnet wird, sollte künftig selbstbewusst sagen: "Ich bin reich. Ich besitze jede Menge Gold."
Hühnerauge
Hühner brauchen ihre Augen zum Sehen. Menschen können auf Hühneraugen aber gerne verzichten.
Auf dem Weg zu der Party von Freunden machte es sich schmerzlich bemerkbar: mein Hühnerauge. Lange hatte ich es ignoriert, hatte meine engen Lieblingsschuhe immer wieder angezogen und den Schmerz ertragen. "Aua, es tut so weh", stöhnte ich. Meine türkische Freundin Ebru, die mich begleitete, fragte mit erstauntem Blick, was denn los sei. "Ich habe ein Hühnerauge", erwiderte ich. Sie verschwand plötzlich in einer Apotheke und kam mit Augentropfen zurück. Ich schmunzelte, als sie mir die Flasche gab. "Ebru, ein Hühnerauge hat nichts mit den Augen zu tun. Es entsteht, wenn Hornhaut am Fuß an einer Stelle immer dicker wird und dann sehr weh tut. Wahrscheinlich heißt es so, weil die runden, dicken Stellen so aussehen wie kleine Augen", sagte ich. – Die Party war eine Qual. Aber immerhin hatte meine Freundin Ebru ein neues deutsches Wort gelernt.
Idiotentest
Als Idiot möchte niemand gern bezeichnet werden. Auch einen entsprechenden Test will keiner gern machen.
Manchmal ist er jedoch notwendig. Um es direkt klarzustellen: Mit diesem Test soll nicht festgestellt werden, ob jemand ein Idiot, also ein dummer Mensch, ist. Idiotentest ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine besondere Prüfung. Und diese müssen Menschen machen, die ihren Führerschein von der Polizei abgenommen bekommen haben, weil sie beim Autofahren schwerwiegende Fehler gemacht haben. Zum Beispiel hatten sie zu viel Alkohol getrunken oder Drogen genommen und einen schweren Unfall verursacht. Für eine bestimmte Zeit wird ein Fahrverbot ausgesprochen. Mancher Autofahrer muss dann, um wieder Auto fahren zu dürfen, eine medizinisch-psychologische Untersuchung machen. Das ist die offizielle Bezeichnung für den Idiotentest. Wer den Test besteht, darf wieder hinters Steuer. Und der eine oder andere sagt dann von sich: „Was war ich doch für ein Idiot!"
Der Jammerlappen
Der Jammerlappen ist ein empfindliches Gemüt. Was andere nicht beunruhigen kann, ist für ihn eine große Katastrophe.
Das Wetter ist wie immer schlecht und Ihnen geht es deswegen auch gleich schlecht? Es kratzt ein bisschen im Hals und Sie wissen, dass das eine böse Grippe wird? Und überhaupt: Sie haben viel zu wenig Zeit, viel zu viel Stress, viel zu wenig Geld und alles ist bei Ihnen überhaupt ein bisschen schlimmer als bei allen anderen? Dann sind Sie vielleicht auch ein Jammerlappen. Denn der sieht das Leben immer nur negativ und jammert ohne Pause, besonders vor anderen. Aber wenn das nächste Mal alles schrecklich ist: Machen Sie es sich bei schlechtem Wetter mit einem Tee gemütlich, sparen Sie sich beim Kratzen im Hals den anstrengenden Sport und lassen Sie den Stress einfach links liegen.
Der Kabelsalat
Eisbergsalat, Römersalat, Kabelsalat, Kopfsalat – welcher Salat wohl am besten schmeckt? Einer davon schmeckt überhaupt nicht!
Salate haben im Deutschen manchmal komische Namen: Der Eisbergsalat wächst nicht auf eisigen Bergen. Der Kopfsalat besteht nicht aus Köpfen. Der Römersalat wird nicht ausschließlich von Menschen aus der Hauptstadt Italiens gegessen. All diese Sorten klingen zwar merkwürdig, können aber bedenkenlos gegessen werden. Wem aber Kabelsalat angeboten wird, der sollte dieses Angebot entschieden ablehnen. Denn beim Kabelsalat handelt es sich um Stromkabel, die durcheinander geraten sind. Genau wie bunt gemischte Salatblätter liegen sie auf dem Boden und niemand erkennt mehr, wo das Kabel anfängt oder aufhört. Warum man hier von Salat spricht und nicht von Kabelspaghetti? Nun, seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird Salat in der Bedeutung von „Durcheinander“, „Unordnung“ gebraucht. Bei Kabelsalat hilft nur eins: Geduld – und die Vorfreude auf einen leckeren gemischten Salat.
Das Kabuff
Wer ein Kabuff hat, der kann sich freuen. Wer allerdings in einem Kabuff wohnt, hat es weniger gut getroffen.
Klein und dunkel – so sieht ein typisches Kabuff aus. Ein Kabuff ist ein Zimmer, das sehr wenige Quadratmeter und kein Fenster hat. Jemand, der in seiner Wohnung ein Kabuff hat, kann sich freuen. Denn den kleinen Raum kann man prima als Abstellraum nutzen. Konservendosen, Wintermäntel, Schuhe – all das wird im Kabuff verstaut und steht nicht mehr im Weg rum. Doch wer in einem Kabuff wohnt, freut sich eher weniger. „Das Zimmer, in dem ich als Studentin gewohnt habe, war echt ein Kabuff“, sagt jemand, der während seiner Studienzeit in einem kleinen Raum gehaust hat. Das Wort stammt übrigens vom mittelniederdeutschen kuffe ab, was früher kleines, schlechtes Haus bedeutete. Ob das Zimmer, das man mieten will, ein Kabuff ist, erfährt man leider erst, wenn man es sich anschaut. Denn kein Vermieter schreibt in die Wohnungsanzeige: „Das kleine, düstere Kabuff ohne Fenster kostet 300 Euro im Monat.“
Käsefüße
Sie möchten eine ganz neue Geruchserfahrung machen? Wir haben genau das richtige Rezept für Sie. Käsefüße – das klingt doch fast wie ein leckeres Essen! Ähnlich wie Käsefondue oder Käsespätzle.
Das Rezept für Käsefüße ist ganz einfach: Ziehen Sie sich warme Socken und dicke Schuhe an und gehen Sie in der Mittagshitze joggen. Wenn Sie zu Hause die Schuhe wieder ausziehen, wird Ihnen ein unvergleichlicher Geruch entgegenströmen. Etwas salzig, ein wenig streng – nach Käse eben. Ob die Füße eher nach Gouda oder Camembert riechen, ist von der Person abhängig. Wir empfehlen auf jeden Fall einen Rotwein dazu. Oder doch lieber ein Fußspray?
Die Kaffeefahrt
Wer eine Kaffeefahrt macht, kann Einiges erleben. Gemütlich ist so eine Fahrt jedoch selten.
Eine alte Dame bekommt eine persönliche Einladung per Post. Auf der steht: „Herzlichen Glückwunsch! Sie haben 1500 Euro gewonnen. Wir wollen Ihnen das Geld feierlich in einem Gasthof am schönen Starnberger See überreichen.“ Die Seniorin freut sich. Ein Bus bringt sie und andere angebliche Gewinner zu einem Gasthof. Der liegt aber nicht am Starnberger See, sondern weit außerhalb. Und statt des erhofften Gewinns erwartet die Seniorin eine Verkaufsveranstaltung. Heizdecken, Zitronenpressen oder Tabletten gegen Gelenkschmerzen – alles das sind Sachen, die in der Regel ältere Menschen von Kaffeefahrten mitbringen. Spätestens wenn die alte Dame wieder zu Hause sitzt mit einem Berg unnützer Dinge, die sie für teures Geld gekauft hat, kommt die Einsicht: Das war Betrug – keine Frage! Was aber hat die Kaffeefahrt mit Kaffee zu tun? Der Begriff erweckt den Eindruck von Gemütlichkeit. Aber den Kaffee bekommt man selten umsonst auf einer Kaffeefahrt.
Kaffeetante
Haben Sie zu viel Zeit? Dann werden Sie doch einfach Kaffeetante. Wir sagen Ihnen, wie es geht. Sind Sie neu in einer Stadt? Langweilen Sie sich oft? Sprechen Sie mit Ihren Pflanzen, weil niemand zu Hause ist? Dann sollten Sie Kaffeetante werden!
Um eine Kaffeetante zu sein, muss man keine Nichten und Neffen haben. Jede Frau mit ganz viel Zeit und mit einem großen Kontaktbedürfnis kann eine werden. Suchen Sie sich zum Beispiel ein schönes Café aus. Gehen Sie mindestens dreimal in der Woche dorthin. Trinken Sie so viel Kaffee, wie Sie können. Essen Sie so viel Kuchen, wie Sie mögen. Und vor allem: Sprechen Sie jeden an, der an Ihrem Tisch vorbeikommt. So lernen Sie schnell in der ganzen Stadt Leute kennen. Dann werden Sie vielleicht von dem einen oder anderen zum Kaffeeklatsch eingeladen – und das Zeitproblem hat sich damit auf einen Schlag gelöst.
Kaltschnauzig
Auch wenn Menschen keine Schnauze, sondern einen Mund haben, können sie kaltschnäuzig sein – und das hat nichts mit der Temperatur zu tun.
Hat der Hund eine kalte Schnauze, ist er gesund – so behauptet es ein deutsches Sprichwort. Ist ein Mensch kaltschnäuzig, sagt das erst einmal gar nichts über seinen Gesundheitszustand. Wer kaltschnäuzig ist, gilt als frech, gefühllos und unhöflich. Auf jeden Fall haben kaltschnäuzige Menschen gute Nerven: Sie bringt so schnell nichts aus der Ruhe, sie haben viel Mut und sie haben keine Angst, etwas Beleidigendes oder Verletzendes laut auszusprechen. Ganz im Gegenteil: Mit ihrer Unhöflichkeit wollen sie den Gesprächspartner einschüchtern. Da wünscht man sich schon mal, dass der Kaltschnäuzige endlich schweigt – also redensartlich die Schnauze hält.
Karteileiche
Bei einer Karteileiche gibt es keine Beerdigung. Denn Karteileichen sind nur kleine Karten aus Papier, die man nicht mehr braucht.
Eine Kartei besteht aus kleinen Karten, und man findet sie zum Beispiel beim Arzt oder bei einer Behörde. In der Kartei werden persönliche Informationen von verschiedenen Menschen gesammelt, zum Beispiel Geburtsdatum und Adresse. Eine Leiche ist eigentlich der Körper eines toten Menschen. Doch bei einer Karteileiche gibt es keine Beerdigung. Als Karteileiche bezeichnet man auch eine Akte, die nicht mehr gebraucht wird. Eine typische Karteileiche entsteht, wenn Herr Schmidt den Zahnarzt wechselt und sich beim alten Zahnarzt nicht abmeldet. Seine Karteikarte wird weiter unter "S" geführt, aber nicht mehr benutzt. Sie gerät in Vergessenheit und wird zur Karteileiche.
Katerfrühstück
Saftiges Dosenfutter oder vielleicht doch eine Maus? Das essen Katzen und Kater gerne zum Frühstück. Doch wenn der Mensch einen Kater hat, dann hat er wenig Appetit auf Leckereien.
Der Wecker schrillt in den Ohren, der Kopf schmerzt, im Magen rumort es – nach einer Party mit viel Alkohol fällt das Aufstehen schwer. Denn wer abends zu wild feiert, der hat morgens einen Kater. Aber keine männliche Katze, die er von der Party mitbrachte. "Kater" kommt von dem griechischen Wort "Katarrh", was soviel wie Entzündung oder Schmerz bedeutet. Um dieses fiese Gefühl wieder los zu werden, hilft nur eins: ein Katerfrühstück. Viele Menschen essen dann gern etwas Salziges. Andere glauben, dass ihnen Kaffee mit einem Schuss Zitrone neue Kraft gibt. Aber Vorsicht: das kann nur für kurze Zeit helfen. Denn, bei demjenigen, der gerne ausgelassen feiert, kommt der Kater immer wieder zurück – wie ein anhängliches Haustier.
Katzenauge
Die Augen der Katzen haben schon die alten Ägypter fasziniert. Und das liegt nicht nur an ihrer Form, sondern auch an ihrer Leuchtkraft.
Wenn eine Katze nachts über die Straße schleicht, kann man sie zwar nicht hören, aber oft von Weitem sehen. Denn sobald Licht auf ihre Augen fällt, wird es von diesen zurückgeworfen, reflektiert. Die Augen scheinen dann selbst zu leuchten. Katzen laufen also zum Beispiel seltener als ein Mensch Gefahr, nachts übersehen zu werden. Das erkannte 1934 auch der Engländer Percy Shaw und erfand ein anderes Katzenauge: Kleine Glaskörper, die wie ein Auge geformt sind, wurden als Reflektoren eingesetzt. Sie machten vor allem den Straßenverkehr sicherer. Noch heute nennt man in Deutschland die Reflektoren an Fahrrädern Katzenaugen. Allerdings sind sie nicht aus Glas und funktionieren anders als das ursprüngliche Katzenauge. Nur das Sehen nimmt uns ein Katzenauge am Fahrrad nicht ab. Aufpassen müssen wir schon selbst – so wie die Katze.
Die Katzenmusik
Wenn ein Kater und eine Katze sich nach Liebe sehnen, dann „singen“ sie gemeinsam. Wie die tierische ist auch die menschliche Katzenmusik allerdings schwer zu ertragen.
Katzen gelten als besonders anmutige Tiere und Musik hören viele Menschen zur Entspannung. Eine harmonische Kombination könnte man denken. Wer aber schon einmal ein nächtliches Heulkonzert von Katzen gehört hat, ist sicher der Meinung, dass Katzen nicht besonders musikalisch sind. Und daher kommt auch der Begriff „Katzenmusik“. Wenn also jemand besonders schlecht Musik macht, falsch singt oder musikalisch einfach nur ziemlich viel Krach produziert, dann klingt das schnell wie zwei Katzen bei einem nächtlichen Treffen. Er macht Katzenmusik. Für alle, die es selbst ausprobieren wollen: Besonders gut geht das wahrscheinlich mit einer Geige. Da fällt es leicht, den Ton nicht zu treffen und besonders unmelodische Laute von sich zu geben.
Katzensprung
Um einen Katzensprung zu machen, muss man bestimmt keine Katze sein. Dennoch ist das Haustier Namensgeber – aus einem ganz bestimmten Grund.
"Entschuldigung, ist es noch weit bis zum Theater?" – "Nein, das ist nur noch ein Katzensprung." Solch eine Antwort hört man oft, wenn man jemanden nach dem Weg fragt. Aber was hat der Katzensprung mit einer Entfernung zu tun? Wir alle kennen die Lieblingsbeschäftigung der Katze am Tage: Sie schläft. Wenn sie nachts durchs Revier streift, springt sie schon mal von Mauer zu Mauer, aber nie sehr weit. Wenn man also einen Katzensprung macht, dann bedeutet das, dass man nur einen kurzen Weg zurücklegt. Aber auch im Tanz-Ballett findet man den "Katzensprung", den "Pas de Chat". Dieser erinnert allerdings nicht gerade an die Bewegungen einer Katze. Diese hätte wahrscheinlich große Probleme, sich so zu verbiegen.
Katzentisch
Politiker sitzen an ihm manchmal, Kinder häufiger und Katzen selten. Wohl fühlt man sich jedenfalls nicht, am Katzentisch.
"Dann isst Du halt am Katzentisch weiter". Welches Kind hat das nicht gehört, wenn es lustlos in seinem Essen stocherte. Der Teller wurde auf einen separaten Tisch gestellt, an dem man dann alleine essen musste. "Katzentisch" war im 17. Jahrhundert eine scherzhafte Bezeichnung für den Fußboden, dann für kleinere, abseits stehende Tische, an die auch Katzen reichen konnten. Im Kloster soll früher jemand, der ungehorsam war, dadurch bestraft worden sein, dass er auf dem Fußboden oder an einem niedrigen Tisch, dem Katzentisch, sitzen musste. Tatsache ist: am Katzentisch möchte niemand gern sitzen – außer vielleicht die Katzen selbst.
Die Katzenwäsche
Katzen sind eigentlich sehr reinliche Tiere. Sie lecken sich am ganzen Körper sauber. Dennoch gilt die Katzenwäsche unter Menschen nicht gerade als gründlich.
Neben Schlafen und Fressen beschäftigen sich Katzen viel mit der Körperpflege. Und sie verfügen – zumindest theoretisch – sogar über zwei Arten, sich zu waschen: entweder mit Wasser oder mit der eigenen Zunge. Nun können Katzen bekanntlich zwar sehr gut schwimmen, hassen aber Wasser. Beim Waschen mit Wasser kommt es also tatsächlich höchstens zu einer kurzen Berührung der Flüssigkeit mit der Pfote. Dann zieht die Katze sie entsetzt aus dem Wasser. Da wir Menschen uns mangels Beweglichkeit nicht selbst am ganzen Körper ablecken können, bleibt uns lediglich das Waschen mit Wasser. Wer sich aber dabei nur scheu mit wenigen Tropfen Wasser bespritzt, dessen Körperhygiene bezeichnet man also als Katzenwäsche. Mancher zieht sie einem Bad in der Badewanne vor, um sich schnell anderen Dingen zu widmen.
Das Kauderwelsch
Es ist eine Sprache, die kaum jemand versteht. Leider wurde noch kein Wörterbuch verfasst. Denn dafür gibt es einfach zu viele Arten.
"Die Deutschkurse der Deutschen Welle haben einen sehr aktiven Account bei Facebook. Darum liken viele User die Deutschkurse." Haben Sie dieses Kauderwelsch aus Deutsch, Englisch und Begriffen aus dem Bereich Internet verstanden? Von Kauderwelsch spricht man abschätzig, wenn jemand sehr kompliziert und unverständlich für jemand anderen redet. Oder etwas ist so geschrieben, dass man es nicht versteht – wie technische Anleitungen oder Beipackzettel von Medikamenten. Das Wort kommt wahrscheinlich vom mittelhochdeutschen kaudern, Zwischenhandel betreiben. Kuderwelsche sind wohl im Mittelalter ausländische Händler gewesen, deren gebrochenes Deutsch man kaum verstand. Wir wollen ja nicht unverständlich bleiben. Die Übersetzung für den ersten Satz lautet: "Die Deutschkurse der Deutschen Welle machen ganz viel bei Facebook. Darum drücken viele Nutzer des Internets auf den "Gefällt mir"-Knopf."
Kavaliersdelikt
Kavaliere sind höflich und haben gute Manieren. Doch manchmal können sogar sie straffällig werden und ein Delikt begehen.
Als Kavalier bezeichnet man jemanden, der sehr höflich ist und gute Manieren hat. Aber auch ein Kavalier kann sich mal daneben benehmen und ein Delikt – also eine Straftat – begehen. Es gibt in jeder Gesellschaft illegale Handlungen, die vom Staat bestraft, vom Volk aber als nicht so schlimm empfunden werden. Schwarzfahren wird zum Beispiel manchmal als Kavaliersdelikt bezeichnet, obwohl jeder weiß, dass man die öffentlichen Verkehrsmittel nur mit einem gültigen Fahrschein nutzen sollte. Auch Menschen, die illegale Kopien von CDs und DVDs erstellen, machen sich strafbar. Dennoch sind diese Handlungen sehr weit verbreitet und werden von vielen als Kavaliersdelikt angesehen. Aber sie schützen den vermeintlichen "Kavalier" nicht vor einer Bestrafung.
Kettenraucher
Eine Kette zu rauchen, macht keinen Sinn. Mit einem Kettenraucher kann man aber über den Sinn seines Handelns nicht diskutieren.
Es gibt Pfeifenraucher, Zigarrenraucher und Zigarettenraucher. Was die rauchen ist klar: Pfeife, Zigarre oder Zigaretten. Es gibt aber auch Kettenraucher. Aber dass jemand Ketten raucht, ist eine ziemlich komische Vorstellung. Erstens brennen zum Beispiel Perlenketten so schlecht und zweitens würde es ja auch gar keinen Sinn machen. Kettenrauchen beschreibt also nicht das, was geraucht wird, sondern wie jemand raucht. Jemand, der Kettenraucher ist, raucht sehr viel. Er zündet sich eine Zigarette nach der anderen an. Diese reihen sich bildlich gesehen aneinander wie die Glieder oder Perlen einer Kette. Es gibt keine genaue Definition, wie viele Zigaretten man rauchen muss, um als Kettenraucher zu gelten. Eins ist aber sicher: Wer sich die neue Zigarette an der alten anzündet, ist definitiv ein Kettenraucher.
Kindskopf
Einen Kindskopf erkennt man nicht daran, dass er einen besonders kleinen Kopf hat. Man erkennt ihn vielmehr an seinem Verhalten.
Paul spielt Fußball im Wohnzimmer. Er hüpft gern auf dem Bett – und Paul hat auch ein ferngesteuertes Auto. Doch Paul ist keine fünf Jahre alt. Er ist 38, arbeitet als Anwalt und ist verheiratet. Seine Frau sagt oft kopfschüttelnd zu ihm: "Du bist so ein Kindskopf". Wird jemand als Kindskopf bezeichnet, ist das kein Kompliment – in der Regel ist es aber liebevoll gemeint. Denn ein Kindskopf ist jemand, der viele alberne Ideen hat – ein Erwachsener, der noch Gedanken und Vorlieben hat wie ein Kind. Menschen, die mit Kindsköpfen befreundet sind, sind von deren Verhalten oft genervt. Aber Kindsköpfe haben einen entscheidenden Vorteil: Mit ihnen wird es bestimmt nie langweilig.
Das Kinkerlitzchen
Kleinigkeiten machen das Leben schön. Aber zu viele davon können dann irgendwann ins Gewicht fallen und zu einer großen Sache werden.
Ein glatter Stein, eine Muschel, eine gepresste Blume – diese Mitbringsel aus dem Urlaub erinnern an den Sommer und liegen im Winter immer noch im Regal. "So viele Kinkerlitzchen, die hier rum fliegen", schimpft der Freund, der aufräumt. Kinkerlitzchen ist eine abwertende Bezeichnung für kleine Dinge, die eigentlich gar nicht gebraucht werden. Das Wort tauchte erstmals als Ginkerlitzgenim 18. Jahrhundert auf. Wahrscheinlich ist es vom französischen quincaille abgeleitet, dem Wort für alle kleinen Dinge, die man beim Nähen und Handarbeiten braucht. Die Verkleinerungsform–litzbeziehungsweise –chen zeigt an, dass es sich bei Kinkerlitzchen um kleine Dinge, aber auch Kleinigkeiten handelt. So könnte die entschuldigende Antwort für die Sammelleidenschaft sein: "Ach, über solche Kinkerlitzchen sollte man sich nicht ärgern!"
Klammerraffe
Wenn Klammeraffen einmal zugreifen, kommt man so schnell nicht mehr weg. Ihre Liebe kann ganz schön erdrückend sein.
Die Tierwelt ist reich an interessanten Tieren mit besonderen Fähigkeiten. Einer unserer nahen Verwandten, nämlich der Klammeraffe, ist ein schönes Beispiel. Mit seinen Armen und Beinen kann er sich außerordentlich gut überall festhalten. Sogar sein Schwanz ist so stark, dass er sich damit bequem von Baum zu Baum hangeln kann. Auch unter den Menschen gibt es Exemplare, die gerne klammern. Leider klammern sie sich meistens nicht an Bäumen fest, sondern an anderen Menschen. Einen Mann, der seiner Freundin überallhin folgt, kann man genauso einen Klammeraffen nennen wie das Kind, das ohne seine Mama nichts machen will. Tja, manchmal wünscht man sich, man könnte so einen Klammeraffen in einen Käfig sperren …
Klobrille
Auf dieser Brille kann man sitzen, ohne dass sie sich verbiegt. Mit der Brille, die Menschen auf der Nase tragen, hat sie nur eines gemeinsam: die Form.
Eine Brille brauchen Menschen, die schlechte Augen haben. Eine Klobrille kann eigentlich jeder gut gebrauchen. Denn sie ist der Sitz der Toilette. Ein anderes Wort für Toilette ist Klosett. In der Umgangssprache wurde daraus Klo. Woher die Klobrille ihren Namen hat, wird klar, wenn man ihre Form betrachtet. Sie ist rund und hat ein Loch in der Mitte – genau wie der Rahmen eines Brillenglases. Doch das ist auch schon alles, was die Klobrille mit der Brille gemeinsam hat. Denn auf die Nase setzen will sich die Klobrille bestimmt niemand.
Knebelvertrag
Knebeln ist unangenehm – nicht nur im wortwörtlichen Sinn. Auch im übertragenen Sinn möchte sich niemand in einer Knebelsituation befinden.
Die Hände sind aneinander gebunden, die Füße gefesselt und im Mund steckt ein Lappen, so dass man nicht schreien kann: Eine schreckliche Vorstellung, so geknebelt zu sein. Das Wort knebeln wird im Deutschen aber nicht nur dafür verwendet. Auch wenn jemand im übertragenen Sinne an etwas gebunden ist, spricht man von knebeln. Ist etwa ein Vertrag so gestaltet ist, dass er sehr schlechte Auswirkungen für jemanden hat, handelt es sich um einen Knebelvertrag. Den kann beispielsweise ein Nachwuchssänger haben, der nur wenig Geld für seine Auftritte bekommt, weil die Plattenfirma das meiste Geld erhält. Was kann man tun, wenn man so einen Vertrag unterschrieben hat? Hilfe holen! Genau wie beim wortwörtlichen Knebeln kommt man selten alleine aus der Situation heraus.
Kohldamf
Was sich nach einer leckeren wärmenden Mahlzeit anhört, ist in Wirklichkeit ein sehr unangenehmes Gefühl. Kohldampf ist nur schwer zu ertragen. Kohl ist billig und macht satt. Aber mit Kohldampf kann man den Hunger nicht bekämpfen – ganz im Gegenteil.
Der Kohldampf ist im Grunde ein riesengroßer Hunger. Das Wort kommt aus dem Rotwelschen, einer Geheimsprache, die Diebe und Bettler früher benutzten, um ungestört miteinander reden zu können. Kohler bedeutet im Rotwelschen Hunger, und Dampf ist nur ein weiteres Wort für Hunger. Diese Kombination zweier gleichbedeutender Begriffe drückt aus, dass der Hunger besonders schlimm ist. Wer also Kohldampf hat, der isst nicht nur einen Teller Kohl, sondern gleich zwei oder drei.
Konsumterror
Besonders vor Weihnachten stürmen viele Menschen in die Geschäfte und räumen die Regale leer. Sie wollen einfach nur Geschenke kaufen! Oder vielleicht doch nicht?
Wissen Sie eigentlich, was Sie zu Weihnachten verschenken? An die Schwester, die Nichten, die Kollegin, die Schwiegermutter des Bruders und die Nachbarn der Eltern … Was wünschen die sich eigentlich? Keine Ahnung, aber irgendein Geschenk muss her, weil das alle so machen. Unter dem Weihnachtsbaum packen Sie selbst eine CD mit Volksmusik, ein Paar gelbe Schuhe und einen Putzlappen aus. All das haben Sie sich nicht gewünscht. Aber die anderen hatten sich – genau wie Sie auch – verpflichtet gefühlt, irgendwelche Geschenke zu kaufen. Das Virus des Konsumterrors hatte sie infiziert. Und Sie selbst? Haben Sie eigentlich schon das neueste iPhone? Alle anderen haben es schon. Also schnell loslaufen und kaufen!
Kopfnuss
Nüsse sind leckere Früchte. Wenn es sich jedoch um Kopfnüsse handelt, sieht die Sache ganz anders aus. Im Deutschen gibt es ein paar Wörter, die nicht missverstanden werden sollten. Kopfnuss gehört dazu.
Wenn Sie jemand fragt: „Willst du eine Kopfnuss haben?“, sollten Sie auf gar keinen Fall antworten: „Ja bitte, ich mag Nüsse sehr gern“. Denn eine Kopfnuss ist keine Nuss, die man essen kann. Eine Kopfnuss ist ein Schlag mit der geschlossenen Faust auf den Kopf. Dabei treffen die Fingerknöchel auf den Schädel – und das tut weh. Früher haben Lehrer Kopfnüsse als Strafe verteilt. Das ist heute zum Glück verboten. Der Begriff ist bildlich gemeint. Denn Nüsse haben eine harte Schale. Will man an den essbaren Kern kommen, muss man eine Nuss knacken. Wenn Ihnen also jemand Kopfnüsse anbietet, laufen Sie lieber schnell weg.
Korinthenkacker
Für jemanden, der gern Korinthen isst, hört sich der Begriff Korinthenkacker eher unappetitlich an. Doch er beschreibt eine bestimmte Art von Menschen sehr treffend.
Sie wissen immer alles besser, jeder kleinste Fehler fällt ihnen auf und sie haben immer Recht – so sind sie, die Korinthenkacker. Korinthen sind getrocknete Trauben. Doch Korinthenkacker produzieren nicht etwa leckeres Trockenobst, wenn sie aufs Klo gehen. Nein, man sagt, dass Korinthenkacker so kleinlich sind, dass sogar das, was bei ihnen aus dem Hintern kommt, ganz klein ist.
Der Kotflügel
Wofür braucht ein Auto Flügel, obwohl es gar nicht fliegen kann? Und der Kotflügel verhindert ohnehin nur, dass überhaupt etwas fliegt.
Die ersten Kotflügel wurden für Pferdekutschen gebaut, wobei Kot damals so viel wie Schlamm bedeutete. In der Tat gehörten zum Schlamm auf den Straßen aber auch Pferdemist und Kot – menschliche Exkremente, die man damals einfach auf die Straßen schüttete. Die Kotflügel sollten vor allem die Menschen in der Kutsche vor dem Dreck schützen, der von den Rädern spritzte. Diese Schutzfunktion haben auch die Kotflügel an Fahrzeugen in der heutigen Zeit. Sie sind ein Schutzblech über den Rädern. Es verhindert, dass Wasser oder Matsch von der Straße hoch spritzen, wenn das Auto zum Beispiel an Fußgängern vorbeifährt. Denn heute denkt man auch an sie und hat die Kotflügel so konstruiert, dass niemand unter dem Dreck leiden muss – und das, obwohl Pferdemist auf unseren Straßen wirklich selten geworden ist.
Kotzbrocken
Die Erklärung des Wortes "Kotzbrocken" ist nicht sehr appetitlich. Und: Vorsicht bei der Anwendung.
Der Magen schmerzt, es gluckert im Bauch und dann ist es klar: das Mittagessen ist einem nicht bekommen – es kommt wieder hoch. Man muss sich übergeben. Diesen Vorgang nennt man umgangssprachlich kotzen. Das Nomen, das den ehemaligen Mageninhalt bezeichnet, ist Kotze. Ein Brocken ist in diesem Fall mindestens ein Stück, das sich in dem Erbrochenen befindet. Das Wort Kotzbrocken wird meist im übertragenen Sinne verwendet. Jemand, der sehr unsympathisch und arrogant ist, den nennt man einen Kotzbrocken. Wenn jemand zu Ihnen sagt: "Du bist so ein Kotzbrocken", können Sie sich bildlich vorstellen, wie Sie auf diese Person wirken. Außerdem würden Sie es wahrscheinlich schon am Klang der Stimme hören, dass "Du Kotzbrocken" kein Kompliment ist. Sie sollten sich also genau überlegen, zu wem Sie das sagen.
Kredithai
Kredithaie sind keine gefährlichen Fische, die den Ozean unsicher machen. Trotzdem sollte man sich vor ihnen in Acht nehmen.
Wenn Haie Blut riechen, so heißt es, dann greifen sie an. Wer mit einer blutenden Wunde im Meer schwimmt, muss sich vor dem Fisch fürchten. Angst haben sollte man auch vor Kredithaien. Das sind keine Haifische, sondern Personen, die anderen Menschen Geld leihen. Besonders solchen Menschen, die so viele Schulden haben, dass sie kein Geld mehr von der Bank bekommen. Nur die Kredithaie sind bereit, ihnen welches zu geben. Doch wie die Raubfische sind auch Kredithaie gierig. Sie verlangen, dass ein Mensch mit Schulden ihnen sehr viel mehr Geld zurückzahlt, als sie ihm geliehen haben. Der Verschuldete kann sich deshalb fast nie von seinen Schulden befreien. So hoffnungslos muss sich ein Schwimmer fühlen, wenn er die spitze Flosse des Hais neben sich auftauchen sieht.
Krimskrams
Krimskrams liegt eigentlich immer dort, wo man schon lange einmal aufräumen wollte. Aber vielleicht kann man ihn noch gebrauchen...
Krimskrams hat eigentlich jeder im Haus. Er befindet sich in der Küchenschublade, im Abstellraum oder in einer Kiste unter dem Bett. Kram ist eine Ansammlung von vielen verschiedenen kleinen Gegenständen, die keinen großen Wert haben. Ganz früher bezeichnete das Wort eine Stoffüberdeckung auf einem Markt, dann das, was darunter stattfand: den Warenhandel und die Waren selbst. Wenn man mit den Händen beispielsweise in einer Küchenschublade etwas sucht, nennt man das kramen. Die Silbe Krims- hat keine Bedeutung, es handelt sich hier nur um eine Wiederholung des Wortes Kram mit einem anderen Vokal. Und wenn jemand in der Schublade zwischen all den Kugelschreibern, Gummibändern und Heftzwecken kramt, dann macht es ein Geräusch. Für manchen mag das so klingen: Krims – krams – krims – krams …
der Krisenherd
Krisenherde stehen nicht in der Küche. Heiß können sie trotzdem werden – manchmal sogar überkochen.
Mancher bekommt eine Krise, wenn er am Herd steht und die Milch überkocht. Jemand anderer steckt in einer Krise, weil er kein Geld mehr hat. Ein Krisenherd entsteht daraus allerding nicht. Darunter versteht man einen Ort, an dem eine unsichere oder gefährliche Situation herrscht oder an dem es Konflikte gibt. Mancher Krisenherd besteht schon seit Jahrzehnten, wie beispielsweise der Nahe Osten. Mancher entsteht plötzlich, verschwindet aber wieder, wenn die Krise beendet ist. Mit dem Herd, auf dem gekocht wird, hat das Wort Krisenherd nur im übertragenen Sinne etwas zu tun. Genau wie beim Herd in der Küche geht es auch bei Krisenherden in der gewissen Weise um Hitze. Wenn es in einem Land Konflikte gibt spricht man auch davon, dass sich die Stimmung aufheizt. Anders als den Küchenherd kann man den Krisenherd jedoch nicht einfach ausschalten. Man kann nur hoffen, dass die Stimmung nicht überkocht.
Krokodilstränen
Krokodile vergießen dicke Tränen, wenn sie ein Tier fressen. Vielleicht ist das Raubtier ja traurig, weil seine Beute sterben musste.
Das ist ganz schön heuchlerisch! Wenn ein Krokodil ein anderes Tier frisst, dann hat es dicke Tränen in den Augen. Biologisch gibt es für das Weinen keine genaue Erklärung. Es kann sein, dass dem Tier die Tränen kommen, weil es beim Fressen sein Maul sehr weit öffnet. Vielleicht ist das Raubtier aber auch traurig, weil seine Beute sterben musste. Ganz schön heuchlerisch von dem Krokodil! Darum sagt man, dass jemand, der "Krokodilstränen vergießt", nur so tut als sei er traurig. Dann laufen ihm dicke Tränen über die Wangen, obwohl er gar keinen Kummer hat.
Der Kulturbeutel
Für Reisende ist er notwendig, für Besucher von Kulturveranstaltungen weniger. Und nicht jeder versteht das Gleiche darunter.
Cremes, Rasierschaum, Rasierer, Schminkartikel, Bürsten, Kämme, Haarklammern, Zahnbürste, und, und, und: alles Dinge, die „man(n)“ oder „frau“ täglich benutzt. Aber was tun, wenn man verreist und keinen eigenen Koffer für alles mitnehmen will? Man packt das Notwendigste in einen Kulturbeutel. Das Wort Kultur leitet sich ab vom lateinischen cultura, was unter anderem „Pflege“ bedeutet. Beutel kommt vom althochdeutschen būtil: etwas, das in einem Tuch zusammengebunden war. Mancher kennt den Kulturbeutel auch als Waschtasche, Toilettenbeutel oder Necessaire – französisch für etwas Notwendiges. Aber ob dieser oder jener Begriff: Der Inhalt ist individuell.
Kuhkaff
Wenn man von einem Kuhkaff spricht, dann ist das nicht sehr nett gemeint. Dabei ist alles eine Frage der Perspektive.
Ein kleines idyllisches Dorf auf dem Land, viele Wiesen und Wälder, paradiesische Ruhe, 20 Einwohner, 100 Kühe – das ist ein Kuhkaff wie es im Buche steht. Mehr Kühe als Einwohner und keine größere Stadt weit und breit. Das Wort Kaff kommt aus dem Rotwelschen – einer Sprache, die im 19. Jahrhundert von Gaunern und Bettlern gesprochen wurde. Später wurden viele Wörter aus dem Rotwelschen in die Umgangssprache übernommen. Kaff bedeutet schlicht und ergreifend Dorf. Heute ist dieses Wort aber alles andere als neutral. Man spricht von einem gottverlassenen Kaff oder einem Kuhkaff, wenn man sich negativ über ein kleines Dorf äußert. Mancher schätzt jedoch die Idylle eines solchen Kaffs. Also alles eine Frage der Perspektive!
Kummerkastentante
Mit einer Kummerkastentante muss man nicht verwandt sein, man kann sie trotzdem zu jedem Thema um Rat fragen.
"Dr. Sommer hilft" oder "Frag Anne" – so heißen die Rubriken in Zeitschriften, in denen Kummerkastentanten zu Wort kommen. Eigentlich ist eine Tante ein Familienmitglied. Doch in diesem Fall soll der Begriff "Tante" Vertrauen bei den Lesern erwecken. "Kummerkasten" steht für einen Briefkasten. Leser und Leserinnen können ihre Probleme in der Ehe, im Beruf oder mit den Kindern an die Zeitschrift schicken. Wenn Frau Meier fragt: "Warum ist meine Tochter immer so frech zu mir?", kennt die Kummerkastentante bestimmt den Grund. Ihre Antwort wird in der Zeitschrift abgedruckt. Damit auch andere etwas daraus lernen.
Der Kunstgriff
Manche beherrschen ihn, manche müssen ihn lernen. Was ein Kunstgriff ist, ist schwer greifbar. Doch er hilft, etwas zu begreifen.
Schränke haben Griffe, Schläger haben Griffe und Türen auch. Kunst hat keine Griffe. Während Griffe von Gegenständen zum Anfassen da sind, ist der Kunstgriff eine Methode oder eine Handbewegung – und nicht wirklich greifbar. Es ist eine Art Trick, der es ermöglicht, etwas leichter oder besser zu tun. „Der Theaterregisseur hat sich eines Kunstgriffes bedient“, schreibt zum Beispiel eine Zeitung. „Er hat den Schauspielern die Namen ihrer Rolle in dem Theaterstück auf die Kleidung geschrieben.“ Durch diesen Kunstgriff verstehen die Zuschauer das Stück besser. Ein Psychologe könnte ebenfalls zu einem Kunstgriff raten: „Schreiben Sie sich ihre Erfolge auf. Durch diesen Kunstgriff erinnern Sie sich an das, was Sie gut können.“ Das zeigt: Kunst hat keine Griffe. Aber der Kunstgriff hilft uns, etwas zu begreifen.
Kurschatten
Wer in Kur fährt, braucht Ruhe und Erholung. Doch damit ist es vorbei, wenn ein Kurschatten auftaucht.
Jemand, der sich von einer Krankheit oder auch vom stressigen Alltag erholen will, fährt in Kur. Dann verbringt er oder sie ein paar Wochen am Meer oder in den Bergen. Meist bleiben Partner und Familie zuhause – schließlich braucht man Ruhe! Schnell sind neue Bekanntschaften geschlossen: Man sitzt zusammen im Speisesaal, unternimmt gemeinsam Ausflüge, geht am Abend zum Tanz und verliebt sich vielleicht sogar ein bisschen! Dann hat man einen Kurschatten, also eine Bekanntschaft für die Dauer der Kur. Doch so schnell wie die Erholung im stressigen Alltag wieder verschwindet, so schnell ist auch ein Kurschatten nach der Kur meist wieder weg.
Das Landei
Landeier gibt es nur in der Stadt. Denn da, wo sie herkommen – auf dem Land – würde sie niemand als Landeier bezeichnen.
Ein frisches Landei essen viele Menschen in der Großstadt gerne zum Frühstück. Eier, die direkt vom Bauernhof kommen, gelten schließlich als besonders gesund. Aber es gibt auch Landeier, die unter Großstädtern weniger beliebt sind: Menschen, die vom Land kommen. Sie werden abfällig gerne Landeier genannt. Immer dann, wenn sich zeigt, dass sie mit den Besonderheiten der Stadt nicht zurechtkommen, werden sie von den Großstädtern belächelt. Denn auf dem Land gibt es weniger Autos, weniger Bars, Cafés und Nachtclubs, weniger Busse und Straßenbahnen und weniger Menschen auf einem Fleck. Allerdings: Am Wochenende, da fahren die Menschen aus der Stadt gerne aufs Land, um sich zu erholen. Und sie mögen es gar nicht, wenn man sie dort als arrogante Stadtneurotiker belächelt, die zum ersten Mal in ihrem Leben eine Kuh sehen.
Langfinger
Wer lange Finger hat, bekommt oft Komplimente. Wer dagegen lange Finger macht, muss schnell laufen können.
Langfinger sind nämlich sehr unbeliebt. "Sie haben aber schöne Hände, Fräulein Müller! Und so lange Finger!", sagte Herr Schmidt und schaute verliebt in die Augen der kleinen Frau, die neben ihm auf der Parkbank saß. Fräulein Müller klimperte mit ihren Wimpern und erwiderte: "Ach, Sie sind zu nett, Herr Schmidt. Leider habe ich wirklich keine Zeit und muss Sie jetzt verlassen." Und weg war sie. Da saß Herr Müller alleine auf der Parkbank und träumte noch ein wenig von seiner Traumfrau. "Ich muss Werner anrufen und ihm davon erzählen", dachte er plötzlich und griff in seine Jackentasche. Aber sein Handy war weg. Und sein Portemonnaie auch. Dann verstand er. Fräulein Müller hatte nicht nur schöne, lange Finger, sie war auch ein so genannter Langfinger: Sie hatte lange Finger gemacht, ihn also bestohlen! Herr Schmidt hat sein Portemonnaie nicht wiedergesehen. Fräulein Müller hatte nämlich auch sehr lange Beine. Sie war sehr schnell weggelaufen.
Die Laufmarsche
Sie läuft und läuft und läuft – die Laufmasche. Trotzdem bleibt sie immer an einem Ort: dem Bein einer Frau. Aufhalten kann man sie mit ein paar kleinen Tricks.
Lust auf eine kleine Zeitreise? Denn um rauszufinden, was eine Laufmasche ist, reist man am besten in die Vergangenheit. Es ist das Jahr 1950. Greta zieht sich für ihren 20. Geburtstag an: ein Kleid und darunter Strümpfe aus Nylon. Vorsichtig rollt sie den dünnen Stoff über ihre Beine. Doch dann: Ratsch. Greta hat ein kleines Loch in einen der Strümpfe gerissen. Jetzt Vorsicht! Bei der kleinsten Bewegung breitet sich das Loch nach oben oder unten aus. Da ist sie, die Laufmasche. Sie entsteht, weil die Strümpfe gestrickt wurden. Beim Stricken werden Maschen produziert – kleine Schlingen, die ineinander halten. Wenn eine Masche beschädigt ist, gehen die Maschen darunter oder darüber auch kaputt. Die Masche "läuft" das Bein herunter oder herauf. Es sei denn, man hat das passende Gegenmittel. Klaren Nagellack zum Beispiel. Allerdings: Jede Frau sollte in ihrer Tasche Ersatzstrümpfe haben. Es sei denn, sie will modische Zeichen setzen und trägt Strümpfe mit ganz vielen Laufmaschen – als Netzstrümpfe!
Laufpass
Egal ob im 18. oder im 21. Jahrhundert – wer einen Laufpass bekommt, ist wieder frei und kann tun und lassen, was er will.
Deutschland, 18. Jahrhundert: Der Offizier gibt dem Soldaten ein Stück Papier und sagt: "Hier haben Sie Ihren Laufpass." Der Soldat steckt den Pass ein, grüßt ein letztes Mal und geht. Auf dem Laufpass steht, dass er nicht vom Militär weggelaufen ist, sondern seine Zeit dort beendet hat. – Deutschland, 21. Jahrhundert: Eine junge Frau und ein Mann streiten sich. "Hier sind deine CDs, hier hast du dein T-Shirt und vergiss deine Zahnbürste nicht", schreit sie ihn an. "Aber wir können doch über alles reden", versucht er es ein letztes Mal. "Nein, das können wir nicht! Und jetzt geh endlich!" Was ist passiert? Sie hat ihm den Laufpass gegeben. Der junge Mann hat im Gegensatz zum Soldaten kein Stück Papier, das er einstecken kann. Gehen muss er trotzdem. Denn wer heutzutage einen Laufpass bekommt, der wird von seinem Partner verlassen. Eines haben die beiden Männer aber gemeinsam: Sie können wieder tun und lassen, was sie wollen.
Der Lauschangriff
Wer an der Wand lauscht, hört manchmal nichts Gutes. Eigentlich ist aber genau das der Sinn des Lauschangriffs.
Andere Menschen zu belauschen – ihnen also heimlich zuzuhören – gilt als extrem unhöflich. Das sah 1995 auch die deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger so und trat von ihrem Amt zurück, als sich ihre eigene Partei für den sogenannten "Großen Lauschangriff" aussprach. Was im Volksmund als Lauschen bezeichnet wurde, heißt in bestem Amtsdeutsch "akustische Wohnraumüberwachung" und soll die Aufklärung organisierter Verbrechen erleichtern. Man unterscheidet zwischen dem Großen und dem Kleinen Lauschangriff: Beim Großen Lauschen hört der Staat auch in der Privatwohnung mit, beim Kleinen Lauschen nur in der Öffentlichkeit und in Büroräumen. War er früher verboten, ist der "Große Lauschangriff“ seit 2004 in Deutschland erlaubt – Höflichkeit hin oder her.
Liebestöter
Egal ob in Form von langen Unterhosen oder Untreue – Liebestöter können selbst die heißeste Leidenschaft bremsen.
Seit vierzig Jahren sind die beiden nun schon verheiratet: Er bringt ihr keine Blumen mehr mit, hält ihr nicht mehr die Tür auf und Komplimente sind auch selten geworden. Abends sitzt er in seinem Liebestöter vor dem Fernseher, die Bierflasche in der Hand. Aber keine Angst! Ein Liebestöter ist kein Mordwerkzeug, sondern eine bestimmte Art von altmodischen Unterhosen. Sie sind meist weiß und sehr lang. Sie sind völlig unerotisch und gelten als Zeichen für Spießigkeit. Liebestöter können aber auch Verhaltensweisen sein, die eine Beziehung kaputt machen: Ehebruch, Unehrlichkeit und Eifersucht. Wahrscheinlich denkt jeder Mensch anders darüber: Für die einen sind es die Unterhosen, für die anderen eben die schlechten Eigenschaften. Egal – Liebe und Erotik sind bei beidem fort.
Der Löwenzahn
Löwenzahn beißt nicht. Trotzdem wollen ordentliche Gärtner ihn nicht im Garten haben. Köchen dagegen bereitet er Freude.
Es ist ein ewiger Kampf – Gärtner gegen Löwenzahn. Doch keine Sorge: Der Gärtner ist nicht in Lebensgefahr. Es handelt sich bei Löwenzahn nicht um den spitzen Zahn eines Raubtieres, sondern um eine gelbe Blume, die oft zwischen Gras wächst. Und genau deswegen ist sie bei Gärtnern, die ihren Rasen fein säuberlich pflegen, so unbeliebt. Außerdem hat Löwenzahn eine lange Wurzel, die Gärtner nur mit viel Arbeit aus dem Boden ziehen können. Doch seinen Namen hat der Löwenzahn nicht wegen der fiesen Wurzel. Er verdankt ihn seinen Blütenblättern, die so spitz sind wie die Zähne eines Löwen. Im Spätsommer wird der Löwenzahn übrigens zur Pusteblume. Dann verwandeln sich die Blütenblätter in leichte weiße Samen. Wenn ein Wind kommt, werden diese durch den ganzen Garten gepustet. Und im nächsten Jahr steht der Gärtner vor vielen neuen Löwenzahnpflanzen. Dies allerdings freut die Köche: Sie können einen leckeren Salat aus Blüten und Blättern zubereiten.
Lustmolch
Ihm begegnet man nicht gerne – dem Lustmolch. Mit seinem tierischen Artgenossen hat er nur eins gemeinsam: er ist ziemlich glitschig.
"Kannst du mir deine Nummer geben? Ich habe meine verloren." Das ist einer der vielen Lieblingssprüche des Lustmolchs. Den Lustmolch gibt es eigentlich überall: in der Kneipe, in der Straßenbahn und manchmal auch am Arbeitsplatz. Sobald er sein Opfer der Begierde erblickt hat, legt er los. Erst nimmt er Blickkontakt auf, dann spricht er sie – oder auch ihn – an. Schließlich weicht er nicht mehr von ihrer oder seiner Seite. Lustmolch nennt man einen aufdringlichen Mann mit einer ganz bestimmten Absicht. Lust bezeichnet in diesem Fall den Wunsch nach Sex. Schon früher war der Begriff Molch eine negative Bezeichnung für einen Mann. In der Natur ist ein Molch ein nacktes, eher hässliches Tier, das an einen Frosch erinnert. Lustmolch genannt zu werden, ist also kein Kompliment sondern eine Beschimpfung. Ein weiterer beliebter Spruch des Lustmolchs ist übrigens: "Kennen wir uns nicht irgendwo her?". Die beste Antwort darauf lautet: "Nein! Und das soll auch so bleiben."
Mauerblümchen
Egal ob in der Tanzstunde oder am Hofe des Königs – Mauerblümchen, mit denen keiner tanzen wollte, gab es schon immer.
"Werde ich zum Tanzen aufgefordert?" – das fragen sich Mädchen heute genauso wie früher. Wenn ein Mann zum langsamen Tanz bittet, ist jedes Mädchen nervös, aber auch erleichtert. Denn es gibt auch die, die den ganzen Abend ohne Tanzpartner an der Wand sitzen, weil niemand sie gefragt hat. Früher nannte man diese unglücklichen Damen gerne "Mauerblümchen". Auch schüchterne Mädchen, die nicht auffallen möchten und sich am liebsten unter grauen Wollpullovern verstecken, bezeichnet man häufig so. Mauerblümchen gibt es übrigens auch in der Natur: zum Beispiel das Zimbelkraut. Die kleine Pflanze wächst weit weg von anderen Blumen an den Steinen einer Mauer. Wie die Mauerblümchen im Tanzsaal bleibt es dort ganz unbeachtet. Oder haben Sie schon mal einen Strauß Mauerblümchen geschenkt bekommen?
Das Maurerdekollete
Wenn Maurer ihr "Dekolleté" zeigen, will das eigentlich niemand sehen. Denn dann kommen Körperteile zum Vorschein, die eigentlich bedeckt sind.
Das Maurerdekolleté kann jedoch vermieden werden. Auf einer Baustelle in Deutschland: "Hey Eddi, man sieht dein Maurerdekolleté", ruft ein Bauarbeiter seinem Kollegen zu. Lachend zieht Eddi seine Hose hoch. Hose? Ein Dekolleté ist doch eigentlich der Halsausschnitt eines Kleides? Und eigentlich haben auch nur Frauen ein Dekolleté? Eigentlich. Denn es gibt eine spezielle Art von Ausschnitt, den auch Männer haben können und der ist nicht am Hals, sondern am Hintern. Wenn eine Hose etwas herunter rutscht und man den Ansatz vom Hintern sehen kann, erinnert das ganz entfernt an das weibliche Dekolleté. Das Maurerdekolleté heißt so, weil Maurer sich bei ihrer Arbeit als Handwerker viel bücken. Dabei kann es eben mal passieren, dass die Hose herunterrutscht. Aber natürlich können nicht nur Arbeiter ein Maurerdekolleté haben. Jeder, dessen Hose tief sitzt, kann aus Versehen sein Maurerdekolleté zeigen. Das perfekte Mittel dagegen: den Gürtel richtig fest schnallen, damit nichts runterrutscht.
Das Meisterstück
Ein Meisterstück wird nicht nur im Handwerk hergestellt. Jeder kann es schaffen – und jeder muss sich dabei besondere Mühe geben.
„Das ist mein Meisterstück“, sagt der Autor und klopft auf sein Buch. „Das ist mein Meisterstück“, sagt die Politikerin über ihre Rede. „Das ist mein Meisterstück“, sagt der Maler über sein Bild. Aber wer ist dieser Meister und warum produziert er Stücke? Der Begriff Meisterstück kommt aus der Handwerkssprache. Hier ist ein „Meister“ jemand, der eine besondere Prüfung in seinem Beruf abgelegt hat. Für die Prüfung notwendig ist es, ein Meisterstück anzufertigen. Das Meisterstück eines Schreiners kann zum Beispiel ein Tisch sein, das eines Konditors eine Torte. Wer Meister werden will, muss ein ganz besonders gutes Meisterstück herstellen. Und so steht der Begriff Meisterstück allgemein für etwas ganz Besonderes, für etwas, was sehr gut gelungen ist. Aber Vorsicht! Wer zu oft sagt: „Das ist mein Meisterstück“, macht sich unglaubwürdig. Denn eigentlich macht jeder Meister nur ein Meisterstück.
Der Milchbubi
Milchbubis kommen bei Frauen nicht so gut an. Doch es gibt einige Ausnahmen, die zeigen, dass Milchbubis trotzdem sehr erfolgreich sein können.
„Dieser Milchbubi interessiert mich nicht. Ich stehe auf echte Kerle!“, so könnte eine Frau ihren Männergeschmack beschreiben. Damit will sie sagen, dass sie nicht auf Typen steht, die jung sind oder jung aussehen. Als Milchbubi gilt, wer keinen Bart, keine Falten, aber dafür ein liebes Gesicht und ein süßes Lächeln hat. Er ist harmlos und nett und kommt darum für Frauen, die „auf echte Männer stehen“, als Partner nicht in Frage. Das Wort Bubi ist eine verniedlichende Form von Bub, was im Süddeutschen für der Junge verwendet wird. Und die Milch ist eine Anspielung auf die Muttermilch, die Babys bekommen. Milchbubi ist also wirklich kein Kompliment für einen Mann. Mancher Milchbubi hat mit seinem Aussehen aber die Herzen der Frauen erobert – wie der kanadische Sänger Justin Bieber. Also im Einzelfall können Milchbubis auch zu echten Kerlen werden!
Milchmädchenrechnung
Viele Menschen schmieden Pläne, wie sie reich werden können. Aber Vorsicht, diese Milchmädchenrechnungen gehen meist nicht auf.
Es war einmal ein Mädchen, das zum Markt ging. Dort wollte es Milch verkaufen. Unterwegs träumte das Mädchen davon, was es für das eingenommene Geld alles bekommen könnte. Zum Beispiel ein Huhn, dessen Eier es dann anbieten würde. So könnte es sich eine Kuh und ein Schwein leisten. Das Mädchen rechnete sich aus, bald reich zu sein. Dabei achtete es nicht auf den Weg, stolperte und verschüttete die kostbare Milch. Die Moral von der Geschicht’: Milchmädchenrechnungen stimmen nicht! Wenn also von einer Milchmädchenrechnung die Rede ist, dann ist damit ein Plan gemeint, der nicht aufgeht, weil nicht alle möglichen Probleme bedacht wurden.
Milchsee
Wo erholen Sie sich im Sommer? Manche fahren gerne an den Gardasee, andere lieber an den Bodensee. Nur am Milchsee kann man keinen Urlaub machen.
Das Land, in dem Milch und Honig fließen, galt schon in der Bibel als ein kleines Paradies. Doch so schön es auch klingen mag: Im Milchsee kann man leider nicht schwimmen und man kann auch nicht aus ihm trinken. Denn eigentlich existiert er gar nicht. Der Milchsee ist ein bildhafter Ausdruck für die Überproduktion von Milch in einem Land – so als ob all die hergestellte Milch an einem einzigen Ort in einem riesigen See zusammenfließen würde. Falls Sie jetzt die Sehnsucht gepackt hat und Sie sich doch auf die Suche machen wollen: Wenn überhaupt, finden Sie den Milchsee ganz in der Nähe des Butterbergs.
Minipli
In den Achtzigerjahren war sie sehr beliebt. Heute wird die Minipli eher belächelt. Sie gilt als altmodisch und hat noch einen anderen Nachteil.
Nicht ohne Grund wurde der frühere Teamchef der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Rudi Völler wegen seiner Frisur auch Tante Käthe genannt. Die winzigkleinen Locken, die er trug, sahen eben nun mal aus, wie die Frisur der einen oder anderen alten Tante. Eine Minipli besteht im Übrigen nicht aus Naturlocken. Sie wird beim Friseur angefertigt. Chemikalien sorgen dafür, dass sich glattes Haar kräuselt. Die Minipli ist also eine Dauerwelle mit sehr kleinen Locken. Vermutlich kommt ihr Name aus dem Französischen und bedeutet kleine Falte. Heute tragen übrigens auch die meisten Tanten keine Minipli mehr – höchstens noch ihre Pudel.
Mitesser
Mitesser sitzen nicht mit am Tisch und essen auch niemandem das Essen weg. Mitesser sind verstopfte Hautporen, die schnell zum dicken Pickel werden können.
Sie sind nie willkommen! Gemeint sind nicht etwa Gäste, die ungebeten zum Essen erscheinen. Nein, Mitesser sind Hautunreinheiten im Gesicht. Sie sehen aus wie kleine schwarze Punkte und entstehen, wenn eine Hautpore verstopft. Besonders an der Nase fühlen sich Mitesser wohl. Wenn man sie loswerden will, kann man versuchen sie auszudrücken. Aber Vorsicht: Schnell wird aus einem kleinen Mitesser ein dicker, entzündeter Pickel.
Mitläufer
Mitläufer laufen mit. Sie gehören aber nicht zu einer Jogginggruppe. Die Mitläufer, die gemeint sind, laufen auf eine ganz besondere Art "mit".
"Wenn du das machst, dann mach ich das auch", ist der Lieblingssatz des Mitläufers. Mitläufer färben sich die Haare, weil es gerade Mode ist. Wenn alle jemanden blöd finden, findet ihn auch der Mitläufer doof. Wenn alle eine bestimmte Partei wählen, dann wählt sie auch der Mitläufer. Denn ein Mitläufer hat keine eigene Meinung und er macht nie etwas anders als die anderen. Das Dilemma des Mitläufers ist, dass er all das nur tut, damit andere ihn mögen. Doch tatsächlich finden viele Menschen Mitläufer eher unangenehm und wollen nicht mit ihnen befreundet sein. Um einem Mitläufer sein Verhalten zu spiegeln, kann man ihn einfach mal fragen: "Wenn ich in den Rhein springen würde, würdest du es dann auch machen?". Dann kapiert der Mitläufer vielleicht, dass er nicht selbst denkt und handelt.
Moralapostel
Die Moralapostel sind keine Heiligen – auch wenn sie ihren Mitmenschen nur allzu gerne eine Moralpredigt halten.
Sie haben keinen Heiligenschein und sitzen nicht mit Jesus am Tisch. Aber die Moralapostel glauben, ganz genau zu wissen, was moralisch ist und was nicht. Sie belehren andere gerne mit erhobenem Zeigefinger und sagen Ihnen, was sie tun oder lassen sollen – auch und gerade, wenn sie niemand nach ihrer Meinung gefragt hat. Wie die 12 Apostel fühlen sie sich einfach dazu berufen, das richtige Verhalten zu predigen. Dabei haben sie oft selbst die ein oder andere Leiche im Keller. Denn das, was sie von den anderen fordern, können sie oft selbst nicht erfüllen. Und ihre Erwartungen an ihre Mitmenschen sind manchmal ganz einfach zu hoch: Für manche reicht es eben schon aus, schwimmen zu können. Nicht jeder muss gleich übers Wasser gehen.
Morgenmuffel
Ein sonniges Gemüt braucht jemand, der auf einen Morgenmuffel trifft. Manchmal braucht er oder sie aber einfach nur etwas Zeit, damit sich die Laune bessert.
Der Morgenmuffel, ob männlich oder weiblich, kommt morgens in die Küche und sagt kein Wort. Er verkriecht sich hinter der Zeitung und trinkt muffelnd, das heißt mürrisch, seinen Kaffee. Am besten man lässt einen Morgenmuffel dann ganz in Ruhe. Stunden später und nach einigen Tassen Kaffee wird es besser. Der Morgenmuffel redet. Und abends ist er vielleicht schon wieder gut gelaunt. Dann ist der Morgenmuffel meist ein sehr liebenswürdiger Mensch, und man kann mit ihm noch lange und ausgelassen feiern – bis in die Nacht. Vielleicht ist das aber auch ein Grund, warum der Morgenmuffel nach dem Aufstehen so schlecht gelaunt ist.
Muckefuck
Manche lieben ihn heiß und innig. Wahre Kaffeeliebhaber können sich für ihn wegen seines ihm eigenen Geschmacks aber nicht erwärmen.
Den Großeltern ist das Essen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute in Erinnerung: Rüben, Milchsuppe, Brot aus Mais – und Muckefuck. Vor allem in Kriegs- und Nachkriegszeiten trank man ihn. Muckefuck ist der umgangssprachliche Ausdruck für einen Kaffee-Ersatz aus geröstetem Getreide. Er war dünn und schmeckte nicht sehr gut. Wahrscheinlich kommt sein Name vom französischen Ausdruck "mocca faux" – falscher Kaffee. Inzwischen ist der Getreidekaffee besser geworden. Viele Leute mögen ihn sogar gerne. Aber über dünnen Kaffee – auch wenn er aus Bohnen ist – sagt man heute nach wie vor: "Was ist das denn für ein Muckefuck?"
Muckibude
An der Kaffeebude gibt es Kaffee, an der Frittenbude gibt es Fritten. Und in der Muckibude? Dort werden Sie schön stark.
Muckis zu bekommen ist eine schweißtreibende Angelegenheit. Das kostet viel Kraft und vor allem jede Menge Disziplin. Wer Muckis hat, ist aber meist sehr stolz auf sie. Denn Muckis ist ein anderes Wort für Muskeln. Die Muckibude ist ein umgangssprachlicher Begriff für Fitnessstudio – also der Ort, an dem man mit allen möglichen Geräten Sport machen kann. Aber Muckis sind nicht einfach irgendwelche Muskeln. Sie müssen dick und hart sein – sonst sind es eben nur Muskeln. Muckis bekommen Sie nicht durch ein bisschen Joggen oder Schwimmen. Sie erfordern wirklich hartes Training. Für richtige Muckis muss man seine Muskeln zum Beispiel durch das Heben von Gewichten trainieren. Alles andere ist etwas für Warmduscher!
Muffensausen
Mathearbeit, Theaterpremiere oder das erste Date – jeder hat Muffe oder Muffensausen vor bestimmten Ereignissen. Nicht jeder gibt es aber zu.
Kurz vor dem Fallschirmsprung. Das Herz schlägt bis zum Hals. Die Knie zittern. Auf einmal stellt sich der Fallschirmspringer die Frage: "Warum mache ich das bloß?" Ganz klarer Fall: Er hat Muffensausen. Jemand, der Muffensausen hat, hat Angst und will das, was er sich eigentlich vorgenommen hat, lieber nicht mehr machen. Der Fallschirmspringer mit Muffensausen würde also am liebsten im Flugzeug sitzen bleiben und doch nicht springen. Im wörtlichen Sinne beschreibt das Wort Muffensausen aber auch ein ganz natürliches Phänomen: Manche Menschen müssen, wenn sie aufgeregt sind, häufig auf die Toilette. Eine Muffe ist eigentlich ein Verbindungsstück einer Röhre. Wenn etwas saust, ist es sehr schnell unterwegs. Mancher, der Muffe hat, braucht schnell eine Toilette. Für den Fallschirmspringer gibt es da eigentlich nur eine Möglichkeit: die Pobacken zusammenkneifen und springen.
mundtot
Wer mundtot ist, redet nicht mehr – und das obwohl er es eigentlich könnte. Denn er ist nicht tot, sondern sehr lebendig.
Reden oder schweigen – eigentlich hat das Wort mundtot damit gar nichts zu tun. Denn es kommt ursprünglich vom althochdeutschen munt, das so viel wie Schutz bedeutet. In der Sprache der Juristen war jemand, der munttot war, ohne Schutz und konnte sich nicht wehren. Später dachten viele Menschen, dass das Wort munttot etwas mit dem Mund zu tun habe, und so änderten sich die Rechtschreibung und die Bedeutung. Mundtot nennt man seitdem jemanden, der nicht in der Lage ist, sich öffentlich zu äußern. Macht man jemanden mundtot, dann bringt man ihn zum Schweigen, indem man ihn zum Beispiel bedroht. Wer also mundtot gemacht wird, lebt zwar noch, sollte aber besser schweigen wie ein Grab.
Muskelkater
Ob im Fitnessstudio oder in der Kneipe – wer es an diesen Orten übertreibt, bekommt am nächsten Tag einen Kater. Und damit ist nicht das Haustier gemeint.
Wer Muskelkater hat, hat nicht etwa ein besonders starkes Haustier. Männliche Katzen werden zwar Kater genannt, aber der Muskelkater hat nichts mit dem Tier zu tun. "Kater" kommt von dem griechischen Wort "Katarrh", was soviel wie Entzündung oder Schmerz bedeutet. Einen Kater spürt man nach einer Nacht mit übermäßigem Alkoholgenuss – da schmerzt beim Aufwachen der Kopf! Aber auch die Muskeln können wehtun, zum Beispiel, wenn es ein eher unsportlicher Mensch übertreibt und 50 Liegestütze auf einmal macht. Dann spürt er am nächsten Tag bei jeder Bewegung ein Ziehen in den Armen. Dann hat er Muskelkater.
Mutterwitz
Witze über Mütter zu machen, ist nicht immer lustig. Wer Mutterwitz hat, hat jedoch eine besondere Form des Humors.
Deine Mutter kocht Wasser nach Rezept.“ Das ist einer von vielen schlechten „Deine Mutter“-Witzen. Diese meist sehr plumpen, unhöflichen Scherze gehen auf Kosten von Müttern. Sie werden in ihnen schlecht dargestellt. Mit dem Mutterwitz hat ein Witz über eine Mutter allerdings nichts zu tun. Denn diesen macht man nicht, man hat ihn. Ein Mensch mit Mutterwitz begreift schnell und ist schlagfertig. Über so jemanden sagt man: „Er ist bekannt für seinen Mutterwitz.“ Andere Wörter für Mutterwitz sind zum Beispiel „Pfiffigkeit“ oder „Gewitztheit“. Übrigens: Wer Mutterwitz hat, der braucht keine flachen Späße. Er ist auch ohne blöde Witzchen unterhaltsam und amüsant.
Der Nachtschwärmer
Wenn die Sonne untergeht, beginnt für einen Nachtschwärmer der Spaß erst richtig.
Und viele Nachtschwärmer bilden einen Schwarm. Wenn andere Menschen es sich auf dem Sofa gemütlich machen, werden sie aktiv: Für Nachtschwärmer ist die Nacht der beste Teil des Tages. Wie ein Schwarm aus vielen Bienen machen sie sich auf den Weg, schwärmen aus. Ein typischer Samstagabend mit Nachtschwärmern sieht so aus: Zuerst gehen sie in ein Restaurant, um die Nahrungsgrundlage für eine lange Nacht zu bekommen. Dann ziehen sie weiter in Bars, um zu reden und zu trinken. Schließlich tanzen sie in Clubs und Discos ganz viel. Wenn es schon hell wird, wird manchmal noch ein letztes Bier getrunken oder eine Currywurst am Bahnhof gegessen, bevor sie nach Hause gehen. Wer mit Nachtschwärmern befreundet ist und den Abend auf dem Sofa verbracht hat, sollte eines beachten: am Wochenende nie vor dem Nachmittag anrufen! Denn auch Nachtschwärmer brauchen irgendwann mal Schlaf.
Nervensäge
Hitze, Schmerz oder ein Streicheln – die Dinge kann der Mensch durch die Nerven im Körper spüren. Er kann aber auch genervt sein und sich über so genannte Nervensägen aufregen.
"So eine Nervensäge" – das kann man über ein quengelndes Kind sagen, aber auch über die Schwiegermutter, die unaufhörlich redet. Denn es fühlt sich an, als würden diese Menschen an den Nerven sägen. Durch die Nerven im Körper kann der Mensch Dinge spüren – so wie Hitze, Schmerz oder ein Streicheln. Er kann aber auch genervt sein. Das bedeutet, dass ihn etwas stört. Eine Säge ist eine Art Messer, mit dem man auch große Gegenstände durchschneiden kann. Manche Menschen haben Nerven wie Drahtseile. Die sind nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Genau wie man Drahtseile eben nicht so einfach durchsägen kann.
Nervenzusammenbruch
Wer einen Nervenzusammenbruch hat, weiß oft nicht weiter. In welcher Situation das geschieht, ist bei jedem Menschen allerdings verschieden.
Einige Menschen bekommen ständig Nervenzusammenbrüche, etwa wenn die Haare nicht ordentlich sind, der Lieblingspulli einen Fleck hat oder der gerade reparierte Wagen wieder kaputtgeht. „Ich krieg' einen Nervenzusammenbruch“, regen sie sich dann ganz laut auf. Das sind natürlich im medizinischen Sinn keine richtigen Nervenzusammenbrüche. Stattdessen ist es ein Ausdruck dafür, dass man sich sehr über etwas geärgert hat. Wer wirklich einen Nervenzusammenbruch hat, erlebt eine schwere seelische Krise. Bei einem Zusammenbruch geht immer etwas kaputt – so wie etwa ein Haus, das in sich zusammenfällt. Bei einem Nervenzusammenbruch hat jemand das Gefühl, unter einer Last von Problemen „zusammenzubrechen“, daran „kaputtzugehen“. Doch genau wie beim Zusammenbruch eines Hauses, braucht auch jemand, der einen Nervenzusammenbruch hatte, jemanden, der ihn wieder „aufbaut“.
Der Nestbeschmutzer
Man beißt die Hand nicht, die einen füttert, sagt ein deutsches Sprichwort. Genau das aber wirft man dem Nestbeschmutzer vor.
Undankbar findet man den Nestbeschmutzer, unverschämt und hinterhältig. Sein Vergehen: Er kritisiert seine eigene Umgebung. Das ist für seine Gegner ein großes Verbrechen. Wer diesen Begriff verwendet setzt voraus, dass jemand sich einer Gruppe oder einer Anschauung zugehörig fühlt. Bedingungsloser Zusammenhalt wird erwartet – unabhängig davon, ob etwas moralisch oder rechtlich gut oder schlecht ist. Der Begriff ist aus der Tierwelt übernommen. Einem Vogel, dem Wiedehopf, wurde früher nachgesagt, dass er sein eigenes Nest mit Kot verunreinigt. Jemand, der als Nestbeschmutzer bezeichnet wird, befindet sich auf jeden Fall in bester Gesellschaft. Viele berühmte Schriftsteller etwa mussten sich diese Beschimpfung schon gefallen lassen.
Der Nesthäckchen
Das Nesthäkchen finden alle niedlich, und es kann ungestraft Dinge tun, die sich andere besser nicht erlauben sollten.
Nesthäkchen, so nennt die Oma das jüngste Kind der Familie. Ursprünglich kommt das Wort aus der Tierwelt und bezeichnet den jungen Vogel, der am längsten im Nest bleibt, bevor er davonfliegt. Das Nesthäkchen ist also das jüngste von mehreren Geschwistern – das Kind, das am längsten bei den Eltern wohnen bleibt und von ihnen verwöhnt wird. Allerdings hat es nichts mit dem Begriff Haken zu tun. Im „Deutschen Wörterbuch“ der Brüder Grimm wird es von Nesthocker abgeleitet. Auch wenn die Oma nicht zur Zeit der Brüder Grimm gelebt hat, ist der Begriff doch ziemlich altmodisch. Aber wenn man so genannt wird, weiß man, dass man sich von vorne bis hinten verwöhnen lassen kann.
Nullachfünfzehn
08/15 war im ersten Weltkrieg das Standard-Gewehr der Soldaten. Sie haben eine neue Redensart daraus gemacht, die fast niemand mehr mit Waffen verbindet.
"Das war so ein Nullachtfünfzehn-Liebesfilm" oder "Dieser Pullover sieht ziemlich nullachtfünfzehn aus!" Als nullachtfünfzehn bezeichnet man gerne Dinge, die nichts Besonderes sind, sondern eher mittelmäßig und durchschnittlich. Der Ausdruck geht auf die Bezeichnung eines Maschinengewehrs aus dem Ersten Weltkrieg zurück: das Maschinengewehr 08/15 war das Standard-Gewehr der Soldaten und bald bezeichneten diese mit nullachtfünfzehn alles, was irgendwie alltäglich und gewöhnlich war. Das hat sich bis heute gehalten, auch wenn fast niemand mehr weiß, dass die 08/15 eine Schusswaffe war.
Die Nussschale
Rein theoretisch wäre es möglich – aber wer möchte schon in einer Nussschale über das Wasser schwimmen?
Eine leere Nussschale schwimmt auf dem Wasser. Das hat jeder bestimmt schon einmal gesehen. Aber darin beispielsweise den Atlantik überqueren? Physikalisch betrachtet, also nach dem Prinzip des Archimedes, ist das natürlich möglich – keine Frage. Nur würde es sicherlich zu eng, und man wäre ganz allein. Für Begleitung ist in der Nussschale nämlich auch nicht viel Platz. In der Regel machen das nur Abenteurer, die zum Beispiel alleine die Welt umsegeln. Denn Nussschale nennt man ein Boot, das man außergewöhnlich klein findet. In den Wassermassen des Meeres oder eines großen Sees wirkt dieses Boot dann nicht viel größer als eine Walnussschale. Und genauso sicher wie in einer Nussschale fühlen sich die meisten Passagiere auf dem Wasser dann leider auch.
Ohrwurm
Würmer gibt es in der Erde, im Holz und auch im Ohr. Dort können sie besonders lästig sein, denn man wird sie so schnell nicht mehr los.
Wie kommt denn ein Wurm ins Ohr? Das hört sich unangenehm an! Doch ein Ohrwurm hat nichts mit dem langen, dünnen Tier zu tun. Ein Ohrwurm ist eine eingängige Melodie, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Immer und immer wieder hört man sie und manchmal summt man sie sogar mit. Das kann Stunden oder auch Tage dauern. Aber wie wird man einen Ohrwurm denn am besten wieder los? Indem man sich ein anderes Lied anhört. Aber dann hat man vielleicht schon einen neuen Ohrwurm.
Die Ostalgie
Ostalgie ist ein Trend, den es nur in Deutschland gibt. Er entstand nach dem Ende der früheren DDR und der Wiedervereinigung im Jahr 1990.
Spreewaldgurken, der Trabi und das grüne Ampelmännchen – das sind alles Dinge oder Symbole, die es in der früheren Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gab. Für DDR-Bürger gehörten sie zum Alltag. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 verschwand vieles davon. Mancher frühere DDR-Bürger vermisste diese Dinge und trauerte ihnen nach. Daraus ist ein feststehender Begriff entstanden: Ostalgie. Der Begriff ist ein Wortspiel aus den Begriffen Osten – was in dem Fall für die frühere DDR steht – und dem Begriff Nostalgie. Nostalgie bezeichnet die Sehnsucht nach vergangenen Zeiten. Inzwischen ist Ostalgie fast schon wieder ein Trend geworden. Es gibt zum Beispiel spezielle Läden, die nur Produkte der früheren DDR verkaufen oder Partys, auf denen entsprechende Musik gespielt wird. Dort gehen aber wirklich nur die richtigen Ostalgiker hin – oder Touristen. Denn für alle anderen ist und bleibt die frühere DDR ein Unrechtsstaat.
Pantoffelheld
Auf der Straße, in der Kneipe und auf der Arbeit ist er der große Held – zu Hause nicht. Aber das müssen die anderen ja nicht unbedingt wissen.
Wer hat eigentlich bei Ihnen zu Hause das Sagen? Die Frau oder der Mann? Wenn es der Mann ist, finden viele Menschen das ganz normal. Bestimmt jedoch die Frau, so wird ihr Mann oft bemitleidet. Wer sprichwörtlich unter dem Pantoffel eines anderen steht, der hat schließlich nichts zu sagen. Und wem das peinlich ist, der ist ein Pantoffelheld. Dieser versucht dann, sich in der Öffentlichkeit ganz besonders als jemand darzustellen, der zu Hause eigentlich die Hosen anhat und Heldentaten vollbringt. Aber für jeden Pantoffelhelden kommt vielleicht auch zuhause einmal die große Stunde, in der er der wahre Held ist!
Papierkrieg
Einen Papierkrieg können Sie eigentlich nicht gewinnen. Denn Ihre Gegner sind meistens mächtiger und geduldiger als Sie.
Kriege gibt und gab es viele: Rosenkriege, Kriege mit Schusswaffen und mit biologischen Waffen, den Kalten Krieg – und es gibt den Papierkrieg. Während die meisten Kriege blutig verlaufen, hat der Papierkrieg zwei Vorteile: Man kann sich nicht verletzen und man kann ihn bequem vom Schreibtisch aus führen. Von Papierkrieg spricht man, wenn man endlose Briefwechsel mit einer Behörde führt oder zum Beispiel beim Finanzamt oder bei anderen Ämtern viele, viele Formulare ausfüllen muss. Und da Behörden bürokratisch sind und niemals nachgeben, werden Sie diesen Krieg wohl nicht gewinnen. Der einzige Lichtblick: Den Papierkrieg kann man jetzt auch am Computer erledigen. So muss man wenigstens nicht so viel Altpapier zur Mülltonne bringen.
Pappenheimer
Kennen Sie einen echten Pappenheimer? Wahrscheinlich nicht, denn der Ort Pappenheim hat nur wenige Einwohner. Man hört oft von den Pappenheimern. Jeder scheint einen zu kennen.
"Ich kenn doch meine Pappenheimer", sagt eine Lehrerin, die weiß, dass es ihre Schüler waren, die heimlich auf der Toilette geraucht haben. "Ich kenn doch meine Pappenheimer", sagt ein Vater, der sich sicher ist, dass seine Söhne im Schuppen des Nachbarn ein Feuerchen gelegt haben. Und der Hausmeister sagt den Satz, wenn er weiß, dass es die Nachbarskinder waren, die Würmer in die Briefkästen geworfen haben. Sind die Pappenheimer also ein Völkchen, das viel Unsinn macht? Im Gegenteil: Pappenheim ist eine ruhige Stadt mit nur 4000 Einwohnern. Bekannt wurde der Name nur durch das Theaterstück Wallenstein von Schiller. Da sagt der Feldherr Wallenstein den Satz "Daran erkenn’ ich meine Pappenheimer" zu Soldaten, die von einem Grafen aus Pappenheim angeführt werden. Er fand, dass die Soldaten sich gut verhalten haben. Im heutigen Sprachgebrauch ist die positive Bedeutung nicht mehr vorhanden. Heute bezeichnet man jemanden als Pappenheimer, der etwas angestellt hat und von dem man auch genau das erwartet. Trotzdem: Dem "Pappenheimer" kann man nie wirklich böse sein.
Das Paradebeispiel
Das Paradebeispiel kennt wirklich jeder. Es ist der typischste Vertreter seiner Art – ob im Guten oder im Schlechten.
Das Paradebeispiel kann jeder sehen. Es ist überall präsent und vor allem auch bekannt. Genauso wie eine Parade – ein öffentlicher Marsch - durch die Straßen zieht und etwas für die Bevölkerung präsentiert, zeigt das Paradebeispiel etwas sehr gut. Etwas Herausragendes, Beeindruckendes wird als Paradebeispiel bezeichnet. Und das muss nicht immer positiv sein. So kann zwar auf der einen Seite ein besonders gelungener Roman ein Paradebeispiel für eine gute Arbeit sein, andererseits kann aber auch eine besonders unfreundliche und schlechtgelaunte Nachbarin ein Paradebeispiel für eine unsympathische Person sein. Man sollte sich also genau überlegen, in welcher Disziplin man beispielhaft und vorbildlich sein will. Denn wer möchte schon gerne bestätigt bekommen, dass er der Schlechteste oder Unbeliebteste von allen ist?
Paragrafenreiter
Der Paragrafenreiter weiß immer ganz genau, was erlaubt ist und was nicht. Er ist ein Gesetzeshüter. Dabei ist er meist weder Richter noch Polizist.
Der Paragrafenreiter nimmt es ganz genau. Die Paragrafen des Gesetzes sind ihm unglaublich wichtig. Er ist ein Bürokrat und Besserwisser. Und er achtet ganz genau darauf, dass seine Mitmenschen sich ebenso wie er an die Buchstaben des Gesetzes halten. Glas in die Mülltonne werfen? Für den Paragrafenreiter ein großes Verbrechen. Grillen bei offenem Feuer im Park? Sie müssen mit einer Anzeige rechnen! Bei Rot über die Ampel gehen, selbst wenn kein Auto in der Nähe ist? Der Paragrafenreiter wird Sie auf Ihr unerlaubtes Verhalten hinweisen. Was aber macht er selbst als Autofahrer, wenn ein Fußgänger bei roter Ampel über die Straße läuft? Gut möglich, dass er dann einfach weiterfährt, denn schließlich hat er ja Grün!
Die Patschworkfamilie
Sie ist eine besondere Familienform: die Patchworkfamilie. Sie wächst und wächst und wächst - wie eine wärmende, bunte Decke.
Vater, Mutter und ein oder mehrere Kinder - das ist eine typische Familie. Doch viele Familien sehen heute ganz anders aus. Manche Eltern lassen sich scheiden und heiraten wieder oder leben mit einem neuen Partner, einer neuen Partnerin in einer Lebensgemeinschaft zusammen. Mancher bringt in die neue Familie Kinder mit. Und so sind aus einer anfänglich kleinen Familie auf einmal zwei größere geworden. Das kann man beliebig fortsetzen - je nachdem, wie oft sich Paare trennen und neu heiraten oder dauerhaft zusammenleben. Diese Form der Familie wird neudeutsch Patchworkfamiliegenannt. Der Begriff Patchwork kommt aus dem Englischen und beschreibt eigentlich eine Handarbeitstechnik. Dabei werden viele bunte Flicken, die sogenannten Patches, zu einer großen Decke zusammengenäht. Das ist viel Arbeit, sieht aber am Ende gut aus. Und genauso verhält es sich eigentlich auch mit Patchworkfamilien: Bis sie zusammenwachsen, dauert es ein bisschen. Aber dann ist etwas tolles Neues daraus geworden.
Pechvogel
"Warum muss so was immer mir passieren?" – das fragen sich die so genannten Pechvögel. Denn Missgeschicke, Unglücke und peinliche Situationen kleben an ihnen wie Pech.
Sie kleckern Kirschsaft auf das neue weiße Hemd? Ihr Handy fällt ins Klo? Sie haben einen wichtigen Geschäftstermin und reißen sich an einem Nagel plötzlich eine Laufmasche in die Strumpfhose? Kommen Ihnen diese Situationen bekannt vor? Dann sind Sie ein Pechvogel! Natürlich nur im übertragenen Sinne. Der Ausdruck bezeichnete ursprünglich tatsächlich einen Vogel. Im Mittelalter jagten Menschen Vögel, indem sie Äste mit einer schwarzen klebrigen Masse bestrichen, dem Pech. Die Vögel blieben darauf kleben und konnten so ganz einfach gefangen werden. Da kann man nur sagen: "Pech gehabt"!
Pfeifkonzert
Wer in ein Konzert geht, will sich unterhalten. In ein Pfeifkonzert geht keiner freiwillig. Am liebsten würde man es sofort verlassen.
Wenn man ins Konzert geht, dann hört man zum Beispiel Beethoven. Manche mögen auch lieber Vivaldi. Die Musiker haben das jeweilige Konzert lange gemeinsam einstudiert und jeder Ton sitzt. Das Pfeifkonzert ist eher improvisiert: Es ist nicht sehr wohlklingend und die "Musiker" haben vorher nicht gemeinsam geübt. Denn das Pfeifkonzert dient dazu, sein Missfallen auszudrücken. So zeigen Menschen im Fußballstadion, auf Demonstrationen und bei Politikerreden, dass ihnen etwas nicht gefällt: Sie pfeifen jemanden aus – egal, ob sie die Finger in den Mund stecken oder eine Trillerpfeife benutzen. Melodisch wie ein Konzert ist das bestimmt nicht. Es sei denn, man liebt unmelodische Improvisationen.
Pfundskerl
Sie können ein paar Pfunde zu viel haben – müssen es aber nicht.
Pfundskerle sind wahre Freunde. "Pfundskerl sucht Traumfrau. Ich möchte nicht mehr alleine sein und sehne mich nach einer Frau, die mit mir durch dick und dünn geht." Welcher Kerl verbirgt sich wohl hinter dieser Kontaktanzeige? Ob es ein übergewichtiger Mann ist? Denn ein Pfund ist eine Maßeinheit für Gewicht. Kerl ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für Mann. Das Wort Pfundskerl hat jedoch auch eine übertragene Bedeutung. Denn ein Pfundskerl ist immer ein großartiger Mensch, auf den man sich verlassen kann. Darum gilt: jeder kann ein Pfundskerl sein. Auch eine Frau. Egal, wie viel er oder sie wiegt. Also: Die Traumfrau sollte nicht unbedingt auf das Gewicht achten, wenn sich der Pfundskerl bei einer Verabredung als wahrer Pfundskerl offenbart.
Picobello
Besonders einige ordentliche Menschen hören das Adjektiv „picobello“ gerne. Italienreisende sollten es eher nicht verwenden.
„Das sieht ja picobello aus!“ Bekommen Kinder, die in ihrer ersten eigenen Wohnung wohnen, von ihren Eltern dieses Kompliment zu hören, können sie sich freuen. Denn als sie noch zuhause wohnten, hieß es eher: „Räum doch endlich mal dein Zimmer auf.“ Auch wer die Badfliesen geschrubbt hat, bis sie glänzen, ruft zufrieden: "Fertig. Alles ist picobello". Das Adjektiv picobello bedeutet, dass etwas sehr ordentlich und sauber ist. Picobello klingt italienisch, aber das ist es nur zum Teil. Bello ist ein italienisches Wort und bedeutet schön. Pico hat allerdings keine Bedeutung im Italienischen. Es kommt aus dem Lateinischen und bedeutet klein. Wahrscheinlich ist picobello eine Abwandlung des Wortes piekfein, was so viel wie besonders schick heißt. Also: Besser das Wort picobello nicht im nächsten Italienurlaub verwenden, denn man würde in ratlose Gesichter schauen.
Platzhirsch
Der Platzhirsch duldet niemanden neben sich. Er verteidigt sein Revier gegen jeden Konkurrenten. Wer ihm etwas wegnehmen möchte, muss mit einem Kampf rechnen.
Vor allem in der Paarungszeit vertreiben männliche Hirsche sich gegenseitig mit ihrem großen Geweih, um die weiblichen Tiere ganz für sich allein zu haben. Der Stärkste gewinnt – er ist der Platzhirsch. Und was machen Sie, wenn andere Ihnen ins Gehege kommen? Richtig! Sie verteidigen Ihr Revier. Denn es gibt auch Menschen, die Platzhirsche sind – ob sie auf einer Party von hübschen Frauen umkreist werden oder beim Fußball das Geschehen auf dem Platz ganz alleine bestimmen. Über deutsche Platzhirsche sagt man auch, dass sie zum Beispiel im Urlaubshotel ihren Platz am Swimmingpool verteidigen, indem sie schon morgens ein Handtuch auf ihre Liege legen. Menschliche Platzhirsche verhalten sich also ganz ähnlich wie ihre tierischen Verwandten. Mit einer Ausnahme: Sie können auch weiblich sein. Aber eine Platzhirschkuh gibt es – zumindest als Wort – noch nicht!
Die Plaudertasche
Wer eine Plaudertasche kennt, hat immer gute Unterhaltung. Doch er sollte sich auch vor ihr in Acht nehmen und selbst nicht zu viel ausplaudern.
Lernen Sie jetzt die Plaudertasche kennen: Sie ist die einzige sprechende Handtasche. Sie liest Ihnen den Einkaufszettel vor und unterhält sie auf langen Bahnfahrten. Das ist natürlich Quatsch. Es wurde noch keine sprechende Handtasche erfunden. Eine Plaudertasche ist eine Person, die gern und viel redet und dabei auch Geheimnisse weitererzählt. Die Sätze der Plaudertasche beginnen oft so: "Ich darf es ja eigentlich nicht weiter erzählen, aber ..." Und dann erzählt die Plaudertasche den neuesten Klatsch und Tratsch. Sie weiß immer, wer zum Beispiel wen geküsst hat, wer mit wem Streit hat und wer vielleicht schwanger ist. Ein Nachmittag mit einer Plaudertasche ist unter Garantie sehr unterhaltsam. Doch Vorsicht: Die Informationen der Plaudertasche sind selten umsonst. Sie hat es gern, wenn sie neue Geheimnisse erfährt, die sie dann ausplaudern kann. Und immer verspricht sie: "Ich erzähle es auch ganz bestimmt niemandem weiter."
Plombenzieher
Sie sind sehr verführerisch, die Plombenzieher. Außerdem schmecken sie herrlich. Aber sie können ganz schön gefährlich werden. Den Plombenzieher kann man in jedem beliebigen Supermarkt kaufen – in allen möglichen Farben und in allen möglichen Geschmacksrichtungen.
Die Plombe selber bekommt man nur beim Zahnarzt. Und das ist meist eher unangenehm. Eine Plombe ist nämlich die Füllung, mit der der Arzt ein Loch im Zahn füllt. Als Plombenzieher werden in der Umgangssprache weiche Bonbons – zum Beispiel Karamell-Bonbons – genannt, die fest an den Zähnen kleben. Also: Sie sollten zuerst einen Plombencheck machen. Oder sie stecken sich den verführerischen Plombenzieher nach Ihrem Zahnarztbesuch in den Mund. Denn mit einer schönen neuen Plombe wird so schnell kein Bonbon mehr zum Plombenzieher.
Promenadenmischung
Die Nase vom Vater, die Ohren von der Mutter und die Haare vom Opa – so kann man erkennen, mit wem jemand verwandt ist. Bei den Hunden hingegen verliert man dann schnell den Überblick.
Wenn früher die Dienstmädchen mit den Hunden eine Promenade – also einen Spaziergang – machten, dann trafen sie andere Dienstmädchen zum Plaudern. Und die Hunde trafen andere Hunde zum Spielen. Wenn man nicht aufpasste, waren sie einige Monate später da: viele kleine Promenadenmischungen. Das Ergebnis solcher Hunde-Schäferstündchen ist mal mehr, mal weniger gelungen: Schäferhunde mit Dackelbeinen oder Doggen mit Pudellocken kommen da schon mal vor. Immerhin ist jede Promenadenmischung einzigartig – während alle Schäferhunde doch irgendwie gleich aussehen.
Pudelmütze
Träger einer Pudelmütze brauchen viel Selbstbewusstsein: Denn meistens wird über jemanden geschmunzelt, der diese Kopfbedeckung in der kalten Jahrszeit trägt.
Eine gestrickte Mütze mit einem dicken, runden und fransigen Etwas, einer Bommel, dran – auf der Straße schauen einem einige Leute erheitert hinterher. Schon zahlreiche Hoch- und Tiefpunkte hat sie hinter sich, die Pudelmütze. Wer sie trägt, gilt als etwas verspielt und kindisch. Wie die Besitzer von Pudeln. Vor allem in den 1970er Jahren war es unter diesen sehr beliebt, das lockige Fell ihrer Hunde zu Frisuren zu schneiden. Als ganz besonders schick galt es, das Fell an der Schwanzspitze rund zu frisieren. So entstand eine Art Bommel. – Und, ob die Pudelmütze nun "in" oder "out" ist: Wichtig ist doch, dass sie wärmt!
Pusteblume
Im Frühling ist sie leuchtend gelb, im Sommer flauschig und weiß – die Pusteblume ist sehr wandelbar.
Pusteblumen sind für Kinder ein Vergnügen. Weil diese Blume viele kleine Samen hat, die man mit kräftigem Pusten lösen kann. Die Samen sehen aus wie kleine Fallschirmspringer und sind so leicht, dass sie mit dem Wind in alle Himmelsrichtungen segeln. Doch bevor die Pusteblume für Kinder so interessant wird, ist sie eine Pflanze mit gelben Blüten und wird Löwenzahn genannt. Im Sommer verwandelt sich der Löwenzahn in eine Pusteblume und bekommt eine weiche, weiße Haube mit vielen kleinen Samen. Und dann heißt es für die Kleinen: Kräftig pusten!
Putzteufel
Wenn man einen Putzteufel im Haus wohnen hat, muss man nie wieder selber spülen oder schrubben und kann vermutlich sogar vom Boden essen.
Die Fenster putzen, Staub wischen, die Gardinen waschen – und am Ende des Tages ist man immer noch nicht zufrieden. Einen solchen Menschen nennt man Putzteufel, obwohl er nicht wirklich böse ist. Er oder sie hat eigentlich nur Angst, dass die Umgebung nicht sauber genug sein könnte – und putzt deshalb wie vom Teufel besessen. Wer es netter formulieren möchte, kann auch "Putzteufelchen" sagen.
Quadratlatschen
Menschen mit Quadratlatschen müssen sich oft Witze anhören. Dabei haben große Füße auch Vorteile.
Machen Sie den Test, ob Sie Quadratlatschen haben: Müssen Sie in spezielle Geschäfte gehen, um passende Schuhe zu finden? Zahlen Sie immer doppelt so viel wie andere für die Pediküre? Wollen sich Ihre Freunde Ihre Schuhe ausleihen, um eine Bootstour darin zu machen? Wenn Sie eine dieser Fragen mit "ja" beantwortet haben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie Quadratlatschen haben. Latschen ist ein umgangssprachliches Wort für Schuhe. Ein Quadrat ist ein Viereck mit vier gleich langen Seiten – eine Form, die ein Fuß nach Möglichkeit nicht haben sollte. Dennoch: Lassen Sie sich nicht ärgern, wenn jemand zu Ihnen sagt: "Was hast du denn für Quadratlatschen?!" Zeigen Sie ihm einfach, dass man mit großen Füßen jemandem sehr kräftig in den Hintern treten kann.
Quotenfrau
Sie ist allein unter Männern. Und das nicht, weil sie sich besonders gut durchsetzen kann. Ganz im Gegenteil …
Statistisch gesehen gibt es in Deutschland zwar etwa gleich viele Frauen und Männer. In vielen deutschen Chefetagen sieht es aber noch ganz anders aus. Frauen sind dort oft die große Ausnahme. Das ist auch der Politik aufgefallen und deswegen versucht man mit der so genannten Frauenquote für Gleichberechtigung zu sorgen. In manchen Männerbereichen sieht man aber lieber eine Quotenfrau, als sich die weibliche Konkurrenz ins Boot zu holen. Die Quotenfrau bekommt ihren Job nämlich nicht aufgrund ihrer Qualifikation, sondern nur um zu zeigen, dass auch Frauen beteiligt werden. Im Gegensatz zur Frauenquote ist das WortQuotenfrau also ganz und gar nicht positiv besetzt. Natürlich kann man mit einer einzigen Frau keine Quote erfüllen. Aber für manche Menschen ist auch die Quotenfrau schon zu viel.
Der Rabauke
Sie machen Spielplätze, Gärten und die ganze Nachbarschaft unsicher: Rabauken. Keiner kann sie stoppen – nicht mal ihre Eltern.
Kein Baum ist ihm zu hoch, keine Pfütze zu tief und kein Hund zu wild: Wenn ein Rabauke unterwegs ist, ist viel los. Es wird getobt, gerannt, gerangelt und geschrien. Ein Rabauke ist ein Kind, das sehr lebhaft ist. Die Eltern ermahnen es: „Hey du Rabauke, zerreiß nicht schon wieder deine Hose, wenn du draußen spielst.“ Oder sie sagen: „Du bist so ein Rabauke. Die Nachbarskinder haben Angst vor dir.“ Rabauken gibt es auch in Groß: Rüpelhafte, aggressive Jugendliche werden mitunter ebenfalls Rabauken genannt. In Deutschland verwendet man das Wort erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Es geht auf das altfranzösische Wort ribaud zurück, das so viel wie Schurke oder Gauner bedeutet. Das Wort wird meist in seiner männlichen Form verwendet – doch auch Mädchen können Rabauken sein. Das Wort Rabaukin hört man allerdings eher selten. Warum wohl?
Rabenmutter
Eine Mutter, die sich schlecht um ihre Kinder kümmert, wird oft als Rabenmutter bezeichnet. Die großen, schwarzen Vögel bürgen allerdings zu Unrecht mit ihrem Namen.
Häufig müssen sich vor allem berufstätige Mütter anhören: "Sie haben ihr Kind mal wieder nicht pünktlich vom Kindergarten abgeholt. Sie sind eine Rabenmutter." Auch die Raben, die großen schwarzen Vögel, haben den Ruf weg, sie vernachlässigten ihre Küken. Kleine Rabenküken verlassen das Nest, noch bevor sie fliegen können, aus eigenem Antrieb. Scheinbar hilflos sitzen sie dann auf dem Boden. Viele glauben, dass ihre Mütter sie aus dem Nest geworfen haben und sich nicht mehr um die Kleinen kümmern. Der Schein trügt jedoch: Rabenmütter füttern ihre Küken noch Wochen, nachdem sie das sichere Nest verlassen haben. Und eine berufstätige Mutter wird versuchen, demnächst pünktlich zu sein.
Der Raffzahn
Gegen einen Raffzahn kann der Zahnarzt nichts ausrichten. Denn dieser Zahn ist kein Teil des Gebisses, sondern ein Typ Mensch.
„Ich will, ich will, ich will!“ – so denkt und handelt ein Raffzahn. Das Verb raffen bedeutet so viel wie an sich reißen. Ein Raffzahn ist in der Umgangssprache jemand, der sich alles nimmt, was er kriegen kann. Mit Zähnen hat das Wort Raffzahn allerdings nichts zu tun. Es beschreibt einen Menschentyp, zum Beispiel jemanden, der schon reich ist, aber noch reicher werden will – und das manchmal auch auf illegale Art und Weise. Als Raffzahn kann man auch ein Kind bezeichnen, das sein Spielzeug um sich sammelt und es nicht mit anderen teilt. Der berühmteste Raffzahn ist wohl die Zeichentrickfigur Dagobert Duck. Die reichste Ente Entenhausens hat so viel Geld, dass sie darin schwimmen kann. Anderen gönnt Dagobert nichts. Nur seine Neffen Tick, Trick und Track bekommen manchmal einen Taler. Nein, nicht jeder einen – einen für drei. Die Neffen sollen schließlich lernen, zu teilen.
Rampensau
Schweine brauchen Essensreste und einen warmen Stall um zu überleben. Rampensäue brauchen nur das Scheinwerferlicht.
Normalerweise sind Schweine genügsame Tiere. Sie fressen Essensreste, leben in Ställen und verstehen sich gut mit ihren Artgenossen. Doch es gibt eine Schweinesorte, die aus der Art schlägt: die Rampensau. Diese ist natürlich kein Schwein, kann sich aber wie eines benehmen. Eine Rampensau ist ein Mensch, der alle Aufmerksamkeit haben will. Wie ein Schauspieler, der auf einer Theaterbühne – der Rampe – steht und dort schweinische Witze macht. Doch wenn eine Rampensau nicht mehr vom Publikum beachtet wird, ist sie nur noch eines: ein armes Schwein.
Rattenschwanz
Ratten können ohne ihren Schwanz nicht gut überleben. Menschen mögen Rattenschwänze nicht besonders – auch im übertragenen Sinne nicht.
Ohne ihren Schwanz hätte die Ratte ein Problem: Sie braucht ihn zum Klettern, zum Balancieren und er regelt sogar ihre Körpertemperatur. Viele Menschen finden die nackten Schwänze von Ratten eklig. Und auch im übertragenen Sinne sind Rattenschwänze höchst unbeliebt. Wenn etwas einen Rattenschwanz nach sich zieht, dann hat es – meist unangenehme – Folgen. Das kann zum Beispiel passieren, wenn man eine ganz kleine Präsentation für seinen Chef vorbereiten muss. Nach und nach wird einem aber klar, wie viel Arbeit wirklich damit verbunden ist. Dann kann man sagen: "Das zieht aber einen Rattenschwanz an Arbeit nach sich!" Auch die Zucht von Ratten kann einen Rattenschwanz nach sich ziehen. Denn ehe man sich versieht, hat man mehrere hundert Rattenbabys und damit auch viele nackte Rattenschwänze …
Die Retourkutsche
Mit Kutschen verbinden wir im Allgemeinen Hochzeiten, Adelige oder Fahrten auf dem Land. Aber wenn die Retourkutsche kommt, wird es alles andere als romantisch.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden viele Fahrten mit Kutschen erledigt. Vor allem in ländlichen Gebieten war die Kutsche das öffentliche Verkehrsmittel schlechthin. Von einem Ort zum anderen fuhren regelmäßig Kutschen. Morgens fuhr eine Kutsche hin, abends die Retourkutsche zurück – eben retour, französisch für zurück. Heute bezeichnet die Retourkutsche eine schlagfertige und gemeine Antwort auf eine Beleidigung oder einen verbalen Angriff. Man kann mit der Retourkutsche sozusagen die Gemeinheit zurückschicken. Und es gibt noch eine berühmte Retourkutsche in Deutschland: die Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin. Diese Statue der Siegesgöttin Victoria auf einem von vier Pferden gezogenen Wagen wurde nämlich von Napoleon bei seiner Eroberung der Stadt mit nach Frankreich genommen. Als die Preußen schließlich Napoleon besiegten, holten sie die Statue zurück nach Berlin. Seitdem heißt sie in Berlin Retourkutsche.
Der Rettungsschirm
Wenn Menschen verschuldet sind, ist oft keine schnelle Rettung in Sicht. Manche Länder in Europa haben es da leichter: Für sie gibt es einen Rettungsschirm.
„Griechenland muss unter den Euro-Rettungsschirm“ und „EU-Finanzminister spannen Rettungsschirm für den Euro“– so oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen der vergangenen Jahre und Monate. Entstanden ist der Begriff Rettungsschirm 2008 in der sogenannten Euro-Krise. Nach und nach gerieten immer mehr europäische Länder in finanzielle Schwierigkeiten. Weil die Staaten, die den Euro als Währung haben, eine Gemeinschaft bilden, helfen sie sich gegenseitig – mit einem sogenannten Rettungsschirm. Der Begriff kommt eigentlich aus der Luftfahrt. Im Notfall kann sich in kleineren Flugzeugen ein Pilot mit dem Rettungsschirm in Sicherheit bringen. So ist es auch mit den Ländern: Der Euro-Rettungsschirm ist für echte Notfälle gedacht. Doch weil ihn immer mehr Länder in Anspruch nehmen müssen, stellt sich die Frage: Wie groß ist dieser Schirm, wenn immer mehr unter ihm Schutz suchen? Oder steht irgendwann dann doch jemand im Regen?
Rosenkrieg
Gibt es statt dem verliebtem Geflüster noch böses Geschrei, ist er ausgebrochen: der Rosenkrieg. Nicht selten endet der vor dem Scheidungsrichter.
Bei der Hochzeit versprechen sich Mann und Frau die Liebe – "bis dass der Tod uns scheidet". Der Kavalier schenkt seiner Liebsten Rosen – allerdings haben die bekanntlich auch Dornen. Ist die Liebe nicht mehr da, der Stolz verletzt und sind die gemeinsamen Träume geplatzt, artet so manche Trennung in einen Rosenkrieg aus. Wer bekommt das Haus, wem gehört das Auto, und wer darf sich um die Kinder kümmern? Als Rosenkrieg wird auch die historische Auseinandersetzung im 15. Jahrhundert zwischen zwei englischen Adelsfamilien bezeichnet, deren Wappen Rosen enthielten. Während dabei einiges Blut floss, sollte der moderne Rosenkrieg nach dem Motto ablaufen: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Rosenmontag
Alle Jahre wieder feiert man im Rheinland Karneval. Einer der wichtigsten Tage dieser verrückten Zeit ist der Rosenmontag. Jung und Alt feiern gemeinsam und gehen auf Süßigkeiten-Jagd...
Miu und Takumi fahren mit dem Zug durch Deutschland: Samstag München, Sonntag Berlin und Montag Köln. Als sie in Köln ankommen, trauen sie ihren Augen nicht, denn auf dem Bahnsteig tanzen Clowns, Cowboys, Engel, Teufel und andere seltsame Gestalten. Vor dem Kölner Dom das gleiche Bild. "Was ist denn hier los?", fragt Miu einen Vampir. "Es ist doch Karneval!", antwortet der, "und heute ist Rosenmontag. Da feiert ganz Köln. Gleich geht der Rosenmontagszug. Den müsst ihr euch anschauen." Miu und Takumi sind verwirrt. Rosenmontag? Zug? Aber zum Glück kann ihnen der Reiseführer weiterhelfen. Dort steht: Der Karnevalsmontag, auch Rosenmontag genannt, ist der Höhepunkt des Karnevals im Rheinland. In vielen Städten wie Köln, Düsseldorf oder Bonn gibt es bunte Paraden – so genannte Rosenmontagszüge. Verkleidete Menschen stehen auf Wagen und werfen den vielen Leuten, die am Rand zuschauen, Süßigkeiten zu."Süßigkeiten? Verkleiden? Das hört sich gut an!", denken sich Miu und Takumi und ziehen sich die bayerischen Hüte an, die sie in München gekauft haben. Jetzt sind sie als typisch japanische Touristen verkleidet. Natürlich machen sie auch viele Fotos …
Rosskur
Nicht nur Pferde werden mit einer Rosskur geheilt. Auch Menschen bekommen diese wenig sanfte Form der Behandlung.
Nicht jeder mag sie, eine Rosskur. Oft ist sie aber nötig, um jemanden zu heilen oder um eine Besserung zu erreichen. Da kocht die Oma der kranken Enkelin einen übel riechenden und bitter schmeckenden Tee, damit sie gesund wird. Eine Regierung erhöht die Steuern, damit der Schuldenberg abgetragen wird; oder ein Hausbesitzer ersetzt alle Teppiche im Haus durch Holzfußböden, weil er nicht ständig die Teppiche reinigen will. Ross ist eine etwas veraltete Bezeichnung für Pferd und eine Kur ist eine Behandlung. Der Begriff Rosskur stammt aus dem Mittelalter. Damals war der Schmied nicht nur für die Hufe der Pferde zuständig, sondern auch für die Gesundheit der Menschen. Er hat zum Beispiel Zähne gezogen. Die Behandlung des Schmieds war sehr unangenehm und darum steht der Begriff Rosskur heute im übertragenen Sinn für eine raue und wenig sensible Behandlung. Aber wie unangenehm sie auch sein mag: in der Regel geht es einem nach einer Rosskur sehr viel besser.
Die Rotzfahne
Rotzfahnen sind eine eklige Angelegenheit. Dennoch sammeln die meisten Menschen in Deutschland ein- bis zweimal im Jahr sogar Rotzfahnen. Neugierig geworden?
Anleitung: Wie kommst du an eine Rotzfahne? Schritt eins: Du brauchst zunächst eine dicke Erkältung. Am leichtesten bekommst du sie, indem du dich da aufhältst, wo viele Menschen sind: in der Straßenbahn, im Büro, im Supermarkt oder im Restaurant. Es gibt bestimmt jemanden, der ordentlich niest und seine Viren in der Luft verteilt. Du brauchst selbst gar nichts zu tun, schon hast du die Erkältung auch. Schritt zwei: Ein Taschentuch muss her, mit dem der Erkältungsschleim – umgangssprachlich auch Rotz genannt – aus der Nase befördert werden kann. Das Taschentuch zusammenknüllen, fertig! Jetzt hast du schon die erste Rotzfahne. Schritt drei für Perfektionisten: Die benutzten Taschentücher auf einen Haufen neben dem Bett werfen und erst wegräumen, wenn die Erkältung vorüber ist. Du willst doch keine Rotzfahne? Egal! Irgendwann im Jahr wirst du sie brauchen.
Rudelgucken
Wenn Anglizismen vermieden werden sollen, kommen manchmal sehr kreative, neue Begriffe dabei raus.
Sommer 2006: Vor dem Kölner Dom haben sich tausende Menschen versammelt. Sie schauen gemeinsam auf einer großen Leinwand Fußball. Während der Fußball-WM in Deutschland wurden in fast allen Städten die Spiele öffentlich gezeigt. Die Leute haben nicht mehr alleine im Wohnzimmer geschaut, sondern sind zum so genannten Public Viewing gegangen. Das ist ein englischer Begriff, der allgemein für öffentliche Präsentation benutzt wird. Weil das Public Viewing in Deutschland so populär war, hat ein Radiosender einen neuen, deutschen Begriff dafür gesucht. Die Hörer durften abstimmen und haben sich für das Wort Rudelgucken entschieden. Ein Rudel ist eigentlich eine Gruppe von Tieren, die zusammenleben wie zum Beispiel Wölfe. Wenn man also in einem Rudel Fußball guckt, dann schaut man gemeinsam mit anderen. Wie gut der Begriff Rudelgucken passte, zeigte sich als Deutschland im Halbfinale gegen Italien verlor. Da haben viele Fußballfans gemeinsam geheult – fast wie ein Rudel Wölfe eben.
Rundumschlag
Fast jeder holt gerne zum Rundumschlag aus. Die Gegner können alle und jeder sein. Opfer gibt es meist jedoch nicht.
Herr Maier und Herr Schmidt treffen sich auf der Straße. Herr Maier hustet, Herr Schmidt humpelt. Beide kommen gerade vom Arzt. Sie sehen nicht sehr glücklich aus. In einem Rundumschlag schimpfen sie auf alles und jeden: Das Autofahren wird immer teurer, in Joghurtbechern ist weniger drin als drauf steht. Ja, und Hustensaft und Schuheinlagen gibt es auch nicht mehr auf Rezept beim Arzt. Holt jemand zu einem Rundumschlag aus, so kritisiert er viele unterschiedliche Dinge oder Personen. Dabei fängt er bei einer Sache an und behandelt noch viele andere direkt mit. Am Ende ist er dann erleichtert. Denn: Das musste einmal gesagt werden. Nur: Hustensaft und Einlagen müssen doch weiter selbst bezahlt werden!
Der Rettungsring
Ein Rettungsring kann im Schwimmbad oder im Meer Leben retten. Was aber passiert, wenn man einen Rettungsring nicht einfach ausziehen kann?
Statistiken haben ergeben: Jeder zweite Deutsche ist zu dick, jeder vierte sogar krankhaft fett. Spätestens ab Mai werben vor allem Frauenzeitschriften mit den neuesten Diäten, weil sich am Strand ja niemand für seine Figur schämen will. Wer ein paar Kilo mehr auf den Hüften hat, bei dem sieht man am Bauch meist kleine oder auch große Fettrollen. Diese können schnell aussehen wie ein ganzer Rettungsring. Den möchte aber eigentlich niemand haben – es sei denn im Wasser, um das eigene Leben zu retten. Besonders ältere Herren neigen zum Rettungsring, aber denen ist es zum Glück meist egal. Recht haben sie: Ein paar Kilo mehr können schließlich auch Leben retten. Denn wie heißt es in einer Redensart so schön: Fett schwimmt immer oben.
Der Rohrkrepierer
Ein Rohrkrepierer konnte früher schnell lebensgefährlich werden. Heute ist er nur noch peinlich oder unangenehm.
Das Wort „Rohrkrepierer“ kommt ursprünglich aus der Sprache des Militärs. Es bezeichnete eine Kugel, die bereits im Lauf des Gewehrs oder im Rohr der Kanone explodierte und nicht mehr auf ihr Ziel abgeschossen werden konnte. Krepieren ist ein umgangssprachlicher Begriff für sterben. Heute nennt man die schlechte Umsetzung einer Idee, die nicht die erwünschte Wirkung hat, einen Rohrkrepierer. Das kann zum Beispiel ein Misserfolg sein oder auch eine Handlung, die jemandem mehr schadet als nutzt. Immerhin: Die Explosion eines Rohrkrepierers im Gewehr oder in der Kanone konnte jeder gut sehen und hören. Heute kann man einen Rohrkrepierer nur gut verstecken und darauf hoffen, dass niemand etwas über ihn erfährt.
Der Rotzlöffel
Mit dem Rotzlöffel kann man nicht essen – nicht nur, weil er kein Teil des Essbestecks ist.
Er strapaziert einem auch die Nerven. Plötzlich fliegt der Löffel beim Essen an die Wand – und der Teller mit dem Spinat gleich hinterher. Die Eltern ermahnen das Kind, doch das lacht nur. Ein Rotzlöffel kann sich nun mal einfach nicht gut benehmen. Denn ein Rotzlöffel ist ein schlecht erzogener Mensch, jemand, der ungehorsam und frech ist und allen auf die Nerven geht. Abgeleitet ist Rotzlöffel von dem alten Wort Laffe, einem abwertenden Begriff für einen eitlen, vorlauten Menschen. Rotz ist die vulgäre Bezeichnung für den Schleim, der jemandem aus der Nase läuft. Dennoch: Wenn der Rotzlöffel allzu frech wird, bekommt er manchmal eins hinter die Löffel. Hoffentlich aber nur sprichwörtlich, denn Schlagen ist nun wirklich keine Lösung – weder für kleine noch für große Rotzlöffel.
Der Saftsack
Ist ein Saftsack eine Getränkeverpackung oder etwa ein besonderer Beutel für Fruchtsäfte? Nicht ganz.
Aus dem Begriff Saftsack könnte man Manches machen. Zum Beispiel könnte man eine Getränkeverpackung so nennen. „Kaufen Sie den Saftsack gefüllt mit leckerem Apfelsaft“ – das klingt doch gut. Oder man könnte einen fruchtigen Cocktail zusammenstellen und ihm den Namen „Süßer Saftsack“ geben. Das ist schön und gut. Wer das Wort Saftsack verwendet, denkt jedoch nicht daran, sondern er ist verärgert – zum Beispiel beim Autofahren. Da wird der Vordermann beschimpft: „Hey, du Saftsack, du fährst ja wie ein Anfänger.“ Auch jemand, der nicht so richtig mutig ist, muss sich anhören: „Du Saftsack hast ja gar keinen Mumm in den Knochen.“ Saftsack ist also eine Beleidigung. Allerdings: Einen Saftsack im eigentlichen Wortsinn gibt es auch. Hier die Anleitung: Man nehme ein Leinentuch, gebe das Obst hinein, drehe das Tuch zu einem Beutel zusammen und drücke den Saft aus.
Salamitaktik
Eine ganze Salami wiegt ziemlich viel. Dabei besteht sie doch eigentlich nur aus vielen, vielen dünnen Scheiben, die alle ganz leicht sind.
Sehr verlockend sieht sie aus, diese Salami. Aber eigentlich dürfen Sie gar nichts davon essen. Na ja, egal. Nur eine kleine Scheibe. Das wird schließlich ja niemand merken! Aus einer Scheibe werden zwei, drei, vier … Es wird nicht lange dauern, bis von der Salami nur noch ein kleines Stück übrig ist. Wer die Salamitaktik einmal beherrscht, kann sie in allen Lebenslagen anwenden: Kinder bei Taschengeldverhandlungen mit den Eltern, Politiker bei Steuererhöhungen und so weiter. Stück für Stück lässt sich manchmal mehr erreichen als mit großen Forderungen. Denn so merkt ihr Gegenüber gar nicht, wie viele Scheiben Salami Sie schon gegessen haben.
Saubermann
Saubermann – das klingt zunächst wie der Traum aller Hausfrauen. Leider aber verspricht der Saubermann mehr als er halten kann.
Der Saubermann ist jemand, der nach außen hin sehr korrekt und ehrlich wirkt. So kämpft er für ein Alkoholverbot am Steuer, betrügt eigentlich nie seine Frau, zahlt brav seine Steuern. Man könnte auch sagen, er hat scheinbar eine weiße Weste, die er jedem zeigt und die jeder sehen kann. In Wirklichkeit hat er aber Dreck am Stecken, den nur niemand sehen kann. So fährt er nach einer ausgelassenen Party selber betrunken Auto und hat eine oder mehrere Geliebte. Der Saubermann wirkt also nur sauber, ist es aber nicht. Und zu Hause macht wahrscheinlich seine Putzfrau sauber – natürlich in Schwarzarbeit.
Sauklaue
Wie sieht es aus, wenn ein Schwein mit seinen Füßen schreibt? Genau so muss man sich eine Sauklaue vorstellen.
Im Deutschen müssen Schweine oft für negative Begriffe ihren Namen hergeben. Auch bei Sauklaue trifft das zu. Klaue ist die Bezeichnung für die Füße des Schweins. Sau ist der Begriff für ein weibliches Schwein und kann auch eine Beleidigung sein. Würde eine Sau schreiben – was sie ja nicht kann – dann ist eins klar: man könnte es nicht lesen. "Du hast aber eine Sauklaue" ist die umgangssprachliche Beschreibung dafür, dass man etwas nicht lesen kann, was ein anderer geschrieben hat. Er oder sie hat sich keine Mühe gegeben, schön zu schreiben, also alle Wörter und Buchstaben deutlich und lesbar aufzuschreiben. Wer Missverständnisse vermeiden will, sollte also keine Sauklaue haben.
Scherzkeks
Zu Tee, Kaffee oder einfach mal zwischendurch – ein Keks schmeckt immer. Scherzkekse sind allerdings manchmal richtig ungenießbar.
"Warum haben Giraffen so einen langen Hals? Weil der Kopf so weit oben ist" – Haben Sie über diesen Witz gelacht? Wahrscheinlich nicht. Denn er ist nicht besonders lustig. Wenn jemand einen Witz erzählt, den man nicht komisch findet, kann man zu demjenigen sagen: "Du bist aber ein Scherzkeks". Ein Scherz ist ein lustiger Spruch oder ein Witz, der andere zum Lachen bringen soll. Ein Keks ist ein kleines, süßes Gebäck. Scherzkeks ist eine ironische Bezeichnung für jemanden, der keine guten Witze macht und davon viel zu viele.
Die Schlagzeile
Eine gute Schlagzeile sieht man sofort: Und wer sie einmal gesehen hat, der kann nicht mehr wegschauen. Das zumindest ist ihre Aufgabe.
Die Schlagzeile ist groß, spannend und macht neugierig. Denn die Schlagzeile soll Leser dazu bringen, eine Zeitung oder Zeitschrift zu kaufen. Sie ist die Überschrift des wichtigsten Artikels auf Seite Eins. Besonders bei Boulevardzeitungen sind gut sichtbare Schlagzeilen in großen bunten Buchstaben sehr wichtig. Man wird über das Intimleben von Prominenten, Verbrechen und Katastrophen informiert oder erfährt etwas über geheime Angelegenheiten aus Politik und Wirtschaft. Für diese Zeitungen gibt es kein Tabu. Denn die Schlagzeile sollte einschlagen wie ein Blitz – sie muss den Leser überraschen und ihn neugierig auf mehr machen. Wer also für Schlagzeilen sorgt, der ist entweder sehr berühmt oder in einen riesigen Skandal verwickelt – am besten beides zusammen, dann schafft man es auch auf die Seite Eins.
Schlaumeier
Nicht jeder, der Meier heißt, ist ein Schlaumeier. Zum Glück, denn Schlaumeier sind eher unbeliebt.
"Scheiße sagt man nicht" – das ist ein typischer Satz eines Schlaumeiers. Egal, ob es darum geht, wie man sich richtig benehmen muss, oder wie etwas richtig geschrieben oder gesagt wird: der Schlaumeier weiß immer alles besser. Meier ist ein ganz häufiger Nachname in Deutschland – wie Müller und Berger. Deshalb findet man auch manchmal den Ausdruck Schlauberger .Jemand, der schlau ist, weiß viel, ist klug, manchmal auch raffiniert. Schlaumeier ist trotzdem kein Kompliment. Denn jemand, der immer alles besser weiß, ist eher unbeliebt. Eine andere Bezeichnung für Schlaumeier ist übrigens Streber oder Klugscheißer. Aber Scheiße sagt man ja nicht...!
Der Schluckspecht
Wer Schluckspechte sehen will, sollte sich abends auf die Lauer legen.
Hier eine kleine Vogelkunde. Schluckspechte findet man überall: auf dem Land, in der Stadt, sogar im Urlaub. Wer sie beobachten will, sollte möglichst in den Abendstunden nach ihnen Ausschau halten. Meist tun sich Schluckspechte in Gruppen zusammen. Ihre Lieblingsgetränke sind Schnaps und Bier. Zu späterer Stunde fällt den Schluckspechten daher die Fortbewegung schwer. Auch die Stimme leidet. Schluckspechte äußern sich sehr undeutlich oder singen laut und unschön. Obwohl das hier klingt wie eine Beschreibung aus einem Tierlexikon, ist der Schluckspecht keine Tierart. Schluckspechte sind Menschen, die viel Alkohol trinken. Nur warum musste gerade der Specht – ein kleiner Vogel, der fast überall auf der Welt in Wäldern lebt – seinen Namen hergeben? Wenn er an den Bäumen pickt, trinkt er den Rindensaft. Auch er ist also ein Schluckspecht. Prost!
Die Schnabeltasse
Tassen haben weder Flügel noch Krallen. Aber manche haben einen Schnabel. Und das hat einen besonderen Grund.
Tassen gibt es für jeden Anlass. Aus Teetassen trinkt man normalerweise Tee, aus Kaffeetassen Kaffee. Und Suppentassen sind für Suppe da. Dass man aus Schnabeltassen keine Schnäbel trinken kann, ist wohl klar. In diesem Fall sagt der Zusatz Schnabel nichts über den Inhalt der Tasse aus, sondern über die Form. Die Tasse selbst hat einen Deckel mit einem Mundstück, das aussieht wie ein Vogelschnabel. Eine Schnabeltasse ist für diejenigen, die im Bett liegen und deshalb nicht aus einer Tasse oder einem Glas trinken können oder für die, die es erst lernen müssen – wie Babys. Wer sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfunden hat, ist nicht ganz klar, ihr Verwendungszweck schon. In Heilbädern konnte heißes Wasser aus Quellen mit Hilfe dieses besonderen Bechers in kleinen Schlucken getrunken werden. Durch den „Schnabel“ kühlte es sich etwas ab. Und für diejenigen, die ihren Kaffee oder Tee mal nicht aus einer normalen Tasse trinken können, gibt's hier einen Tipp: einfach in eine Schnabeltasse umfüllen.
Simsen
Seit viele Menschen ein Mobiltelefon oder ein Smartphone haben, gehört auch das Simsen zur täglichen Praxis.
Mal simst man nur wenig, mal eher viel. Manchem reichen 40 Zeichen, mancher braucht 160 Zeichen. Jeden Tag schicken Menschen Kurznachrichten von Handy zu Handy, die alle wichtigen Informationen enthalten sollen. Sie schreiben, wo sie sind, was sie gerade machen und wie es ihnen geht. Sie melden sich bei ihren Geschäftspartnern, ihrer Familie und ihren Freunden auf der ganzen Welt. Für viele Leute ist die SMS ein wichtiges Kommunikationsmittel geworden. Da ist es kein Wunder, dass sich aus der Abkürzung SMS für Short Message Service auch ein Verb entwickelt hat: simsen. Zu umständlich wäre: "Schreib mir doch eine SMS!" Aber warum heißt es simsen und nicht smsen? Simsen kann man viel leichter aussprechen als smsen. Das Wort der Woche lässt sich diesmal übrigens auch ganz schnell auf SMS-Länge erklären: Liebe Deutschlernerinnen und Deutschlerner. Simsen ist die umgangssprachliche Bezeichnung für das Versenden einer SMS.
Sitzfleisch
Wer Sitzfleisch hat, der kann geduldig auf etwas warten. Doch die Ausdauer eines Menschen hängt nicht von der Größe seines Hinterteils ab.
Worauf sitzen die Menschen? Auf ihrem Hintern natürlich. Wenn jemand zu einem sagt, "du hast Sitzfleisch", dann bezieht sich das aber nicht auf die Größe oder die Breite des Hinterteils. Es bedeutet einfach, dass man lange und geduldig auf etwas warten kann. Sitzfleisch zu haben ist in vielen Situationen wichtig. Wenn man im Wartezimmer eines Arztes oder in einer langweiligen Besprechung sitzt. Manchmal ist man aber auch genervt vom Sitzfleisch anderer Menschen. Zum Beispiel, wenn man Gäste hat, die einfach nicht gehen wollen, obwohl man selbst schon lange nicht mehr sitzen kann und einfach nur schlafen möchte.
Sommerloch
Nicht der Sommer hat ein Loch. Nur die Journalisten haben eines, nämlich in ihrer Berichterstattung.
Wenn das Sommerloch droht, gerät so mancher Journalist in Panik: ganz wenige Staatsbesuche, keine Entscheidungen im Parlament, keine politischen Debatten, über die berichtet werden kann. Selbst die Kaninchenzüchter sind fast alle im Urlaub. Und genau darauf bezieht sich das "Sommerloch": gemeint sind in der Regel die Monate, in denen die Sommerferien liegen – also Juni, Juli und August. In dieser Zeit schließen nicht nur die Schulen, sondern auch viele Betriebe. Auch das Parlament tagt nicht. Die meisten fahren in den Urlaub. Das Nachrichtenloch muss dann in irgendeiner Form gefüllt werden. Darum wird dann schon mal über sehr unwichtige Themen berichtet.
Der Sonntagsfahrer
Der Sonntagsfahrer wird nur selten auf den Straßen und Autobahnen gesichtet. Allerdings ist er, anders als sein Name unterstellt, nicht nur am Wochenende unterwegs.
Ein seltenes Geschöpf ist der Sonntagsfahrer. Nur wenige Exemplare gibt es in Deutschland – nicht zuletzt, weil es dort auf der Autobahn stellenweise kein Geschwindigkeitslimit gibt. Und das ist auch gleichzeitig der Grund, warum der Sonntagsfahrer in Deutschland als so lästig gilt. In der Stadt kriecht er wie eine Schnecke vor sich hin, auf der Autobahn ist er mit höchstens 60 Kilometern pro Stunde unterwegs. Er bevorzugt Tempo-30-Zonen, denn da fällt er – beziehungsweise sie – nicht auf. Ein Sonntagsfahrer ist also jemand, der nicht besonders gut Auto fahren kann. Entweder ist er ganz schön aus der Übung oder er kommt mit dem Auto einfach nicht zurecht. Er fährt, so glaubt man, eben nur sonntags Auto, wenn er mit der Familie einen gemütlichen Ausflug aufs Land macht. Er hat es halt nicht eilig. Und das wiederum kann ja ganz schön entspannend sein – zumindest für ihn.
Der Spaßvogel
Welcher Vogel hat keine Flügel, keine Federn und keinen Schnabel? Der Spaßvogel!
Papageien sind lustige Vögel – einige von ihnen können sogar sprechen. Sie wie auch viele andere Vögel bereiten Menschen mit ihrem Verhalten Spaß. Spaßvögel sind sie deshalb alle nicht. Ein Spaßvogel ist nämlich gar kein Vogel. Das Wort Spaß geht zurück auf das lateinische Wort espassare. Das bedeutet so viel wie sich die Zeit vertreiben. Und das tut ein menschlicher Spaßvogel. Er beschäftigt sich damit, andere Menschen zu unterhalten – zum Beispiel mit Witzen. So fragt ein Spaßvogel zum Beispiel: „Warum steht die Freiheitsstatue in New York?“. Die Antwort lautet: „Weil sie nicht sitzen kann.“ Der „Tod“ eines jeden Spaßvogels ist jedoch, wenn keiner über seine Witze lachen kann. Wer nämlich zu hören bekommt: „Haha, du bist vielleicht ein Spaßvogel“, sollte sich Gedanken machen. Denn eigentlich findet ihn keiner lustig.
Staubfänger
Staub ist überall. Doch zum Glück kann man etwas gegen ihn tun. Man kann ihn aufsaugen oder weg wedeln. Aber kann man Staub auch fangen?
Was tut man, wenn man eine verstaubte Wohnung hat? Sollte man lieber einen Staubfänger, einen Staubwedel oder ein feuchtes Staubtuch besorgen? Klingt eigentlich alles ganz gut, finden Sie? Ein Staubfänger ist nicht etwa ein Mensch, der durch die Wohnung geht und den Staub einfängt. Das wäre zwar ein witziger Beruf, ist aber falsch. Ein Staubfänger ist ein Gegenstand in der Wohnung, der nur selten benutzt oder bewegt wird, zum Beispiel eine Porzellanfigur. Sie steht im Regal und schon nach ein paar Wochen liegt eine dicke Schicht Staub darauf. Alter Hausfrauentrick: Man greift zum feuchten Staubtuch, denn Staubwedel verteilen den Staub nur in der Luft. Wer darauf keine Lust hat, sollte alle Staubfänger in eine Kiste packen und in den Keller stellen. Dort kann sich ja eine dicke Staubschicht auf sie legen – und die fällt dann nur den Kellermäusen auf.
Die Strohwitwe
Eine Strohwitwe ist eine besondere Frau. Sie lebt alleine – zumindest für eine gewisse Zeit. Ihr Partner ist aber nicht gestorben.
„Dieses Wochenende bin ich Strohwitwe“, sagt Anne. Ist das ein Grund, ihr zu sagen oder zu schreiben, wie sehr man den Tod ihres Partners bedauert? Schließlich ist eine Witwe jemand, deren Mann nicht mehr lebt. Und auf Stroh, also getrocknetem Gras, wird sie aus Trauer bestimmt nicht schlafen. Nein, eine Strohwitwe ist eine Frau, die für eine bestimmte Zeit ohne Partner ist – wenn dieser zum Beispiel am Wochenende nicht da ist. Das Wort geht zurück auf den Begriff der Gras- oder Strohbraut. Früher wurde so ein Mädchen genannt, das keine Jungfrau und unverheiratet war. Und weil es keinen Brautkranz aus Gras oder Stroh auf dem Kopf getragen hatte, machte man sich auf diese Weise über es lustig. Das Mädchen war keine richtige Braut, genauso wie eine Strohwitwe keine richtige Witwe ist. Anne jedenfalls nutzt ihr Strohwitwenleben, um mit ihren Freundinnen shoppen zu gehen. Übrigens: Am kommenden Wochenende ist ihr Mann Strohwitwer.
Der Stubenhocker
Stubenhocker sind keine Stühle. Es sind Menschen, die etwas ganz besonders gerne machen – und etwas anderes nicht.
Einen Spaziergang machen, mit Freunden ins Kino gehen, Fahrrad fahren oder an Silvester ordentlich feiern: Für einen Stubenhocker ist das unvorstellbar! Der ist nämlich zufrieden, wenn er einfach nur zu Hause bleiben kann. Stube ist ein alter Begriff für einen warmen Wohnraum. In fast jedem Haus oder jeder Wohnung ist das entweder ein Wohnzimmer oder auch die Wohnküche. Da stehen Sitzmöbel und meist auch ein Fernseher. Hocken ist in diesem Fall ein umgangssprachlicher Begriff für sitzen. Einfach nur auf dem Sofa sitzen, fernsehen oder ein gutes Buch lesen: So sieht der ideale Tag für den Stubenhocker – oder die Stubenhockerin – aus. Und ein Silvesterfeuerwerk kann man schließlich auch zu Hause vor der eigenen Tür anschauen!
Tapetenwechsel
Wenn man sich langweilt, sitzt man in seinem Zimmer, starrt auf die Tapete und sieht immer nur das gleiche Muster. Dann muss man raus, dann braucht man einen Tapetenwechsel.
Wenn man keine Lust mehr hat, jeden Tag die gleichen langweiligen Dinge zu erleben, dann braucht man dringend einen Tapetenwechsel. Das bedeutet jedoch nicht, dass man tatsächlich die alte, weiße Tapete abreißt und eine neue, bunte Tapete anklebt. Wer einen Tapetenwechsel braucht, muss mal raus aus der gewohnten Umgebung und etwas Neues sehen. Man muss also nicht unbedingt seine Wohnung renovieren, um dem Alltag zu entkommen.
Das Techtelmechtel
An Karneval, an Silvester und bei vielen öffentlichen Festen ist das Techtelmechtel allgegenwärtig. Und das liegt nicht zuletzt am Alkohol.
Das Wort Techtelmechtel klingt nicht nur lustig – wer eines hat, der hat wahrscheinlich auch Spaß dabei. Denn das Techtelmechtel ist eine nicht sehr ernste Liebschaft. Das eigenartige Wort kommt wahrscheinlich vom jiddischen tachti, was so viel wie heimlich bedeutet. Der zweite Teil des Worts –mechtel – hat selbst keine Bedeutung und ist nur ein Reim auf techtel. Ursprünglich war ein Techtelmechtel eine heimliche Liebschaft. Heute kann es alles Mögliche bezeichnen: vom unverbindlichen Flirt über die harmlose Romanze bis hin zum heimlichen Seitensprung. Aber an Karneval bekommt das Techtelmechtel sehr oft noch etwas Geheimnisvolles, denn spätestens an Aschermittwoch legen alle ihre Kostüme wieder ab und sind nüchtern nicht mehr wiederzuerkennen …
Tussi
"Diese blöde Tussi": Ob Tussi oder Tusse – wer so genannt wird, hat keinen positiven Eindruck bei anderen hinterlassen.
T(h)(o)usnelda: Es gibt viele Schreibweisen. Egal wie ihr Name richtig geschrieben wird – zumindest scheint die Germanin Thusnelda keine Tussi gewesen zu sein. Diese trägt meist dickes Make-up, grellen Lidschatten und ist sehr eitel. Eine Tussi jammert viel, ist nie zufrieden. Manche sagen ihr nach, sie sei ungebildet und oberflächlich. Alles in allem also eine sehr unsympathische Person. Nicht so die germanische Namensgeberin: die schwangere Thusnelda wurde von ihrem eigenen Vater entführt und den Römern ausgeliefert. Während ihrer Gefangenschaft blieb sie tapfer und ging in die Geschichte ein.
Vatermörder
"Ich habe einen Vatermörder im Schrank". Das klingt gefährlich, ist es aber nicht. Denn ein Vatermörder ist gar kein Mensch.
1834: eine feine Gesellschaft macht ein Picknick. Es ist warm und die Damen und Herren essen und trinken viel. Auf einmal greift sich ein Mann an den Hals, läuft rot an und fällt in Ohnmacht. Was ist passiert? Es handelt sich nicht etwa um einen Krimi, aber ein Mörder kommt in der Geschichte trotzdem vor – ein Vatermörder. Das ist in diesem Fall kein Sohn, der seinen Vater tötet. Ein Vatermörder ist ein steifer Kragen. Im 19. Jahrhundert trug fast jeder Mann so einen Kragen über dem Hemd – es galt als schick. Doch die engen Kleidungsstücke hatten einen großen Nachteil: Manchmal waren sie so eng, dass sie den Männern die Luft abschnürten und diese dann ohnmächtig wurden. Rätsel gelöst!
Vokuhila
Sie war in den 80er Jahren modern und sah angeblich auch gut aus: die Vokuhila.
Heute lässt sich jedoch kaum noch jemand die Haare vorne kurz schneiden und hinten lang wachsen. Dieses Wort hört sich gar nicht deutsch an. Denn Vokuhila ist eine Abkürzung. Sie steht für vorne-kurz-hinten-lang. Damit ist eine Frisur gemeint, die in den 80er Jahren sehr beliebt war. Die Haare oben auf Kopf wurden sehr kurz geschnitten, die Haare am Hinterkopf blieben jedoch lang. Männer und Frauen haben sich diese Frisur damals schneiden lassen. Heute ist sie allerdings eher unmodern.
Warmduscher
Die Temperatur der morgendlichen Dusche sagt eigentlich nichts über den Charakter eines Menschen aus.
Wer kalt duscht, gilt trotzdem als besonders mutiger Mensch. Morgens schön warm duschen – so fängt der Tag gut an. Das finden zumindest die meisten Menschen. In den letzten Jahren ist Warmduscher allerdings eine Art Schimpfwort geworden. Als Warmduscher bezeichnet man gerne Personen, die man für zu empfindlich hält. Wenn jemand zum Beispiel bei jeder körperlichen Anstrengung zu jammern anfängt, dann kann man denjenigen einen Warmduscher nennen. Natürlich hat die Wassertemperatur nichts mit dem Charakter einer Person zu tun. Aber wer kalt duscht, gilt eben als besonders mutiger Mensch. Und Sie? Duschen Sie gerne warm?
Die Warteschleife
In der Warteschleife kann man möglicherweise sehr lange warten. Aber es gibt einen guten Trick, um das Warten zu beenden.
Wer von uns Deutschen kennt das nicht? Es gibt Probleme mit einem technischen Gerät. Der erste Gedanke ist, bei der Telefon-Hotline des jeweiligen Unternehmens anzurufen, um sich Hilfe zu holen. Oft hört man dann statt einer helfenden Stimme erst mal Musik, und danach die Ansage: „Leider sind zurzeit alle Leitungen belegt, der nächste freie Mitarbeiter ist gleich für Sie da.“ Danach kommt wieder Musik, dann die Ansage, und wieder Musik. Man ist in der Warteschleife gelandet. So geht es dann immer wieder rund, von der Musik zur Ansage und von der Ansage zur Musik. Wer jetzt beim Lesen schon genug hat, kann verstehen, wie schlimm es ist, wenn man tatsächlich in der Warteschleife hängt. Aber zum Glück gibt es wie bei einer richtigen Schleife, die man öffnen kann, irgendwann ein Entkommen. Notfalls legt man einfach auf und versucht, das technische Problem doch alleine zu lösen.
Waschbrettbauch
Er ist hart und bei einigen Menschen sehr beliebt: der Waschbrettbauch. Um ihn zu bekommen, ist aber hartes Training nötig.
So bekommen Sie einen Waschbrettbauch: Machen Sie täglich 50 Sit-ups. Essen sie fettfrei. Halten Sie sich von Süßigkeiten fern. Nach ein paar Wochen werden sie wachsen: die sechs Muskeln am Bauch. Dann haben Sie einen Waschbrettbauch. Ein Waschbrett ist ein Gerät, das früher zum Wäschewaschen verwendet wurde. Mit viel Kraft haben die Wäscherinnen damals die Kleidung über eine Art geriffeltes Brett geschrubbt. Eine schwere Arbeit. Genau wie das Training für einen Waschbrettbauch. Denn die Fettschicht am Bauch ist hartnäckig. Ein kleiner Trost: Jeder Mensch hat eigentlich einen Waschbrettbauch. Bei manchen versteckt er sich nur unter dem Speck.
Wasserrate
Wasserratten haben eine besondere Eigenschaft: Sie lieben das Wasser und verlassen es nur sehr ungern.
Der Vater versucht, seinem Sohn Schwimmen beizubringen. Nach einer halben Stunde will der Sohn das Wasser verlassen, weil er keine Lust mehr hat. "Jetzt schon?", wundert sich der Vater. Ganz eindeutig: Der Junge ist keine Wasserratte. Denn Wasserratte ist eine liebevoll gemeinte Bezeichnung für jemanden, der sehr gerne schwimmt – egal bei welcher Wassertemperatur, egal bei welchem Wetter, egal wie lange. Vielleicht kommt der Name daher, weil der Schwimmstil von Kindern an den von Wasserratten erinnert. Die Tiere paddeln nämlich auch mit den Beinen und versuchen, ihren Kopf über Wasser zu halten. Aus manchen Menschen werden trotz anfangs mühsamer Schwimmübungen Wasserratten. Andere aber entwickeln sich zu Landratten, die lieber am Wasser liegen und die Wasserratten beobachten.
Wechseljahre
Mit dem Jahreswechsel haben die Wechseljahre nichts zu tun. Aber wenn sie vorbei sind, ist vieles nicht mehr so wie früher.
Meist kündigen sie sich körperlich an. Man bricht plötzlich in Schweiß aus, der Zeiger auf der Waage steigt trotz Hungerkuren langsam nach oben und ohne Anlass reagiert man empfindlich wie eine Mimose: Dann ist frau nicht krank, sondern in den Wechseljahren. In dieser Zeit verändert sich bei Frauen die Produktion von Hormonen. Sie können dann unter anderem auch keine Kinder mehr bekommen. Und auch das eigene Leben wird häufig überdacht. So wechseln manche Frauen in den Wechseljahren auch den Mann – vielleicht ja, weil der in seiner Midlife-Crisis gerade unerträglich ist.
Der Weckmann
Besonders Kinder lieben ihn, den Weckmann. Das ist nicht gut für ihn. Selten bekommt er nur einen Arm abgebissen...
Er hat eine gute Figur, die dunklen Augen schauen freundlich. Einen richtigen Mund hat er nicht, dafür aber eine Pfeife. Aber nicht nur das: Er duftet verführerisch und schmeckt sehr, sehr gut. Es ist ein Genuss, in die Arme hineinzubeißen und die dunklen Augen mit den Fingern herauszuholen. Was wie Menschenfresserei klingt, ist eine deutsche Tradition. Bei dem Mann handelt es sich nicht um einen echten Menschen, sondern um eine Figur aus Teig. Ein Wecken ist ein Gebäck aus Mehl, Salz, Hefe und Wasser. Den Weckmann – wie er im Rheinland genannt wird – bekommen Kinder zum Sankt Martinsfest oder zum Nikolausfest geschenkt. Außerdem kann man ihn in Bäckereien dann kaufen. Wer allerdings in anderen Regionen Deutschlands einen Weckmann verlangt, wird nicht immer verstanden. Der kleine Kerl hat auch andere Namen: Stutenkerl heißt er zum Beispiel in Niedersachsen, Kiepenkerl in Westfalen, in Süddeutschland Dambedei oder auch Klausenmann. Egal, wie er auch heißt: Es ist sehr gemütlich, nach einem langen Winterspaziergang einen Weckmann zu einem warmen Kakao zu essen.
windelweich
In einer weichen frischen Windel fühlt sich jedes Baby wohl. Doch Erwachsene werden beim Wort „windelweich“ schnell ganz blass um die Nase.
Windelweich – da denkt man in Deutschland sofort nur an etwas ganz Bestimmtes und das ist für alle wirklich unangenehm. Denn windelweich wird immer in Kombination mit prügeln oder schlagen verwendet und bezeichnet die Tatsache, dass jemandem körperlich Gewalt angetan wird. Wenn man also jemanden windelweich prügelt, dann schlägt man so lange auf ihn ein, bis sich seine Muskeln tatsächlich so weich und schwach anfühlen wie eine Windel. Das klingt ziemlich schmerzhaft und daher wird heutzutage zum Glück meist nur damit gedroht, jemanden windelweich zu schlagen. Spricht man aber tatsächlich über eine Windel für Babys, dann ist meist von kuschelweich die Rede – das weckt dann auch bei Erwachsenen durchweg positive Gedanken und Gefühle.
Die Wollmäuse
Sie lauern hinter dem Sofa, in den Zimmerecken und unter dem Bett und sie vermehren sich wahnsinnig schnell – wenn man nicht regelmäßig putzt.
Wenn es in Ihrer Wohnung aussieht wie in einer leergefegten Westernstadt, in der die vertrockneten Büsche durch die Gegend rollen, dann haben Sie die Mäuse im Haus – und zwar eine besondere Gattung: die Wollmäuse. Da haben Sie fast noch Glück gehabt! Die Wollmäuse werden immerhin nichts annagen, denn sie bestehen nur aus Staub. Wenn der Staub in der Wohnung nämlich lange genug liegen bleibt, dann formt er sich zu kleinen grauen Kugeln. Und die sehen dann aus wie flauschige kleine Mäuse. Wollmäuse kann man im Gegensatz zu echten Mäusen zwar nicht mit einer Mausefalle fangen, aber ein Staubsauger wirkt wahre Wunder gegen die Mäuseplage!
Das Wunschkonzert
Ist das Leben ein Wunschkonzert oder nicht? Das ist eine Frage der Lebenseinstellung.
Spülen nach einem Fünf-Gänge-Menü, Listen abtippen im Büro oder Rasenmähen auf einer riesigen Wiese: All das sind Aufgaben, die die meisten Menschen nur ungern machen. Wer darüber schimpft, kriegt vielleicht zu hören: „Tja, das Leben ist eben kein Wunschkonzert.“ Bei einem Wunschkonzert darf sich das Publikum die Lieder wünschen, die gespielt werden sollen. Leute, die darauf hinweisen, dass das Leben kein Wunschkonzert ist, wollen, dass man realistisch ist. Sie meinen, dass man eben auch Sachen machen muss, auf die man keine Lust hat. Das ist eine Lebenseinstellung, die nicht jeder teilt. Wer lieber alles positiv sehen will, kann mit dem Satz von Pippi Langstrumpf antworten: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.“
Zappelphilipp
Ein Zappelphilipp heißt nicht unbedingt Philipp. Er kann auch Anton, Theo oder Emil heißen – und sogar Mia, Sophie oder Emma.
„Ob der Philipp heute still / Wohl bei Tische sitzen will?‘ / Also sprach in ernstem Ton / Der Papa zu seinem Sohn.“ So beginnt die Geschichte vom Zappelphilipp im 1845 erschienenen Kinderbuch „Der Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann. Zappeln ist eine kurze, schnelle, unruhige Bewegung. Auch heute noch nennt man Kinder, die einfach nicht stillsitzen können, umgangssprachlich Zappelphilipp– egal, ob sie Jungen oder Mädchen sind. In seinem umstrittenen Buch erzählt Hoffmann in mehreren kurzen Geschichten von ungehorsamen Kindern, die alle am Ende eine schlimme Strafe erwartet. Der Zappelphilipp hat da vergleichsweise noch Glück: Er kippt nur mit seinem Stuhl um. Andere Kinder im „Struwwelpeter“ hingegen verschwinden einfach oder sterben sogar.
Zaungast
Sie stehen hinter der Absperrung und schauen von außen zu – Zaungäste gibt es bei Konzerten, aber auch in der Politik. Wenn eine Band im Freien ein Konzert gibt, setzen sich manche Leute einfach in die Nähe, um etwas von der Musik mitzubekommen. Sie haben zwar keine so guten Plätze, aber dafür zahlen sie auch keinen Eintritt. Weil sie hinter der Absperrung stehen, werden sie Zaungäste genannt, der Zaun steht also für die Trennung zweier Bereiche. Als Zaungast bezeichnet man aber auch Menschen, die ein Ereignis zwar beobachten, aber nicht eingreifen können, was zum Beispiel oft in der Politik der Fall ist.
Die Zettelwirtschaft
Briefe, Urlaubskarten und Prospekte – alles durcheinander: Wenn der Schreibtisch so oder so ähnlich aussieht, herrscht eine Zettelwirtschaft. Stromrechnungen, ein Schreiben von der Krankenkasse, Kontoauszüge, ein Brief vom Vermieter – und alles liegt ungeordnet auf dem Schreibtisch. „Was ist das denn für eine Zettelwirtschaft?“, fragen ordentliche Menschen entsetzt. Als „Zettel“ bezeichnet man eigentlich alles, was aus Papier ist. „Wirtschaft“ hat im Deutschen viele Bedeutungen – hier geht es um das Verb „wirtschaften“. Jemand, der wirtschaftet, erledigt Arbeiten im Haus. Ruft jemand: „Was für eine schöne Wirtschaft!“, meint er damit, dass hier eine große Unordnung herrscht – wie bei einer Zettelwirtschaft. Manche Menschen können dabei aber am besten arbeiten und ihnen kommen gute Ideen. Andere dagegen haben das Gefühl, sofort alles wegräumen zu müssen. Wie immer, wenn es um Ordnung geht, kann man nur sagen: Jeder so, wie er mag. Schwierig wird es erst, wenn sich der chaotische „Zettelwirtschaftler“ und der ordentliche „Wegräumer“ ein Büro teilen müssen …